
Rund acht Millionen Euro muss der Abwasserzweckverband Lohrtal (AVL), sprich Frammersbach und Partenstein, in den nächsten zweieinhalb Jahren für den Neubau der Verbandskläranlage in die Hand nehmen. Wie diese Riesensumme finanziert werden soll, steht noch nicht fest. Im Gespräch sind Ergänzungs- oder Verbesserungsbeiträge für Haus- und Grundstücksbesitzer, eine Wasserpreiserhöhung aber auch eine Kreditfinanzierung.
In der Verbandsversammlung des AVL im Partensteiner Jugendheim wurde beschlossen, den Neubau der Kläranlage mit anaerober Schlammstabilisation über ein geeignetes Bauherrenmodell inklusive Finanzierung auszuschreiben und an ein externes Unternehmen zu übergeben. Die Verwaltung soll dementsprechend eine geeignete Kanzlei beauftragen.
Experten mit ins Boot holen
Hintergrund dieser Entscheidung ist, wie Verbandsvorsitzender und Partensteins Bürgermeister Stephan Amend erklärte, dass die eigene Verwaltung das Großprojekt neben dem Tagesgeschäft nicht stemmen kann. Dazu müsste extra ein neuer Mitarbeiter eingestellt werden. Frammersbachs Bürgermeister Christian Holzemer hält dies ebenfalls für die richtige Vorgehensweise: "Es ist wichtig sich Experten mit ins Boot zu holen." Auch Verbandsrätin und Bauingenieurin Sandra Völp bezeichnete es als sinnvoll, einen Ansprechpartner für die Gesamtmaßnahme zu haben: "Man kauft sich positiv in ein Team ein."
Die großen finanziellen Batzen fallen 2022 mit 4,57 Millionen Euro und 2023 mit 3,55 Millionen Euro an, erklärte der Kämmerer der Verwaltungsgemeinschaft Partenstein mit Blick auf den Finanzplan bis 2024. Ein Lichtblick sind die möglichen Förderungen. So stehen aus der Kommunalrichtlinie Bund 500 000 Euro und von der Förderung RZwas 1,8 Millionen Euro Fördergelder in Aussicht.
944 000 Euro für die Planung
"Bevor allerdings der erste Stein über den anderen gesetzt ist, müssen wir erst einmal rund eine Million in die Planungen investieren", betonte Stephan Amend. Wie er weiter ausführte, sind aus diesem Grund für dieses Jahr in den Haushalt, der einstimmig verabschiedet wurde, im Vermögensteil Ausgaben von fast 944 000 Euro eingestellt. Diese sollen finanziert werden durch 226 000 Euro Rücklagenentnahme, einer Kreditaufnahme in Höhe von 700 000 Euro und einer Zuwendung von 18 000 Euro.
So ist für 2021 keine Investitionsumlage geplant, die die Mitgliedsgemeinden im Haushalt 2021 belasten würde. Da es sich in erster Linie um Planungskosten für die Baumaßnahme handelt, kann derzeit noch nicht gesagt werden, ob sie tatsächlich schon in diesem Jahr in Rechnung gestellt werden. Der Verwaltungshaushalt ist in Einnahmen und Ausgaben mit 505 000 Euro geplant. Diese müssen für den Unterhalt der Anlage und für die Personalkosten aufgebracht werden. Die Mehrung von fast 143 000 Euro gegenüber 2020 ist vorrangig der Abwasserabgabe geschuldet, die nicht jährlich erhoben wird und schon 2020 fällig gewesen wäre.
Den nicht gedeckten Bedarf von gut 582 000 Euro müssen die Mitgliedsgemeinden über ihre Betriebskostenumlage finanzieren. Diese richtet sich nach den Durchflussmengen des Schmutzwassers aus dem Jahr 2020.
Betriebskosten umgelegt
Insgesamt flossen in die Kläranlage 2 223 218 Kubikmeter. Davon kamen 1 531 343 Kubikmeter (68,88 Prozent) aus Frammersbach und 691 875 Kubikmeter (31,12 Prozent) aus Partenstein. Daraus ergibt sich für Frammersbach eine Betriebskostenumlage in Höhe von 401 178 Euro (111 250 Euro mehr als 2019), für Partenstein 181 252 Euro (36 180 Euro).
Die detaillierten Haushaltsstellen schlüsselte der Kämmerer Jürgen Schneider gesondert auf. So fallen zum Beispiel für Fällmittel, Schmierstoffe und Reiniger 35 500 Euro an. Die Klärschlammentsorgung verteuert sich um 19500 auf 65 500 Euro und für die Fremdwassersanierung in Sonderbauwerken sind 121 500 Euro vorgesehen.