
Große Gedanken darüber, was andere über ihn denken, macht sich Simon Mund schon lange nicht mehr.
Der 13-Jährige ist seit sechs Jahren der einzige Junge im Ballettunterricht des TSV Lohr bei Cornelia Hoffmann. Am 16. Januar wagt sich Hoffmann, auch motiviert durch ihren Vorzeigetänzer, an einen neuen Schnupperkurs für Ballett – ausschließlich für Jungen.
"Spätestens seit Simons Auftritt in der Lohrer Stadthalle sind viele kritischen Stimmen verstummt", sagt Simons Mutter, Christine Mund, im Gespräch mit unserer Redaktion.
Vielseits gelobt
Dort trat der Frammersbacher Schüler im Jahr 2018 mit Holzclogs als Solist, gemeinsam mit 200 weiteren Akteuren, bei der TSV-Aufführung von "Farben des Lichts" auf.
"Das war ein schöner Moment", erinnert sich Simon an die drei vielseits gelobten Veranstaltungen zurück. "Ich hatte nur Angst, dass er von der Bühne fällt", schmunzelt Mund. Hoffmann erinnert sich stolz an den Auftritt ihres Zöglings zurück: "Simon hat sich voller Überzeugung präsentiert."
In der Stadthalle habe er auch die Bekanntschaft mit Dominik Blenk und Maximilian Gärtner gemacht, ergänzt Hoffmann. Beide sind mittlerweile erfolgreiche Profitänzer, für deren Grundausbildung im Ballett ebenso Hoffmann beim TSV verantwortlich war.
Idee schon vor Jahren geboren
Daran möchte die Balletttrainerin anknüpfen. Durch "Farben des Glücks" sei ein Ballettboom in Lohr entstanden, erklärt Hoffmann.
Einige ehemalige Schülerinnen von ihr trugen den Wunsch an sie heran, auch einen Unterricht für ihre Söhne anzubieten. "Die Idee hatten wir schon vor einigen Jahren", sagt Hoffmann. Sie prangert die öffentliche Wahrnehmung über männliche Tänzer an: "Ballett heißt nicht, dass Jungs eine Strumpfhose anhaben." "Wenn Mädchen Fußball spielen dürfen, sollten Jungs auch ohne Vorurteile tanzen können", ergänzt Hoffmann. Das Ballett sei die Grundvoraussetzung für alle Tanzstile.
Auf den Mut und den Willen ihres Schülers Simon ist Cornelia Hoffmann stolz.
"Simon gehörte von Anfang an dazu und hat sich prächtig entwickelt", sagt die ausgebildete Balletttänzerin. Simons Familie steht hinter ihm. Darin spielt Ballett eine große Rolle. Mutter Christine nahm im Jugendalter Unterricht und tanzt seit einigen Jahren wieder. Auch Simons Schwester nimmt Stunden. Schnell war sein Interesse geweckt.
2013 nahm Simon an einem Schnupperkurs beim TSV teil. "Ich habe mir eigentlich gar keine Gedanken darüber gemacht, was andere über mich denken", erinnert sich Simon zurück.
Verhaltene Reaktionen
Veräppelt wurde er teilweise in der Schule. Auch im Freundeskreis der Familie wurde seine Begeisterung zum Ballett verhalten aufgenommen, ergänzt seine Mutter.
Simons Selbstvertrauen und die Bestätigung, das zu tun, was er möchte, sei deutlich gewachsen, bestätigen Christine Mund und Cornelia Hoffmann. Aus Simons gelegentlichen Zweifel wurde der Wille, seinen eigenen Weg zu gehen. "Ich fühle mich jetzt schon stärker als früher", sagt der Tänzer.
Hobby und Profis
Noch betreibt Simon Mund das Ballett nur als Hobby, genauso wie Fahrradfahren und Diabolo. So war das damals auch bei Blenk und Gärtner, wirft Hoffmann ein. Dass durch eine Leidenschaft auch Professionalität entstehen kann, haben die Tänzer aus Lohr längst bewiesen.
Jetzt wünscht sich Cornelia Hoffmann eine rege Teilnahme am neuen Schnupperkurs für Jungen – fünf Anmeldungen sind bereits eingegangen. Ballett ist schließlich der "Grund für alles", sagt Christine Mund abschließend.