Mit der beschlossenen Auflösung der Burgsinner Alternativen Liste (BAL) geht eine 36-jährige Ära engagierter, von Sorge um Natur- und Umweltschutz geprägter Kommunalpolitik, aber auch Kümmern um nachhaltige Projekte in Burgsinn und des gesamten Sinngrunds, zu Ende. Mit Blick auf die Kommunalwahlen 2020 hatten die Verantwortlichen um Jürgen Greb und Klaus Hofmann vergeblich versucht, jüngere Leute für ein politisches Engagement zu gewinnen. Die Auflösung beinhalte eine Klarheit für andere Wahlgruppierungen.
Die Ursprünge der BAL liegen in der 1982 gegründeten Bürgerinitiative "Erhaltet das Sinntal", erklärte Greb in einem Rückblick. Damals stand die Verlegung der Staatsstraße 2304 zwischen Burg- und Obersinn im Kreuzfeuer der Kritik. Nach der erfolgreichen Prüfung der Wertigkeit der Wiesen legte letztlich der damalige Ministerpräsident Franz-Josef Strauß sein Veto ein und die Straße wurde in der heutigen Form gebaut. Ohne die jungen Leute der Bürgerinitiative um Pfarrer Erich Schmidt würde es das Naturschutzgebiet nicht geben. Man erkannte in Burgsinn selbst durchaus Handlungsbedarf, hob 1983 die BAL aus der Taufe und konnte spontan bei der 84er-Wahl einen Sitz im Gemeinderat holen.
Hofmann: "Wir wurden gehört"
Aufgrund der oft provokanten Art der BAL schwappte Klaus Hofmann von den etablierten Gruppierungen nicht gerade eine Sympathiewelle entgegen. "Aber wir wurden gehört, haben vieles angestoßen. Hinweise für überfüllte Kindergartengruppen und veraltete sanitäre Anlagen wurden mehrmals zurück gewiesen, aber letztendlich wurde in den 1990er-Jahren der Hort saniert und erweitert." In dieser Zeit forderte die BAL vorausschauend die Gründung eines sinngrundweiten Zweckverbandes zur Rettung des Burgsinner Schwimmbades. Bis heute ist daraus nur die "Betteltour" des Bürgermeisters geworden. Bei den Kommunalwahlen 1996 zog die BAL schon mit zwei Mandaten in das Gremium ein.
Beim zukunftsweisenden Thema Nahwärmeversorgung stand die BAL mit dem damaligen Forstbetriebsleiter erneut fast alleine da und erst 2002 setzte der Gemeinderat eine Forderung von 1984 auf einen Jugendraum im Rommenhöller-Haus um. Ebenfalls auf das Engagement der BAL gehen die Veröffentlichung der Trinkwasserergebnisse, die Einführung von Tempo-30-Zonen und Selbstablesung der Wasserzähler zurück. Einen wichtigen Erfolg registrierte man in Zusammenarbeit mit Willi Balkie mit der Aufnahme von Freihaltungsflächen der Christbaumproduktion im Flächennutzungsplan, freute sich Greb. Neben dem politischen Engagement organisierte die Gruppierung auch klassische Konzerte, Vortragsabende, Kabarett- und Kinoabende, Open Airs und war Mitinitiator des ersten Schwimmbadfestes 1992.
"Das Ende war absehbar"
Die Einrichtung einer öffentlichen Bücherei und ein öffentliches Treffen zur Aktivierung des Fremdenverkehrs im Sinngrund und die Installation einer Photovoltaikanlage auf dem gesamten Dach der Verbandschule gehen auf BAL-Initiativen zurück, so Hofmann. "Leider wurden wir oft ausgebremst". Obwohl die BAL von 2002 bis 2008 mit drei Gemeinderäten die gleiche Stärke wie zwei andere Gruppieren aufwies, gelang es nicht, junge Menschen für die BAL zu begeistern, bedauerte Klaus Hofmann. Trotz Interesses an kommunalpolitischer Beteiligung wollen sie andererseits nicht mit einer Partei in Verbindung gebracht werden. Nach der Wahlniederlage 2014 fuhr Hofmann seinen intensiven Einsatz als Gemeinderat, dritter Bürgermeister, Seniorenbeauftragter und Leiter des Arbeitskreises Familie und Soziales zugunsten seines ihn fordernden Berufes radikal zurück. Schon die Kandidatensuche gestaltete sich 1994 als schwierig und "das Ende der BAL war absehbar".
Bei der aktuellen Kommunalpolitik erkennt Hofmann kein konzeptionelles Handeln. Einzig die "Initiative Burgsinn" sei gut aufgestellt und biete Lösungsansätze an. Vieles sei in der aktuellen Kommunalpolitik verbesserungswürdig, ein Energiekonzept fehlt und ökologische Themen spielen nur eine kleine Rolle.
Hauptsache politisch engagieren
Der Kassenbericht von Harald Jäger wies ein Guthaben von 717 Euro aus und 25 Mitglieder sind bei der BAL eingeschrieben. Greb und Jäger sind zum Entschluss gekommen, nicht mehr bei einer Kommunalwahl anzutreten. Die Suche nach jungen Leuten ist gescheitert, deshalb sollte über den Auflösungsantrag abgestimmt werden.
Der ehemalige Kreis- und Gemeinderat Klaus-Dieter Gärtner dankte den BAL-Vorsitzenden für die faire Zusammenarbeit, große Eigeninitiative und lebhafte Diskussionen, die Burgsinn bereichert hätten. Er machte eine immer stärkere Abhängung des Sinngrunds aus und fand eine Auflösung bedauerlich. Der Vorsitzende der IB, Willi Balkie, erkannte Parallelen der BAL und sagte: "Querköpfe sind für die Entwicklung eines Ortes wichtig". Er beurteilte es als schade, wenn eine Wählergemeinschaft mit viel Herzblut verschwindet.
Für Klaus Hofmann sei wichtig, dass sich überhaupt junge Leute, egal auf welcher Liste, politisch engagieren. Letztlich rief Jürgen Greb zur Abstimmung auf: Mit einstimmigem Votum wurde die Auflösung der Burgsinner Alternativen Liste zum 30. April 2020 beschlossen. Der restliche Kassenbestand soll gespendet werden.