Zum 20. Mal hatte die Homburger Künstlerin Elvira Lantenhammer in den vergangenen beiden Wochen zu einer Sommerakademie auf Schloss Homburg eingeladen. Im Mittelpunkt stehen dabei in Kursen und Veranstaltungen immer die Begegnung mit künstlerischen und intellektuellen Positionen sowie der Austausch unter Künstlern und Kunstinteressierten.
Heuer hatte die Hausherrin die "Bloomsbury Group" in den Mittelpunkt gestellt, wie sie am Samstag bei der Abschlussveranstaltung vor knapp 30 Gästen betonte. Die Gruppe bestand zwischen 1905 und dem Beginn des Zweiten Weltkriegs aus einen komplizierten Geflecht von Künstlern Wissenschaftlern und Intellektuellen. Zu den bekanntesten Köpfen zählen die Schriftstellerin Virginia Woolf und der Ökonom John Maynard Keynes. In der Bildenden Kunst hinterließen etwa die Malerinnen Vanessa Bell und Dora Carrington oder der Bildhauer Stephen Tomlin ihre Spuren. Gemeinsam waren der Gruppe das konsequente Hinterfragen von Traditionen und der Aufbruch zu neuen Freiheiten, zu dem ein zu dieser Zeit ausgesprochen offener Umgang mit unterschiedlichen sexuellen Orientierungen zählte.
Lantenhammer: Es gibt keinen verbindlichen höherwertigen Stil
Anhand von Bildern der Teilnehmer, die in ihrem Workshop "Virginia liebt Smaragdgrün" entstanden waren, erörterte Lantenhammer künstlerische Wege der Gestaltung mit Farben und der Abstraktion. Die rund zehn Tempera-Gemälde zeugten von der Suche nach weiteren Farb- und Formklängen. Lantenhammer hob hervor, auf dem individuellen Weg eines Künstlers gebe es keinen verbindlichen höherwertigen Stil, sondern letztlich nur das persönliche Statement.
Diesen Weg hatte auch die Münnerstädter Künstlerin Mia Hochrein beschritten, wie einige Exponate auf einem Tisch zeigten. In ihrem Kurs wurden unter dem Thema "Memories" aus alltäglichen Erinnerungsstücken, die sich beispielweise in unseren Schubläden über Jahre hin ansammeln, biografische Hefte und Bücher gefertigt.
Skizzen und Mitbringsel ergeben ein nicht geplantes Kunstwerk
Lantenhammer erläuterte ihr eigenes kleines Kunstwerk, in dem sie achtlos beiseite gelegte Skizzen und Mitbringsel von einem Künstleraufenthalt in Japan zu einem Erinnerungsbüchlein zusammenband. In diesem finden sich nun Entwürfe, Stadtpläne, Erinnerungsfotos an die Begegnung mit Künstlern in einem fernen Land. Es entstand ein kleines, so niemals beabsichtigtes Kunstwerk aus dem Archiv dem Zufalls.
Am Samstagabend hielt der Joseph-Beuys-Schüler U We Claus noch eine Lecture zur Bedeutung der Farbe. Am Sonntag rückten auf Schloss Homburg schließlich wiederum Performance und Video in loser Folge mit Beiträgen von Mia Hochrein, Sofia Greff und Thomas Breuer sowie eine Hommage an den kürzlich verstorbenen New Yorker Avantgardefilmers Jonas Mekas in den Blickpunkt.
Brennende Fragen, die heute noch aktuell sind
Bei der Performance von Gabriele Juvan und Theresa Buschmann bildete das englische Kinderlied "Here We Go Round the Mulberry Bush" über den Tanz um einen Maulbeerbaum das Band zwischen den beiden Offenbacher Künstlerinnen und ihren knapp 20 Gästen. "für virginia: … dann noch das Geld" lautete der Titel des Spiels für zwei Stimmen und Publikum zu Motiven des Essays "Drei Guineen" der Virginia Woolfes (1882-1941).
Bei einem besonderen "literarischen Quartett" lasen Gäste und Künstlerinnen abwechselnd Passagen aus dem Essay "Drei Guineen" vor, die auf Spielkarten gedruckt waren. Darin ging es Woolfe um die damals brennende Frage, wie ein Krieg noch zu verhindern sei, wie die Berufstätigkeit und die Ausbildung und damit die Unabhängigkeit von Frauen gefördert werden könnte. Amüsiert und nachdenklich nahmen die Gäste die insgesamt halbstündige Vorstellung mit freundlichem Beifall auf.