Die Wahrscheinlichkeit ist gar nicht so klein, dass ein Großteil der Eltern, die ihre Kinder heute in die Kita Kolpingstraße bringen, noch gar nicht auf der Welt waren, als diese das letzte Mal saniert wurde: im Jahr 1991. Das inzwischen 66 Jahre alte Gebäude, in dem aktuell drei Gruppen untergebracht sind, weist zahlreiche bauliche Mängel auf, Erhalt, Sanierung oder sogar die Aufstockung sind nicht mehr sinnvoll.
Auch die Kita Lohgraben, Baujahr 1972, entspricht in vielen Aspekten nicht mehr den heutigen Anforderungen. Zum einen aus pädagogischer Sicht: die Räume sind sehr beengt. Zum anderen aus baulicher: zugige Fenster, alte Ver- und Entsorgungsleitungen, sanierungsbedürftige Toiletten oder unzureichende Außendämmung wurden bereits öfter diskutiert. Hier sind vier Gruppen untergebracht.
Weil aber der Anspruch an die eh schon gut gefüllten Kindertagesstätten immer höher und die Zahl der Kita-Kinder in den kommenden Jahren weiter steigen soll, betonte nicht nur ein Stadtrat bei der Sitzung am Donnerstagabend, dass hier schnell gehandelt werden soll. Der Stadtrat fasste deshalb einen Grundsatzbeschluss: Um eine Interimslösung zu vermeiden – die laut Bauamtsleiter Wilhelm Trabel "mal schlappe 800 000 bis 900 000 Euro kosten würde" - soll noch vor der Sanierung der Kitas Lohgraben und Kolpingstraße schnellstmöglich ein Neubau auf einer geeigneten Fläche errichtet werden.
Wie steht es baulich um die anderen Kitas?
Für insgesamt fünf Kindertagesstätten ist die Stadt zuständig. Die Kitas Altfeld und Baumhofstraße sind noch relativ neu, wurden in den Jahren 2017 und 2019 eröffnet. Hier hatte auch Trabel nichts baulich zu bemängeln. Anders als bei der Kita Edith-Stein-Straße. Hier werde momentan der Windfang mit Kinderwagenstellplatz angebaut und der Brandschutz auf den neuesten Stand gebracht. Langfristig müsse das Dach jedoch komplett saniert werden, da sich regelmäßig Kondenswasser an den Holzdecken bildet. Der Reihenfolge nach sind drei, sechs und vier Gruppen in diesen Kitas untergebracht.
Um nun die Kapazitäten für Kita-Kinder zu erhöhen und eine Interimslösung möglichst zu vermeiden, kursiert schon seit längerem ein Plan im Stadtrat. Auf einem städtischen Grundstück soll ein Neubau entstehen, in dem sechs Gruppen unterkommen. Dort soll die heutige Kita Kolpingstraße einziehen. Weil das aktuell nur drei Gruppen sind, würde sich die Zahl also verdoppeln. Danach könnte an Stelle der Kita Kolpingstraße ein Ersatzbau entstehen, in den die heutige Kita Lohgraben einziehen soll.
Welcher Standort könnte für neue Kita infrage kommen?
Als Ort für diesen Neubau wird schon länger ein Grundstück auf dem Gelände der Friedrich-Fleischmann-Grundschule entlang der Ludwigstraße ins Auge gefasst. Burkhard Wagner (Freie Wähler) nannte die Situation "ein drängendes Problem" und schlug deshalb ein anderes Grundstück vor: den ehemaligen Pausenhof der ehemaligen Landwirtschaftsschule an der Würzburger Straße. Hermann Menig (SPD) führte das Zeitproblem weiter aus. "Bis wir an der Grundschule bauen könnten, vergehen fünf bis sechs Jahre. Bis Kolping laufen würde, wären das dann schon zehn." Auch Richard Oswald (CSU) plädierte dafür, so schnell wie möglich auf eigenen Grundstücken loszulegen.
Bushaltestelle "Am Forsthaus" in Michelrieth soll an eine sichere Stelle
"Es ist echt Wahnsinn, was da alles fährt. In einer halben Stunde allein 25 LKW. Und wenn die von Altfeld kommen, dann prügeln die da durch. Es ist eine absolute Zumutung, in diese Bushalte zu gehen." So fasste Bernhard Kempf (FW) die Verkehrslage an der Bushaltestelle "Am Forsthaus" in Michelrieth zusammen. Deshalb wollte der Stadtrat schon länger nach Alternativstandorten schauen, bevor man die Bushaltestelle barrierefrei ausbaut. Ein Vorschlag war, die Bushalte an den Containerstellplatz neben dem Feuerwehrplatz zu verlegen. Ordnungsamt und das Busunternehmen sagten dazu aber nein. Es wurde auch geprüft, ob man nicht eine 30er-Zone einführen könne. Dazu sagten Landratsamt, Polizei und Kreisbauamt nein, weil es sich um eine Durchfahrtsstraße für überörtlichen Verkehr handle und Beschränkungen nur unter "restriktiven Voraussetzungen" zulässig seien.
Es ist schon fast ein Naturgesetz, dass Ablehnungsschreiben aus dem Landratsamt die Marktheidenfelder Stadträte, sanft ausgedrückt, verärgern. Wolfgang Hörnig (CSU): "Zwischen Arnstein und Marktheidenfeld hat jedes kleine Dorf Tempo 30 mit dem Verweis: schlechte Wegstrecke. Müssen wir erst Löcher in die Straße meißeln, dass wir Tempo 30 bekommen?" Weil aber keiner so recht wusste, wo man jetzt die Bushaltestelle hinverlegen soll, verschob der Bürgermeister Stamm die Ortsfindung noch einmal.
Was sonst noch besprochen wurde
- Die Stadt Marktheidenfeld verzichtet auch im Jahr 2021 auf die Sondernutzungsgebühren für alle, die durch Corona benachteiligt sind. Hierbei handelt es sich um Abgaben, die von Gastronomen oder Händlern verlangt werden, die Werbung, Stühle oder sonstiges auf Verkehrsflächen der Stadt abstellen.
- Die Fensterbauarbeiten für den Anbau der Kita Edith-Stein-Straße beauftragte der Stadtrat die Firma Brod Metallbau aus Marktheidenfeld. Der Auftrag hat ein Volumen von etwa 47 000 Euro brutto.