Wenn sich am Samstag, 22. Juni, kein kompletter Vorstand für den Erlacher Carnevalsverein (ECV) findet, wird der Verein aufgelöst. Knallhart skizzieren der Vorsitzende Florian Greser und Schriftführer Dirk Ewert den Fahrplan für das schlechteste aller denkbaren Szenarien. Keiner will mehr Verantwortung übernehmen, lautet die traurige Bilanz der beiden Vorstandsmitglieder.
Es ist eine Art letzter Weckruf an die Einwohnerinnen und Einwohner des rund 450 Menschen zählenden Ortsteils der Gemeinde Neustadt. Mit Kindern sind immerhin 176 Einwohnerinnen und Einwohner auch Mitglied im ECV. Bei der letzten Jahresversammlung am 1. Juni kamen gerade einmal 21 in das Vereinsheim. Exakt die 15 Prozent der stimmberechtigten Mitglieder, die der Vorsitzende mit 147 Erwachsenen beziffert. "Genau genommen ist es seit zig Jahren so", sagt Dirk Ewert.
Keine Familienfeste mehr im ECV-Vereinsheim
Der Schriftführer bestätigt, dass der zweite Vorsitzende Simon Langer und Kassiererin Lisa Neuf nicht weiter machen können. Versuche, die vakanten Posten zu besetzen, seien allesamt fehlgeschlagen. "Jeder sagt, ich backe dir mal einen Kuchen, aber in verantwortliche Position will keiner mehr", beklagt Ewert. Auch er selbst stellt seine Position zur Verfügung, schließt aber nicht aus, in einer neuen Besetzung weiter zu machen.
Ein letzter Versuch sei es nun, am 22. Juni mit einer außerordentlichen Mitgliederversammlung, den Vorstand zu vervollständigen. Florian Greser sagt, dass auch eine Anpassung der Vereinssatzung das Problem nicht lösen würde. Insgesamt bestehe der Vorstand neben den beiden Vorsitzenden, Schriftführer und Kassier, noch aus zwei Beisitzern. Also eine ohnehin schon sehr schlanke Führungsebene.
Was passiert, wenn der ECV tatsächlich aufgelöst wird? Mehr als die Erlacher sich vorstellen können und auf dem Schirm haben, sagen Ewert und Greser. Denn der ECV stehe für weit mehr als nur Fasenacht. Sie zählen auf, was es bald nicht mehr geben könnte. Pizzaabende, Christbaumverlosung, die komplette Faschingssession mit Kappenabend, Sitzungen und Haspelessen. Auch Familienfeste könnten dann nicht mehr im ECV-Vereinsheim gefeiert werden.
Johannisfeuer wegen Helfermangel bereits abgesagt
Bereits in diesem Jahr abgesagt wurde das Johannisfeuer. Es gab schlicht und ergreifend zu wenig Helfer. "Am Publikum und Umsatz scheitert es nicht", macht Dirk Ewert deutlich. "Feiern wollen alle", so Ewert weiter. Aber auch als Vorstandsmitglied könne man nicht nur Doppelschichten fahren. Am Tag des Johannisfeuers ist nun die außerordentliche Mitgliederversammlung. Ewert und Greser hoffen auf eine größere Beteiligung, da sich viele Erlacher den Termin bereits im Kalender geblockt haben.
Bereits direkt betroffen sind die Jungkroacke, die Linda Bils leitet. Jetzt eine Abteilung im ECV, vorher ein eigener Verein im Verein mit eigenem Vorstand. "Das haben wir damals so gemacht, um Fördergelder zu generieren", sagt der Vorsitzende. Aber auch hier wollte keiner mehr im Vorstand arbeiten.
Der Wille ist noch da
Man merkt den Vorstandsmitgliedern an, dass sie einerseits resigniert haben, andererseits noch genug Energie und Willen zum Weitermachen haben. Immerhin über 50 Jahre gibt es den ECV bereits. "Es wäre schade, wenn es zum Ergebnis der Auflösung am 22. Juni käme", sagt Dirk Ewert.