zurück
Retzbach
AZV "Zellinger Becken": Phosphatrückgewinnung aus Klärschlamm und Photovoltaik sind aktuell Themen
Sein 50. Jubiläum feierte der Abwasserverband 'Zellinger Becken' stilecht auf der Zentralkläranlage in Retzbach mit (von links):  Herbert Hemmelmann (Himmelstadt), Karl Gerhard (Retzstadt), Stefan Wohlfart (Zellingen), Harald Führer, Arno Sohn und Philipp Kromczynski, Arno Mager (Leinach), Michael Röhm (Thüngersheim), Thomas Hemmelmann und Thomas Benkert (Erlabrunn).
Foto: Jürgen Kamm | Sein 50. Jubiläum feierte der Abwasserverband "Zellinger Becken" stilecht auf der Zentralkläranlage in Retzbach mit (von links):  Herbert Hemmelmann (Himmelstadt), Karl Gerhard (Retzstadt), Stefan Wohlfart ...
Jürgen Kamm
 |  aktualisiert: 08.07.2023 05:10 Uhr

Ein halbes Jahrhundert gibt es den Abwasserzweckverband "Zellinger Becken". Eine große Feier wurde deshalb aber nicht veranstaltet – beim letzten klassischen Jubiläum vor 25 Jahren konnte die Erweiterung der Kläranlage gefeiert werden. Stattdessen gab es eine kurze Ansprache des Vorsitzenden Herbert Hemmelmann und ein Essen auf der Anlage.

Im Prinzip hat sich nicht viel geändert – es geht um Umwelt- und Gewässerschutz. "Erfolgreicher Umweltschutz lässt sich nur durch Weitblick, Ernsthaftigkeit und Ausdauer erreichen", zitierte Herbert Hemmelmann aus der Festschrift von 1998 und dass es der Wunsch des ersten Vorsitzenden Arno Sohn war, dass diese Bemühungen weiter fortgeführt werden. Und das wurden sie. Im Detail änderte sich bei der Abwasserentsorgung einiges und tut es auch weiter.

Mit Hackschnitzeln aus dem Gemeindewald

Vor 25 Jahren machte dem Verband die Entsorgung von Klärschlamm Sorgen, wegen der Düngemittelverordnung und den daraus resultierenden Einschränkungen bei der Verwertung in der Landwirtschaft. Daraufhin wurde der Faulturm gebaut. Richtlinien bestimmen noch immer das Tagesgeschäft des Zweckverbandes und auch beim Klärschlamm geht die Entwicklung weiter. Dort wird ab 2031 die Phosphatrückgewinnung Pflicht, was die Umstellung auf Monoverbrennung und damit die Pelletierung nach vorheriger Trocknung bedingt. Hierzu hat der Zellinger Bürgermeister Stefan Wohlfart die Idee, die Trocknungsanlage mit Hackschnitzeln aus dem Gemeindewald zu befeuern.

Mit einer Freiflächenphotovoltaikanlage, der Strom ist zu 90 Prozent für den Eigenverbrauch der Kläranlage gedacht, hätte der Verband eigentlich ein schönes Projekt für ein Jubiläum. Der Beschluss, sie zu bauen, ist über drei Jahre alt. Doch lange beharrte das Landratsamt auf einem vorhabenenbezogenen Bebauungsplan im Sondergebiet der Kläranlage, entgegen einer ministeriellen Stellungnahme. Dieses Ringen ist laut Herbert Hemmelmann inzwischen abgeschlossen, geblieben sind die gestiegenen Bau- und Energiekosten.

Kläranlage betreiben ein "ewiger Kampf mit dem Wasserwirtschaftsamt"

Zweite Stromquelle zur Eigenversorgung ist das mit Gas aus dem Faulturm betriebene Blockheizkraftwerk. Hier soll künftig auch Fett aus Fettabscheidern angenommen werden können, um weniger ergänzendes Flüssiggas zu benötigen. Er kürzlich beschloss der Verband Umbauarbeiten im Rund- und Umlaufbecken für mehr Effizienz und zur Nutzung des zweiten Schlammbehälters.

Die Anlage will gesteuert werden – derzeit wird die Schaltzentrale des Abwassermeisters Thomas Hemmelmann auf den aktuellen Stand der Technik gebracht – statt einem Sammelsurium wird es dann eine Steuerung aus einer Hand geben.

Die Kläranlage zu betreiben, sei auch ein ewiger Kampf mit dem Wasserwirtschaftsamt, berichtete Herbert Hemmelmann. Die nach 20 Jahren ausgelaufene gehobene Abwasserrechtliche Erlaubnis wurde in Zusammenarbeit mit einem Ingenieurbüro neu beantragt. Doch ehe das Amt die Unterlagen auch nur anschaute, war der Antrag nicht mehr genehmigungsfähig, weil ein neues Datenblatt eingeführt wurde. Aktuell gibt es nur eine auf drei Jahre befristete Genehmigung.

Eine kurze AZV-Sitzung und flüssige Geschenke

Recht "sparsam" ging der Verband mit seinen Vorsitzenden um: 35 Jahre füllte Architekt Arno Sohn als Gründervater dieses Amt aus, auf ihn folgten Harald Führer aus Himmelstadt, Philipp Kromczynski aus Zellingen, Uwe Klüpfel aus Leinach und nun Herbert Hemmelmann aus Himmelstadt. Er hatte für seine Vorgänger und bisherigen Abwassermeister, das sind Ewald Günther, Winfried Fischer und Thomas Hemmelmann flüssige Geschenke dabei. Anfang 2023 wurde die Verbandsversammlung kleiner, nachdem die turnusmäßige Schmutzfrachtmessung eine geringere Belastung ergeben hatte, schrumpfte sie von 20 auf 14 Rätinnen und Räte.

Die Versammlung tagte auch kurz vor der kleinen Feier. Einziger öffentlicher Tagesordnungspunkt war eine Rechnungsgenehmigung über knapp 25 Tonnen Ferrifloc Eisen-III-Chloridsulfat-Lösung gekauft bei der Firma Kronos International für 8400 Euro. Dabei handelt es sich um ein Flockungsmittel, mit dem auch Phosphat ausgefällt werden kann.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Retzbach
Himmelstadt
Zellingen
Leinach
Erlabrunn
Thüngersheim
Retzstadt
Jürgen Kamm
Gewässerschutz
Ingenieurbüros
Jubiläen
Kläranlagen
Uwe Klüpfel
Wasserwirtschaftsämter
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top