Leben, Spiel, Flucht, Schwebende oder Familie - mit solchen Worten sind die etwa 40 farbkräftigen Gemälde der Künstlerin Waltraud Kunz betitelt, die bis zum Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober im Marktheidenfelder Franck-Haus zu sehen sind. Die Wertheimerin entwirft dabei unter dem Titel „Tanz der Farben“ mit Ei-Tempera- und Acryl-Farben ihr eigenes, meist figuratives Kaleidoskop über den Menschen.
Zweiter Bürgermeister Manfred Stamm lud am Freitagabend die zahlreichen Gäste bei der Ausstellungseröffnung zu einem „Tanzkurs“ mit den Werken der Malerin ein, die auf eine rege Ausstellungstätigkeit verweisen könne. In ihren farbenfrohen Darstellungen würden Rhythmus, Bewegung und Gefühl spürbar.
Genau da knüpfte Kunsthistorikerin Liane Thau aus Kitzingen bei ihrer Einführung an. Die eigenständige Bildsprache von Waltraud Kunz sei energetisch wie der moderne Ausdruckstanz. In ihrem Blickpunkt stehe der Mensch, wie dies seit den ersten künstlerischen Äußerungen in der Menschheitsgeschichte der Fall sei.
Die Gemälde entstünden aus der Vorstellung, Erfahrung und Betrachtung der Malerin. Kunz arbeite expressiv, kontrastreich und finde dennoch zu harmonischen Kompositionen. Nichts sei in ihren Bildern statisch. Ähnlich wie Michelangelo, der eine Skulptur im Inneren eines Steinblocks als bereits vorhanden ansah, entstünden die Motive mit Spachtel und Pinsel aus einem zunächst rein intuitiven Auftrag von Farbschichten. Aus sich selbst bilde sich in einem langen, kreativen Schöpfungsprozess die konkrete Gestaltung heraus, als Form spontaner malerischer Auseinandersetzung des Erlebens.
Thau ging auf einzelne Bildwerke ein. Scheinbar naiv wie in einem Bilderbuch wirke die Familie, ein thematischer Schwerpunkt der Ausstellung. Tänzerisches Schweben kennzeichne viele Figuren. Bisweilen trete die urtümliche, archaische Lust an der Bewegung hervor. Dies stehe auch für den Menschheitstraum vom Fliegen als Symbol der Freiheit.
Eine Werkgruppe widmet sich aber auch dem aktuellen Thema der Flüchtlingsströme auf der Welt, nehme das Leid der Flüchtenden auf und fordere die Ratlosigkeit des Betrachters heraus. Im Kontrast zu den farbintensiven Werken stünden einige meditativ verdichtete Darstellungen in Schwarzweiß. Es gelte in den Details der lebhaften Ornamente eigene Entdeckungen zu machen.
Die zeitgenössische und höchste individuelle Malerei von Waltraud Kunz sei nur schwer in gängigen Schemen der Kunstgeschichte zu verorten, fasste Thau am Ende ihrer Rede zusammen. Trotzdem sah sie Bezüge zur antiakademischen Malerei der Art Brut, etwa des Franzosen Jean Dubuffet oder des Surrealismus, der unter anderem von der Traumforschung der Psychoanalyse beeinflusst worden war
Der Ausstellungsbesucher werde sich in seinem Kopf beim Betrachten der Gemälde von Kunz eigene Geschichte bilden und so zu ganz unterschiedlichen Botschaften der Bilder gelangen. Dabei bilde sich individuelle Welt hinter der Realität.
Die Ausstellung „Tanz der Farben“ von Waltraud Kunz ist bis zum 3. Oktober 2017 im vorderen Galeriebereich des städtischen Kulturzentrums Franck-Haus (Untertorstraße 6) in Marktheidenfeld von Mittwoch bis Samstag von 14 bis 18 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen von 10 bis 18 Uhr zu sehen. Waltraud Kunz ist an den beiden Sonntagen, 10. und 24. September, von 15 bis 18 Uhr persönlich zu Gesprächen und Führungen in der Ausstellung anwesend.
Informationen im Internet unter www.marktheidenfeld.de und www.waltraud-kunz.de.