„Für jeden Menschen die passende Kleidung.“ Das ist der Wunsch der Marktheidenfelder Schneiderin Barbara Schwarzkopf. Neben ihrer Arbeit als Änderungsschneiderin wagt sie sich nun auf neue Wege: Gothic und Mittelaltergewandungen – mit Maßanfertigungen nach persönlichen Wünschen.
Die Gothic-Kultur entstand Ende der 1970er Jahre. Zunächst wurde damit ein Stil der Punk- und Rockmusik beschrieben. Später wurde der Begriff auf die entstehende Jugendkultur übertragen. Er vermittelt etwas Düsteres und Schauriges.
Die gebürtige Hafenlohrerin hat das Handwerk bei Walter Hofmann in ihrem Heimatort „von der Pike auf gelernt“, erzählt sie. Seit Kindheitstagen war das ihr Traum: „Ich wollte nie einen anderen Beruf.“ Nach kurzer Anstellung in einer Kleiderfabrik und wenigen Jahren fachfremder Arbeit machte sich Schwarzkopf vor 13 Jahren selbstständig. Sie habe sich einen großen Kundenstamm aufgebaut und dessen Wünsche erfüllt. Jetzt, da ihre beiden Söhne erwachsen sind, will die 48-jährige Schwarzkopf wieder mehr arbeiten.
Schon seit ihrer Jugend ist sie fasziniert von Gothic und Mittelalter. „Das Mystische finde ich total spannend“, erklärt sie, „da hängt mein Herz dran.“ Auch Mittelaltermärkte zogen die Marktheidenfelderin schon immer an. Deshalb hatte sie den Plan im Kopf, etwas in dieser Sparte aufzubauen. Der Entschluss fiel im Dezember 2014. Ausschlaggebend waren unter anderem die Worte ihrer ältesten Kundin: „Träumen Sie nicht Ihr Leben, sondern leben Sie Ihren Traum.“
Und den lebt Schwarzkopf nun. „Am Anfang war es ganz schön knackig“, erinnert sie sich. Neben ihrer normalen Arbeit begann sie, Kleider aus den Stilrichtungen Gothic, Mittelalter oder Manga zu nähen und ihre erste Modenschau vorzubereiten. Bei den Mittelaltergewandungen verwendet sie vor allem Samt, Brokat, Naturleinen oder Wollstoffe. Für Gothic-Kleidung wird Lack, Latex, Taft und Samt verarbeitet.
Schwarzkopf designt und näht ihre Kleider alleine. Ihre Stücke sind Maßanfertigungen. Mit jedem fertigen Kleid kommen neue Ideen auf. Vor allem ihre Freundinnen motivieren sie. „Sie sind übrigens auch meine Models bei meiner ersten Modenschau.“
Zuerst hatte Schwarzkopf Bedenken, was ihre Familie und die Kunden über ihre neue Ausrichtung denken könnten: „Was macht die denn da? – Diese Reaktion habe ich mir vorgestellt.“ Aber im Gegenteil: Kein einziger habe sich negativ geäußert. Auch ihr Mann und ihre beiden Söhne stünden voll hinter ihren Ideen.
Erste Kundenkontakte sind geknüpft, Aufträge angenommen. „Für einen jungen Mann habe ich eine Mangafigur genäht“, erzählt sie. Interessenten und Bekannte in dieser Szene fänden sich hauptsächlich in größeren Städten wie Würzburg, Nürnberg oder Frankfurt. Auch zu Kunden und Läden in Leipzig oder Berlin habe sie Kontakte. „Es ist einfach spannend, was da passiert.“ Ihre Kleidung soll aber nicht nur für Mitglieder dieser Szenen sein – jeder soll sich dafür begeistern können.
Schwarzkopf hat sich informiert, ob jemand in der Region ähnliche Anfertigungen anbietet: „So viele gibt es da nicht.“ Das Besondere an ihren Kleidern: Jedes ist ein Unikat. Die Schneiderin möchte die Wünsche der Kunden aufnehmen und dabei „für jeden Menschen das passende Teil“ anfertigen, sagt sie. Egal ob Größe, Länge oder Farbe: „Ich will sehen, dass derjenige glücklich ist.“
Glücklich ist auch sie selbst. Mit Hilfe ihrer Mutter, ebenfalls Schneiderin, nähte sie für ihre Modenschau am Samstag 23 Frauengewandungen und zwei Männerschnitte. Sie habe zwar einige Tage und Nächte gearbeitet; Ergebnis und Resonanz aber seien faszinierend, erklärt sie. Sie sei gespannt, was jetzt passiere. Aber eines ist für sie klar: Individuell und passend – so müssen die Kleider immer sein.