Je Landkreisbewohner fielen im vergangenem Jahr 470 Kilogramm Abfälle an. Das ist etwas weniger als der deutschlandweite Schnitt von 500 Kilogramm. Doch die Gesamtmenge in Main-Spessart legte um 3,1 Prozent auf 59 228 Tonnen zu. Bei der Vorstellung des Abfallwirtschaftsberichts im Ausschuss für Umwelt und Nachhaltigkeit erklärte Martin Oppmann, vieles davon dürfte auf die Entrümpelung von Wohnung, Keller und Dachboden zurückzuführen sein. Der pandemiebedingte Lockdown bot dazu die Gelegenheit, so der Sachgebietsleiter Abfallwirtschaft im Landratsamt.
Die Zahlen stiegen bis auf Altpapier und Kartonagen quer durch alle Bereiche, besonders stark aber bei allem, was mit Sperrmüll und Aufräumen zu tun hat: Altholz, Metallschrott, Wertstoffe wie Altfett, Sperr- und Problemabfall. Dazu passt auch, dass die Sperrmüllanmeldungen im Frühjahr und Herbst, also während der Lockdowns, sprunghaft anstiegen. 17 500 Anmeldungen sind ein neuer Rekord, im Vorjahr waren es fast 2200 weniger.
Auch auf den Wertstoffhöfen, insbesondere an der Kreismülldeponie, war seit April deutlich mehr Andrang als sonst. Etwas stolz ist Oppmann darauf, dass die Abfallwirtschaft im Landkreis bis auf drei vorübergehend geschlossene Wertstoffhöfe funktionierte, während anderswo teils Einrichtungen pandemiebedingt länger geschlossen waren oder die Müllabfuhr zeitweise eingestellt wurde.
Ein "kleines Rätsel" ist der Tonnage-Rückgang bei Altpapier und Kartonagen. Wie passt das zum vermuteten Trend zu mehr Online-Einkäufen? Eine Erklärung könnte sein, dass Kartons einfach leichter sind als (bedrucktes) Papier, denn es gab weniger Werbeprospekte und "oft "dünnere" Zeitungen. Auch könnte ein Rückgang im gewerblichen Bereich einen Anstieg bei den Haushalten überkompensiert haben. Zudem fanden viele Altpapiersammlungen von Vereinen nicht statt. Zu den Wertstoffhöfen wurden jedenfalls weit mehr Kartonagen gebracht als sonst.
Wende beim Altpapier: Preis hat sich verdoppelt
Trotz der "Klopapierkrise" sank der Preis für den Sekundärrohstoff Altpapier, der Landkreis erlöste mit 573 000 Euro rund 140 000 Euro weniger als 2019. Der Preis je Tonne sank um rund neun Euro auf 68,79 Euro. In diesem Jahr schaut es aber anders aus, im ersten Halbjahr hat sich der Preis mit 158 Euro je Tonne mehr als verdoppelt. Vereine bekommen für gesammeltes Altpapier derzeit 90 Euro je Tonne.
Einen sprunghaften Anstieg um fast 1000 auf 9817 Tonnen gab es bei Verpackungen, die in den "gelben Sack" gehören (Duales System). Hierzu sagte Kreisrat Walter Höfling, die Hälfte der CSU-Fraktion sei für eine Umstellung auf eine gelbe Tonne. Darauf antwortete Martin Oppmann, das hätte zwei Seiten: Gerade in Innenstädten fehle der Platz für noch mehr Tonnen, in Würzburg habe es deshalb Proteste gegeben.
Nur kleine Steigerungen gab es beim Bioabfall (aus den Tonnen) und den Garten- und Grünabfall (aus den Sammlungen). Andererseits ergaben sich dort insgesamt 15 700 Tonnen (122,3 Kilogramm je Einwohner, davon 5,7 Kilogramm aus den Sammlungen). Walter Höfling berichtete, die CSU-Fraktion habe diskutiert, ob die Grünabfallsammlung in dieser Form noch zeitgemäß sei. Dem hielt Martin Oppmann entgegen, der Charme liegen darin, dass jedes Grundstück zweimal im Jahr angefahren werde. Kreisrat Michael Kleinfeller sah die zeitliche Komponente problematisch, denn mancher Bürger mit viel Rasenschnitt unterm Jahr sich dann "ein Loch im Wald".
Rekord beim Sammeln von Elektroaltgeräten
Als besonders erfreulich bezeichnete Oppmann die Zunahme um 6,7 Prozent bei den Elektroaltgeräten. 1162 Tonnen seien ein neuer Rekord. Das entspräche 9,2 Kilogramm je Einwohner (0,6 kg mehr). Generell soll seit 2019 eine Mindesterfassungsquote von 65 Prozent zurückgegebener E-Geräte erreicht werden, diese wurde im gleichen Jahr aber um 21 Prozentpunkte verfehlt. Für den Landkreis ist keine Quote bekannt, er beteiligt sich aber an der Kampagne "Plan E – E-Schrott einfach und richtig entsorgen".
Einen neuen Rekord meldet das Gemeinschaftskraftwerk Schweinfurt (GKS) mit 186 000 Tonnen behandelter Abfälle, deren Verbrennung rund 61 500 Tonnen Steinkohle ersetzte. Aus Main-Spessart kamen 27 441 Tonnen, eine Steigerung um 1608 Tonnen. Erstmals wurde im "Kohleteil" der Anlage getrockneter Klärschlamm mitverbrannt.
Viel Klärschlamm landete im Karlstadter Zementwerk
Die Entsorgung beziehungsweise Verwertung von Klärschlamm ist sei Jahren ein Politikum. Die Menge im Landkreis ging mit 2237 Tonnen (bezogen auf die Trockensubstanz) minimal zurück, wesentlicher ist, dass nur noch knapp 15 Prozent (334 Tonnen) außerhalb des Landkreises entsorgt wurden – 2019 waren es noch 53 Prozent. Den größten Teil des im Kreis verwerteten Klärschlamms verbrannte die Firma Schwenk-Zement mit 1812 Tonnen im Drehofen, die restlichen 91 Tonnen wurden durch die Landwirtschaft (als Dünger) genutzt.
Insgesamt verbrannte das Zementwerk in Karlstadt weit mehr Klärschlamm, insgesamt 27 390 Tonnen wurden aus verschiedenen Teilen Bayerns "importiert". Zur landwirtschaftlichen Verwertung wurde zuletzt im Jahr 2016 "fremder" Klärschlamm eingeführt.
Die vor einem Jahr (1. Oktober 2020) gestartete Abfall-App Main-Spessart wurde inzwischen 14 000-mal heruntergeladen. Im Winter wurden Nutzer betroffener Ortschaften gezielt per Push-Nachricht über verschobene Abfuhrtermine informiert.