
Der Jugendtreff "Häusemer Jugendkaller" unternahm mit 18 Jugendlichen und acht Erwachsenen eine eindrucksvolle Exkursion zur Gedenkstätte Point Alpha in Thüringen. Der einstige US-Beobachtungsposten an der innerdeutschen Grenze erinnert heute an die Schrecken der DDR-Diktatur und die brutale Realität des Grenzregimes. Die Gedenkstätte dient zudem als Lernort mit politisch-historischen Bildungsangeboten. Das teilt der Jugendtreff in einem Schreiben mit, dem folgende Informationen entnommen sind.
Die Jugendlichen besichtigten original erhaltene Grenzanlagen, darunter Selbstschussanlagen, Laufhunde, Minenfelder und drei Meter hohe Metallzäune, deren spezielle Bauweise ein Überklettern unmöglich machten. Wer es dennoch versuchte, musste sich durch Minenfelder kämpfen – perfide Mechanismen, um Fluchtversuche zu verhindern. Besonders schockierte die Schüler, dass in der DDR kritisches Denken lebensgefährlich sein konnte. Viele Bürger wagten es nicht, ihre Meinung offen zu äußern, selbst im eigenen Zuhause – aus Angst vor Bespitzelung durch das Ministerium für Staatssicherheit, kurz Stasi genannt, oder sogar durch Familienangehörige.
Beeindruckt waren die Teilnehmer von den Erzählungen der Zeitzeugen. Ein Mann schilderte seine dramatische Flucht aus der DDR über die Prager Botschaft. Die Angst während der Zugfahrt, die Ungewissheit und der Moment, als Außenminister Genscher am 30. September 1989 vom Botschaftsbalkon die erlösenden Worte sprach: "Wir sind zu Ihnen gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass heute Ihre Ausreise …" – ein Satz, der im Jubel unterging. Ein weiterer Zeitzeuge berichtete von den perfiden Methoden der Stasi. In Schulen wurden Kinder mit Fangfragen getestet, um herauszufinden, ob ihre Familien Westfernsehen schauten. Ein falsches Wort konnte schwerwiegende Konsequenzen haben. Kinder wurden der Obhut der Eltern entzogen - als Strafe für eine kritische Haltung zur Regierung.
Die Jugendlichen reflektierten auf der Rückfahrt über ihr eigenes Leben und das der Menschen in der DDR. Vielen wurde bewusst, dass Demokratie und Meinungsfreiheit nicht selbstverständlich sind. Die Möglichkeit, seine Meinung offen zu äußern, frei zu reisen und seinen Beruf selbst zu wählen, sind Errungenschaften, die es zu schützen gilt. Jeder Einzelne kann dazu beitragen, unsere Freiheit zu bewahren.
