Die ehemalige Stadträtin der Lohrer Grünen Bärbel Imhof freut sich über ihren Hofladen. Eifrig und stolz führt sie durch den Garten, wo sie Obst und Gemüse für den Verkauf zieht. Außerdem vermarkten die Imhofs das Fleisch der Schottischen Hochlandrinder, die hinter dem Haus ganzjährig auf der Weide stehen.
Diesen Sonntag gab es eine kleine Feier zur Eröffnung des Ladens. Einen Testbetrieb hat Bärbel Imhof (61) schon gefahren und startet nun offiziell. Aufgrund des überschaubaren Angebots wird sie allerdings nur zum Wochenende hin ihren Hofladen in der Kupfermühle, wie das Anwesen aufgrund seiner Historie genannt wird, aufschließen.
Was im Garten wächst und was die Mutterkühe hergeben
Imhof wird nur verkaufen, was in ihrem eigenen Garten gewachsen ist und was die Mutterkuhherde hergibt. Mit ihrem Mann Michael hält sie vier Mutterkühe samt einem Zuchtbullen hinter dem Gehöft auf den Wiesen der inneren Wöhrde. Geschlachtet wird in der Regel alle Vierteljahr ein Tier. Das daraus gewonnen Fleisch sowie selbst erlegtes Wild aus dem Lohrer Stadtwald kommt in die Ladentheke, informiert Michael Imhof.
Die Rinder bekommen nur Gras und Silage, was im Prinzip Heu ist. Als zertifizierter Bio-Hof dürfen die Tiere auch nur entsprechend nachgewiesenes Bio-Futter erhalten, sagt Imhof vorige Woche vor Ort. Auch der Garten ist überprüft und zertifiziert, teilt Bärbel Imhof mit und zeigt das Dokument, das gerahmt im Laden hängt. "Das Zertifizieren kostet 400 Euro", sagt sie. Um das EU-Bio-Siegel zu erhalten, müsse alles dokumentiert werden. Woher die Erde kommt, welchen Samen sie verwendet, welche und wo sie Pflanzen kauft.
Hofladen ist Direktvermarkter
Ihr Hofladen ist ein sogenannter landwirtschaftlicher Hofladen, ein Direktvermarkter. Diese dürfen nur ihre eigenen Erzeugnisse verkaufen, erläutert Imhof. Das sei anders als beim gewerblichen Hofladen. Als eigene Erzeugnisse gelten auch beispielsweise Pestos oder Marmeladen, die die 61-Jährige selbst herstellt. "Ich darf nur zehn Prozent des Umsatzes zukaufen", erklärt sie. Das kommt zum Beispiel beim Pesto zum Tragen: Bei ihr im Garten wachsen zwar die entsprechenden Pflanzen, aber Öl und Parmesan muss sie zukaufen. Oder den Zucker für die Marmelade.
Die Erde erzeugen Imhofs dagegen selbst: aus Rinderdung, Holzhackschnitzeln aus eigener Herstellung und organischen Abfällen. Seit diesem Jahr hat die ehemalige Stadträtin ein Gewächshaus. "Ohne das geht es nicht", sagt sie. Darin wachsen hauptsächlich Tomaten und Gurken, aber auch Chilis. "Ich experimentiere viel und lerne jeden Tag dazu." Bärbel Imhof hat Biologie studiert. Sie stimmt zu, dass Theorie und Praxis zwei Paar Stiefel sind. Ihr Tipp an Hobbygärtnerinnen und -gärtner: "Morgens gießen, wegen der Schnecken."
In ihren Hochbeeten stehen unter anderem Salate, Kräuter, Kohlrabi und Rote Beete dicht an dicht. An einem Hang wachsen Kartoffeln, sind die Erdbeeren abgeerntet, ebenso die Salatrauke. An einem Gestell winden sich Stangenbohnen empor. Obstbäume, Beerensträucher und ein Walnussbaum sollen für ein vielfältiges Angebot sorgen.
Gemüse und Salat sollen frisch geerntet werden
Gemüse und Salat werden geerntet, wenn Kundin oder Kunde vor Ort ist. "Wenn's all ist, ist es all", sagt Imhof. Mit dem, was sie derzeit anbaut, sei sie ausgelastet – auch dann, wenn sie am 8. Juli ihr Kreistagsmandat abgibt. 31 Jahre war sie im Stadtrat, 26 Jahre im Kreistag. Im Bezirkstag werde sie bleiben. "Nachdem ich im Stadtrat aufgehört habe, ist mir erst richtig bewusst geworden, was für ein Zeitfresser das war: die Besprechungen, Hunderte Seiten von Akten, stundenlange Sitzungen, Arbeitskreise..."
Der Hofladen war Imhofs Traum, den sie nun verwirklicht. "Es macht irre viel Spaß und irre viel Arbeit." Aber sie genieße es, am frühen Morgen in den Garten zu gehen, an den Rosen zu riechen und nach dem Rechten zu sehen. Viel Arbeit sei auch das Herrichten des Ladens gewesen. Viel hätten sie, ihr Mann und die beiden Kinder selbst gemacht. Der mit Lehmputz ausgekleidete Raum befindet sich dort, wo früher die Backwaren verkauft wurden. An der Decke liegen die alten Balken frei.
Hackschnitzelanlage bringt Wärme in den Hofladen
Die Fußbodenheizung wird aus der eigenen Hackschnitzelanlage gespeist. Früher hat der Lohrbach die Mühlen angetrieben, heute liefert er durch eine Wasserkraftschnecke Imhofs den Strom. Der Bach beziehungsweise die Schöpfrechte sind für den Hof noch aus zwei weiteren Gründen existenziell, erklärt Bärbel Imhof: Er liefert Wasser zum Tränken der Herde und zum Gießen des Gartens.
Vorbereitet haben sich Imhofs auf ihren Hofladen in einem Seminar des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. "Ich bin gespannt, wie es laufen wird", blickt Bärbel Imhof auf den gestarteten Betrieb.
An die Readaktion: wie lautet die genaue Adresse und wie sind die genauen Öffnungszeiten ( am Wochenende).