Die Fahrt nach Heidelberg stand kürzlich im Kalender des Lohrer Spessartvereins. 55 Wanderer saßen im Bus, gespannt auf einen Ausflugstag im wärmeren Neckartal.
In Heidelberg angekommen, begann sogleich die Stadtführung in drei Gruppen. Die "gigantische und schicksalskundige Burg", wie der Dichter sagt, weit oben und "wie von Göttern gemacht" war sofort und allüberall da. Sie lugte rot in die vielen schmalen Gassen hinein und über die großzügig gestalteten Plätze, zu denen die Stadtführer uns, beflissen redend, begleiteten. Auf der berühmten Brücke galt alle Aufmerksamkeit dem einzigartigen Panorama. Der Neckar war wild und sollte strömen dürfen und nicht eingequetscht werden durch Brückenbögen, die die Not weiter verschlimmert hätten. Einige Hochwassermarken, wie beim weltberühmten "Roten Ochsen", ließen ahnen, wie böse das gewesen sein muss.
Weiter zur Heiliggeistkirche am Marktplatz, gegenüber dem Rathaus, auch ein besonderer Ort, mit den Fenstern, die von der Aufmüpfigkeit der Heidelberger Bürger erzählten.
Blitzsauber und gepflegt kamen die kleinen, zum Fluss ablaufenden Gassen daher, nirgendwo lag der kleinste Unrat: keine Zigarettenstummel, Flaschen oder Zettel. Zugegeben, Heidelberg ist "the place to be", ein Ort der Wissenschaften und der jungen Menschen. Jeder vierte Einwohner ist ein Student. Michael Wehrwein hatte im Bus bereits über seine Studentenzeit hier gesprochen und über die Tumulte, Demos und Revolten in den Achtundsechzigern. Aber Heidelberg wäre Heidelberg nicht, wären da nicht die lauschigen Spaziergänge am Philosophenweg (mit vielen Bänkle).
Jammerschade, dass Regen, Hagel, Schauer und die unbarmherzige Kälte die Lohrer Wanderer und die vielen Touristen andauernd in die Cafés und in die Läden jagte. Die Kulturfrau des Vereins, Marianne Breckner, wie immer gut vorbereitet und versiert, hatte für den Nachmittag Freizeit versprochen und so schwirrte man mit Herrn Breckner zum Philosophenweg am anderen Neckarufer, oder in ein Museum und hinauf zum Schloss, die Schirme auf- und zuklappend und Unterschlupf suchend.
Schön war's, aber jedermann war froh, am späteren Nachmittag wieder in den Bus klettern zu dürfen, auf nach Bessenbach zur Schlussrast und zum Aufwärmen. Die badischen Schoppen haben das gerichtet. Aber die Herzen blieben verloren bei der Neckartäler sandsteinenen Röte in Heidelberg hängen. Klasse, Marianne, gut gemacht.
Von: Roswitha Franze