Anka Fahrbach hat sich wortgewandt gegen einen verpflichtenden Elternführerschein ausgesprochen. Die Wombacherin hat kürzlich darüber debattiert, ob die Schulen wegen der Corona-Pandemie erneut geschlossen werden sollten. Sie lieferte sich außerdem Rededuelle zu einem Alkoholverbot für Minderjährige und einem Verkaufsstopp von Spielzeugwaffen an Kinder. Und das Beste: Aus all ihren Debatten ging sie siegreich hervor.
Anka Fahrbach ist nicht etwa Familienpolitikerin im bayerischen Landtag, dafür ist sie mit 15 Jahren noch zu jung. Die Lohrer Gymnasiastin hat stattdessen den bayerischen Landeswettbewerb von "Jugend debattiert" für die 8. bis 10. Jahrgangsstufen gewonnen. Sie setzte sich dabei gegen 20.000 Teilnehmer aus ganz Bayern durch und qualifizierte sich für das Bundesfinale in Berlin.
Für Schulaufgabe geübt
Ihre ersten Streitgespräche vor einer Jury führte Anka auf Anraten ihrer Deutschlehrerin am Lohrer Franz-Ludwig-von-Erthal-Gymnasium. In der 9. Klasse stand eine Schulaufgabe zum Thema "Debatte" bevor. Da kam der Jugend-debattiert-Wettbewerb auf Schulebene als Übung wie gerufen. "Es hat mich interessiert und die Schulaufgabe war ein Extra-Anreiz", sagt die 15-Jährige.
Damals sei ihre Eröffnungsrede in der Debatte, ob in Deutschland ausschließlich Fairtrade-Schokolade verkauft werden sollte, noch sehr improvisiert gewesen. Mit wachsender Erfahrung und zwei Rhetorik-Seminaren, die sie als Schul- und Regionalsiegerin mitmachen konnte, gewannen ihre Eröffnungsreden an Struktur. "Man hat die Regeln im Kopf und weiß, welche Argumente man bringt", erläutert Anka.
An jeder Debatte nehmen jeweils zwei Teilnehmer die Pro- und Kontra-Positionen ein. Für große Absprachen innerhalb der Teams bleibt laut Anka keine Zeit. "So zwischen 10 und 20 Minuten vor Debattenbeginn wird erst bekannt gegeben, wer der Partner ist", erzählt sie. Die Jury wertet deshalb auch jeden Teilnehmer einzeln in den vier Kategorien Überzeugungskraft, Sachkenntnis, Ausdrucksvermögen und Gesprächsfähigkeit.
Spontaneität ist gefragt
Wer seinem Gegenüber bei der zwölfminütigen freien Aussprache rüde ins Wort fällt, tut sich selbst keinen Gefallen. "Das wird einem bei der Gesprächsfähigkeit als schlecht ausgelegt", betont die Neuntklässlerin. Erst wenn sich die Debattierenden die Argumente an den Kopf schmeißen würden, merke man, welche Schwerpunkte die anderen setzen, sagt Anka. Die Themen aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten, spontan auf die anderen zu reagieren und nie vorhersehen zu können, wohin sich die Debatte bewegt, findet die 15-Jährige spannend.
Zehn Tage hat sie vor einem Wettbewerb Zeit, um sich auf drei Themen vorzubereiten. Als erstes ergründet sie ihre eigene Haltung, dann recherchiert sie im Internet nach Expertenmeinungen, Studien und Gesetzen zu den Fragestellungen. Als Gedächtnisstütze notiert sich die 15-Jährige die Argumente und ein paar Stichpunkte für ihre Anfangs- und Schlussrede. Mit einer komplett auswendig gelernten Rede könnte man laut Anka in der Debatte nicht bestehen, weil Spontaneität extrem wichtig ist. "Ein paar schöne Formulierungen" prägt sie sich aber schon vorher ein.
Wettbewerbe vor dem Monitor
Spaßdebatten in der Familie und im Freundeskreis haben der Wombacherin geholfen, in Übung zu bleiben. Dabei konnte es schon mal passieren, dass darüber diskutiert wurde, ob es in der Schule einen Poltergeist geben sollte. Wegen der Corona-Pandemie fanden die Debatten-Wettbewerbe nur virtuell statt. "Vor dem Bildschirm war es ein bisschen schwerer, die Gestik und Mimik der anderen zu deuten", sagt Anka. Als Vorteil empfand sie, dass die Zuschauer nur als kleine Zahl auf dem Monitor eingeblendet waren: "Das kann man besser verdrängen als in echt." Immerhin 200 Menschen schauten bei Ankas letzter Finaldebatte zu.
In ihrem Zimmer hatte Anka immer ein Stück Schokolade als süße Belohnung neben sich liegen. "Wenn die Debatte vorbei war, habe ich davon abgebissen", erzählt sie. Ihr Lieblingsfach in der Schule ist übrigens Mathe und nicht Deutsch. Auch da hat sie dieses Jahr beim Landeswettbewerb Mathematik einen ersten Preis abgeräumt. Es dürfte wohl also keine Debatte darüber geben, dass die 15-Jährige auf vielen Gebieten Talent hat.