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Lohr
Whisky-Tasting mit geistlichem Beistand
Thomas Josef Möhler (links) informierte über die Spirituose und Pfarrer Sven Johannsen bezog die Spiritualität während der Whisky-Verkostung mit ein.
Foto: Kunigunde Lindner | Thomas Josef Möhler (links) informierte über die Spirituose und Pfarrer Sven Johannsen bezog die Spiritualität während der Whisky-Verkostung mit ein.
Kunigunde Lindner
 |  aktualisiert: 13.10.2023 03:16 Uhr

Ruhig ist es im Pfarrgemeindesaal St. Michael. Einige Tische mit Sesseln ringsum stehen im Raum. Darauf Wasser, Weißbrot und leere Whiskygläser. Irisch anmutende Klänge im Hintergrund. Ungewöhnlich ist die Szenerie: Whisky-Tasting mit geistlichem Beistand. Dazu hatten Pfarrer Sven Johannsen und Thomas Josef Möhler am Freitagabend ins Pfarrheim eingeladen.

Entstanden ist die Idee schon vor der Corona-Pandemie. Auch inspiriert von "Whisky-Vikar" Wolfgang Rothe, der mit Veranstaltungen und Publikationen zum Thema Spiritualität und Whiskys bekannt ist, erläutert Pfarrer Johannsen. Übersetzt aus dem Gälischen "uisce beatha" bedeutet Whisky immerhin "Wasser des Lebens". Abstinenz, aber auch das Leben in Fülle und Lebensfreude zu genießen, sei Teil der Religion. Nicht auf die Menge, sondern auf den Genuss komme es an. Auf das langsame Wahrnehmen und das Einschalten der Sinne, erklärt der Pfarrer in seiner Begrüßungsrede. Die fachliche Kompetenz zum Thema Whisky übernimmt Thomas Josef Möhler, der mit Liebe und Affinität zum Getränk, Wissenswertes in den vier Probierrunden vermittelt.

"Die Reifung des Whiskeys vermittelt uns, nichts zu erzwingen, sondern wachsen und reifen zu lassen."
Sven Johannsen, Pfarrer

Probiert werden konnte "Ben Nevis", ein Scotch Single Malt aus den Highlands, ein amerikanischer Bourbon "Evans Williams" aus Kentucky, ein irischer Whisky "Redbreast" von der Südküste Irlands und der kanadische Rye "Crown Royal".

Whisky wird aus Getreide hergestellt, dazu gehören Gerste, Weizen, Mais, Roggen (Rye) und Hafer. Das Getreide wird mit Wasser und Hefe vergoren und zu einem Brand destilliert, der anschließend im Holzfass mindestens drei Jahre gelagert wird. In Amerika darf per Gesetz ein Fass nur einmal verwendet werden. Davon profitieren unter anderem schottische Destillerien, die den Whisky in den gebrauchten Bourbon- und Sherryfässern bis über zehn Jahre reifen lassen, so Möhler.

"Zehn Jahre der Ruhe, des Nichtstuns ist für uns Menschen schwer vorstellbar", sagt Johannsen. "So erfahren wir in solchen Zeitspannen Unvorhersehbares, werden von Geburten, Corona und sonstigen Ereignissen überrascht. Die Reifung des Whiskeys vermittelt uns, nichts zu erzwingen, sondern wachsen und reifen zu lassen."

Whisky aus Schottland, Irland, Amerika und Kanada sind weit verbreitet und bekannt. Aber auch Länder wie Japan produzieren gute Whiskys, die sich immer größerer Beliebtheit erfreuen. Die St. Kilian Distillers in Miltenberg ist eine deutsche Single Malt Whisky Destillerie nach schottischem Vorbild, die Möhler lobt.Was einst in Klöstern als Heilmittel hergestellt wurde, 1498 nachweislich in Schottland dokumentiert ist, trat den Siegeszug um die Welt an.

Welcher Whisky der Beste ist, hängt weder vom Preis, Herstellungsart, Lagerung, Reifezeit oder Marketing ab. Es ist einzig und allein Geschmackssache, so sind sich Möhler und Pfarrer Johannsen einig. "Wenn morgen die Welt untergeht, habe ich lieber ein Glas Whisky in der Hand, statt Wasser", sagt Johannsen augenzwinkernd am Schluss.

 
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