13 Jahre lang, von 1806 bis 1819, wurden Sendelbach, Pflochsbach und Mariabuchen von Karlsruhe aus regiert, der Hauptstadt des Großherzogtums Baden. Wie es dazu kam und wie das großherzoglich-badische Amt Steinfeld schließlich an Bayern fiel, hat Josef Harth in der Alten Turnhalle in Lohr erläutert.
Der stellvertretende Vorsitzende des Geschichts- und Museumsvereins Lohr sprach bei einer gemeinsamen Veranstaltung mit der Volkshochschule vor rund 30 Zuhörern. Ausgangspunkt war nach seinen Worten der Reichsdeputationshauptschluss von 1803. Hinter dem sperrigen Begriff verbarg sich ein mitteleuropäisches Ländergeschacher großen Ausmaßes.
Frankreich, ab 1789 revolutionär, dann unter der Herrschaft Napoleons, hatte sich die Gebiete des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation links des Rheins einverleibt. Die größeren Staaten innerhalb des Flickenteppichs, der Deutschland damals war, hielten sich als Ersatz an den kleinen Territorien schadlos.
Kleinstaaten aufgeteilt
Vom Reichsdeputationshauptschluss 1803 waren vor allem geistliche Staaten, Abteien und Reichsstädte betroffen. 95 000 Quadratkilometer mit mehr als drei Millionen Menschen wechselten nach Harths Angaben den Besitzer. Durch die Mediatisierung 1806 wurden die Kleinstaaten des mittleren Adels aufgeteilt.
Der linksmainische Teil des Fürstentums Löwenstein-Wertheim-Rosenberg, das dieses Gebiet erst 1803 aus dem zerlegten Hochstift Würzburg erhalten hatte, wurde dem Großherzogtum Baden zugeschlagen. Daraus wurde das Amt Steinfeld, das keinerlei territoriale Verbindung zu Baden hatte. Es war umgeben vom Großherzogtum Würzburg (entstanden aus Teilen des Hochstifts Würzburg), das 1814 an Bayern fiel.
Karbach als Zentrum
Das Amt reichte von Sendelbach, Pflochsbach und Mariabuchen im Norden bis Greußenheim im Südosten. Das eigentliche Zentrum war Karbach. Insgesamt umfasste das Amt elf Dörfer und ein Kloster mit rund 5500 Einwohnern.
Laut Harth mussten diese nun Zoll zahlen, wenn sie mit ihren unmittelbaren Nachbarn Handel treiben wollten. In jedem Ort saß ein Zolleinnehmer und zwei Obereinnehmer in Karbach und Steinfeld. Die Dörfer seien aus dem alten Wirtschaftsraum herausgerissen worden, der jahrhundertelang nach Würzburg orientiert gewesen sei, so Harth.
Dörfer katholisch, Baden lutherisch
Die Dörfer waren katholisch geprägt, das Großherzogtum Baden war lutherisch. Alte Feiertage wurden abgeschafft. Fast 8000 Soldaten musste Baden Napoleon für dessen Russlandfeldzug 1812 zur Verfügung stellen. Auch aus den Dörfern des Amtes Steinfeld sind Namen von Männern bekannt, die nach Russland ziehen mussten. Nur wenige kehrten zurück.
Nach dem Zusammenbruch von Napoleons Herrschaft kam es zu einigen Grenzarrondierungen im hiesigen Bereich. Am 27. Oktober 1819 wurde das Amt Steinfeld für einen Tag an Österreich übergeben, das es an Bayern weiterreichte. Baden bekam dafür von Österreich die Grafschaft Hohengeroldseck im Schwarzwald.
Kein Jubel in Sendelbach und Pflochsbach?
Die Bewohner Karbachs und anderer Dörfer sollen beim Wechsel der Herrschaft nach Darstellung von Lokalhistorikern »in hellen Jubel ausgebrochen« sein, weil nun die alten Feiertage wieder eingeführt wurden, berichtete Harth. Von einem ähnlichen Jubel habe er in den alten Akten von Sendelbach und Pflochsbach nichts finden können. Man könne sich aber sicher sein, dass die Menschen gehofft hätten, die Zeiten von Krieg und Not seien nun vorüber.