Wer in der Welt der Drucksachen auffallen will, muss sich etwas einfallen lassen. Die neueste Entwicklung im Digitaldruck: Hochglanzflächen und Reliefdrucke aus Lack, die bald für Otto-Normalverbraucher erschwinglich werden. Ob personalisierte Karten für die Geburtstagseinladung, Fotobücher oder Visitenkarten, die durch einen Lackaufbau edel glänzen oder besondere, fühlbare Flächen aufweisen – sie könnten schon bald der Renner sein.
Bei Entwicklung und Verwirklichung an vorderster Front: das Druckhaus Mainfranken, ein Gemeinschaftsunternehmen von Schleunungdruck (Marktheidenfeld) und Flyeralarm (Würzburg). Am Mittwoch präsentierte das Druckhaus in Marktheidenfeld zusammen mit zwei Schweizer Unternehmen eine Weltneuheit, die die genannten Drucksachen für jedermann ermöglichen soll.
Der Maschinenbauer Steinemann Technology AG (St. Gallen) und der Lackhersteller Schmid Rhyner AG (Adliswil) entwickelten gemeinsam die erste großformatige Lackiermaschine für Druckbögen im Maximalformat von 1060 mal 750 Millimetern. Das Druckhaus Mainfranken steuerte sein Know-how aus Anwendersicht bei und formulierte die Anforderungen, die die Anlage erfüllen soll. Die neue bei Steinemann gebaute Lackiermaschine im Wert von etwa 650 000 Euro verarbeitet bis zu 10 000 Druckbogen pro Stunde.
Die Größe der Drucksachen und die Geschwindigkeit sind große Vorteile der Pilotanlage in Marktheidenfeld. Denn über den Internetauftritt von Flyeralarm laufen rund um die Uhr Druckaufträge im Druckhaus Mainfranken ein. Die Bearbeitung muss auch bei kleinen Aufträgen nicht nur qualitätsvoll, sondern auch schnell erfolgen. Lange Umrüstzeiten zwischen der Abwicklung kosten Zeit und Geld.
Deshalb waren Druckaufträge mit Lackierung bislang nur zahlungskräftigen Kunden vorbehalten, die entsprechende Losgrößen bestellten. Erst ab ein paar tausend Stück lohnten sich Aufwand und Kosten, um im Siebdruck-Verfahren Druckprodukte zu veredeln. Die neue Maschine arbeitet mit Tintenstrahlköpfen, wie sie der Laie im Prinzip von seinem PC-Drucker zu Hause kennt. Nur dass aus der professionellen Anlage Lacke mit Hochglanzeffekt oder einem reliefartigen Aufbau herauskommen, die Druckwerken eine edle optische oder haptische Anmutung verleihen.
Die Angebotspalette von Drucksachen wird sich durch die neue Technik deutlich vergrößern, so hoffen es der Hersteller der Maschine, die Steinemann Technology AG, ebenso wie Lackhersteller Schmid Rhyner und schließlich als Anwender das Druckhaus Mainfranken, das mit seiner Maschine vorerst ein Alleinstellungsmerkmal im weltweiten Druckmarkt besitzt. So formulieren es jedenfalls Betriebsleiter Jan Barthel und Geschäftsführer Ulrich Stetter vom Druckhaus in Marktheidenfeld.
Im vielfältigen Markt der Druckprodukte aufzufallen und sich von der Masse abzuheben, ist neben dem Preis ein wichtiges Argument, wenn es um neue Aufträge geht.
Druckhaus Mainfranken
Das Gemeinschaftsunternehmen Druckhaus Mainfranken GmbH, Marktheidenfeld, wurde als Joint Venture der 1949 gegründeten Schleunungdruck GmbH mit Sitz in Marktheidenfeld und der flyeralarm GmbH in Würzburg gegründet. Das Druckhaus Mainfranken und Schleunungdruck beschäftigen insgesamt etwa 1300 Mitarbeiter an sechs Standorten.
Das Online-Portal flyeralarm wurde Anfang 2002 gegründet und beschäftigt am Geschäftssitz in Würzburg etwa 420 Mitarbeiter. abra
