Die "Wüstung Seehausen" bei Duttenbrunn wird in den kommenden Monaten archäologisch erforscht. Mitwirkende sind ausdrücklich willkommen.
Folgende Informationen sind einer Pressemitteilung entnommen: Welche Menschen haben hier gesiedelt, wie haben sie gelebt, seit wann gab es das Dorf, und warum wurde es nach wenigen Generationen wieder verlassen? Dies sind nur einige der Fragen, die sich bei der "Wüstung Seehausen" stellen. Dem Boden seine Geheimnisse zu entlocken und diese Fragen zu beantworten, das ist das Ziel der Ausgrabung, die in den kommenden Monaten nahe dem Zellinger Ortsteil stattfindet.
Was genau dort geschehen soll erläuterten jüngst die Archäologen Dr. Ralf Obst und Dr. Harald Rosmanitz vor rund 60 Interessierten im Haus der Bürger. Gespannt zeigte sich Andrea Heßdörfer, die zweite Bürgermeisterin, in ihrer Begrüßung: "Es ist schon spektakulär, was hier in Duttenbrunn in den nächsten Monaten passiert."
Archäologische Ausgrabungen gibt es in der Region häufiger. Seehausen sei jedoch in mehrfacher Hinsicht besonders, wie Projektleiter Rosmanitz laut Pressemitteilung deutlich machte. Von Anfang an ist die Öffentlichkeit einbezogen und erwünscht. Rosmanitz: "Es ist ein Projekt des bürgerschaftlichen Engagements. Jeder, der möchte, kann auf die Grabung kommen und mal mittun." Arbeit sei für jeden da, vom Schubkarrenfahren über das Scherbenwaschen bis zum Feinputz der Befunde. Selbst Kinder sind in Begleitung Erwachsener willkommen.
Große Arbeitsgemeinschaft
Viele Hände greifen bei der Bewältigung und Finanzierung der Ausgrabung ineinander. Neben der Marktgemeinde Zellingen und dem Historischen Verein Karlstadt sind dies das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege (BlfD) und der Bezirk Unterfranken. Das Archäologische Spessart-Projekt (ASP) übernimmt die wissenschaftliche Leitung und Organisation.
Mit einbringen werden sich in den kommenden Wochen voraussichtlich auch Studierende der Universitäten Jena und Würzburg, die Gesellschaft für Archäologie in Bayern und das Museum für Franken. Es ist somit laut Pressetext nicht übertrieben, wenn Rosmanitz den an der Grabung interessierten Laien verspricht: "Sie erhalten tiefe Einblicke in die Forschung." Außerdem sind Schulprojekte vorgesehen und Besichtigungen durch Klassen, Gruppen oder Kindergärten möglich.
Grabungscamp wird jetzt eingerichtet
Was ist konkret geplant? In dieser Woche wird das Grabungscamp eingerichtet, ab dem 8. Mai wird der erste von insgesamt fünf Grabungsschnitten begonnen. Aus den wissenschaftlichen Untersuchungen und durch Feldbegehungen von Ehrenamtlichen weiß man, dass es auf dem Areal Grubenhäuser, Bestattungen, Abfallgruben und sogar Steingebäude gab. Sie stammen vermutlich aus karolingischer Zeit, also dem 8. und 9. Jahrhundert. Auf insgesamt maximal 500 Quadratmetern Fläche soll erforscht werden, was die damaligen Bewohner hinterlassen haben.
Die Quellenlage, das zeigte sich im Vortrag von Ralf Obst (beim BlfD für die Ehrenamtsbetreuung zuständig), ist dünn. Erstmals wird Seehausen in Urkunden 1468 genannt und ist damals schon lange Geschichte. Geblieben sind nur Flurbezeichnungen. Doch Landwirte zogen immer wieder mit dem Pflug Skelettreste aus dem Boden.
Ab Ende der 1980er-Jahre gab es erste Keramikfunde und rückte Seehausen in den Blick der Archäologischen Arbeitsgruppe aus Karlstadt. Luftbilder und geophysikalische Untersuchungen brachten den Nachweis, dass hier eine Siedlung war. Angelegt wurde sie auf einer Lößdüne aus der Eiszeit, die aber in den vergangenen Jahrhunderten durch Erosion schon um mehrere Meter abgetragen wurde. Obst: "Auch deshalb haben wir uns für die Grabung entschieden, bevor alles weg ist."
Führungen und Grabungsfest geplant
Auch wer sich nicht an der Grabung beteiligen will oder kann, darf in Seehausen vorbeischauen und sollte sich zwei Termine vormerken: Am Heimat-Erlebnistag des Bezirks am 21. Mai wird es zwischen 14 und 17 Uhr mehrere Führungen geben und am 17. September findet vor Ort ein Grabungsfest statt mit für alle Generationen attraktivem Begleitprogramm.
Ob man durch diese öffentliche Grabung nicht Schatzsucher anlocke, lautete eine der Fragen in der Diskusion nach den beiden Vorträgen. "Das ist ein Dilemma", räumte Harald Rosmanitz ein. Deshalb ist das Hingucken der Einheimischen nicht nur zur Grabung, sondern vor allem an den Wochenenden ausdrücklich erwünscht. "Achten Sie darauf, ob Menschen mit Detektoren dort herumlaufen. Das ist auf Bodendenkmälern nicht erlaubt."