Norbert Hettstedt war früher, bis 2007, schon einmal Vorstandsvorsitzender der SchmitterGroup AG. Jetzt wurde der Thüngener Automobilzulieferer in eine GmbH umgewandelt, und neuer Geschäftsführer ist seit August – Norbert Hettstedt. Der 65-Jährige ist seit August außerdem Geschäftsführer der Zhongding Europe GmbH mit Sitz in Lohr. Das ist kein Zufall, schließlich ist die SchmitterGroup seit 2016 eine 100-prozentige Tochter des chinesischen Familienkonzerns Zhongding Holding Group China.
Kein Know-How-Abfluss
„Die ganzen Führungswechsel haben keine Auswirkung auf den Betrieb“, versichert Hettstedt, der sein Büro in Heppenheim bei Frankfurt hat, im Gespräch mit der Redaktion. Zhongding Europe, das seinen Sitz und sein Logistikzentrum in Lohr hat, macht mit seinen europäischen Tochterunternehmen – wie die SchmitterGroup alle in der Automobilindustrie tätig – einen Gesamtumsatz von etwa einer Milliarde Euro. „Know-How-Abfluss haben wir nicht“, sagt Norbert Hettstedt im Gespräch mit der Redaktion.
Zhongding, ein führender chinesischer Automobilzulieferer, ist für die SchmitterGroup auch keine Unbekannte. Geschäftsbeziehungen bestanden schon seit 2002. Bereits 2006 beteiligten sich die Chinesen mit 25 Prozent an Schmitter, Ende 2008 kaufte Zhongding weitere Anteilseigner aus der Firma und 2016 schließlich die Anteile der Bayerischen Beteiligungsgesellschaft.
In Lohr hat Zhongding (gesprochen „Tschongding“) 2014 in der Lindigsiedlung fünf Hallen auf einer Fläche von 20 000 Quadratmetern bezogen – auf dem Areal der ehemaligen Firma Paulisch hinter dem Bahnhof. Zuvor hatte die Firma in Lohr in drei weiteren Immobilien Zwischenstation gemacht, so auch auf dem Brauereigelände in der Innenstadt.
Mittlerweile zählt Zhonding in Lohr 54 Mitarbeiter, darunter drei Azubis. Wöchentlich werden zehn Überseecontainer angeliefert, täglich verlassen 30 Lastwagen das Werk und beliefern 191 Kunden in ganz Europa. Das Hauptgeschäft von Zhongding sind Dichtungslösungen und Dämpfungselemente.
Zwischenzeitlich beraterisch tätig
Hettstedt war nach seinem Ausscheiden in Thüngen mit seiner Unternehmensberatung beratend für Zhongding tätig gewesen und wurde 2014 Geschäftsführer der damals neu gegründeten Zhongding Holding in Österreich. Diese wurde laut Hettstedt gegründet, damit Zhongding 80 Prozent an den KACO Dichtungswerken in Heilbronn von einem brasilianischen Familienunternehmen übernehmen konnte.
Seit 2015 leitete Hettstedt weitere Firmenübernahmen des chinesischen Konzerns in Europa, etwa die Kasseler Firma WEGU GmbH. Zhongding habe bei den übernommenen Firmen kein chinesisches Management eingesetzt, sagt Hettstedt. „Das glauben einem viele nicht.“ Es habe auch keine Produktionsverlagerungen gegeben, sondern Zhongding habe den europäischen Töchtern neue Märkte, etwa in Übersee, erschlossen oder bei der Expansion geholfen.
Zhongding half Schmitter bei Firmenübernahme
Mit Hilfe Zhongdings übernahm die SchmitterGroup vor zwei Jahren die um einiges größere Vincenz Wiederholt GmbH im nordrhein-westfälischen Holzwickede. Der Umsatz von Schmitter stieg dadurch auf etwa 150 Millionen Euro, so Hettstedt.
In den vergangenen Wochen wurde die Zhongding Holding mit Zhongding Europe verschmolzen. Dadurch seien drei Geschäftsführer ausgeschieden und er habe die alleinige Geschäftsführung übernommen, führte Hettstedt aus. Seine Rückkehr an die Spitze der SchmitterGroup sei „unterschiedlichen Auffassungen“ zwischen der bisherigen Geschäftsführung und den Eigentümern geschuldet.
Die Umwandlung der SchmitterGroup von einer Aktiengesellschaft in eine GmbH sei eine Vereinfachung einerseits, weil der Aufwand bei einer AG größer ist, andererseits sei die Geschäftsführung einer GmbH näher dran an den Eigentümern als bei einer AG, sagt Hettstedt.
Weltweit über 1000 Mitarbeiter
Vor Ort in Thüngen leitet Hettstedts Co-Geschäftsführer Hans-Martin Trefzger, 54, die Geschäfte. Hettstedt selbst ist ein-, zweimal monatlich in Thüngen. Dort werden zur Zeit hauptsächlich Diesel- und Benzinleitungen (Hoch- und Niederdruck), Kolbenkühlungen und Lenkhilfeleitungen produziert. Schmitter hat weltweit über 1000 Mitarbeiter, davon etwa 240 in Thüngen.
Die chinesische Eigentümerfamilie von Zhongding hat offenbar großes Vertrauen in die Fähigkeiten der Familie Hettstedt. Seit Januar arbeitet Norbert Hettstedt seinen Sohn Mario als Nachfolger ein, wie er erzählt. Ende 2018 beabsichtigt der 65-Jährige seinen Absprung als Geschäftsführer. „Es wird eine ganz ruhige Nachfolge sein“, versichert er. Er selbst werde weiterhin beratend bei Zhongding tätig sein. „Mit Ruhestand ist da nix.“