"Bei einigen Veranstaltungen standen die Autos bis Hafenlohr", erinnert sich Hans Mayer, im Hauptberuf technischer Lehrer bei der Lufthansa in Frankfurt. Stets war die Diskothek ein Familienbetrieb - erst unter "Chef Alfons", dann von "Eve" geführt. Alle packten mit an, auch die dritte Generation, Mayers Töchter Angela und Denise. Mit zur "Familie" gehörten natürlich die Bedienungen, Helfer und Discjockeys - zu etlichen von ihnen besteht nach vielen Jahren noch enger, freundschaftlicher Kontakt - und schließlich die Gäste, von denen viele mit dem "Schlössle" älter wurden.
Eva Mayer: "Wir haben sehr viel mit den Gästen zusammen gemacht." In den Zeiten, als das Fernsehen noch auf drei Programme begrenzt war, bot das "Waldschlösschen" regelmäßige Filmabende an, später dann Videoabende auf Großleinwand. Es gab spezielle Gothik- und Reggae-Abende, Party-Time mit der Lebenshilfe, auch Live-Musik (die nicht ankam). "Die Gäste wollten ihre Schlossmusik hören", erklärt Eva Mayer. "Von Abba bis Zappa."
Gute Betreuung macht anhänglich. Egal, wie das Wetter ist. "Einmal war's spiegelglatt, da kamen sie auf Schlittschuhen gelaufen." Hans Mayer lacht. "Bei Hochwasser, alle Wiesen waren überschwemmt, stapften Gäste in Gummistiefeln daher. Andere kamen sogar mit dem Kanu gefahren." Anekdoten gibt es viele nach 26 Jahren Disko-Betrieb. Oft mussten in der Anfangszeit, als es den Parkplatz noch nicht gab, die Autos am Morgen mit dem Traktor aus dem Schlick gezogen werden.
Und mancher fand gar nicht mehr heim. Hans Mayer: "Einmal hat mich früh um Fünf eine Mutter angerufen, weil ihr Sohn, ein Stammgast, noch nicht zu Hause war. Ich hatte ihn zwar gehen sehen, sah aber vorsorglich noch einmal nach: Friedlich lag er auf einer Couch und schlief - als er von der Toilette kam, war die Außentüre abgeschlossen."
Manchmal gab es allerdings für die Gastronomen nichts zu lachen. Es gab Unterschriftenlisten gegen das "Schlössle", es gab Beschwerden über Ruhestörung, es gab böses Gerede. "Uns wurde mancher Stein in den Weg gelegt", sagt Eva Mayer. Vorbei und (fast) vergessen. Dass an diesem Wochenende Schluss ist, hat andere Gründe. "Früher, als noch nicht alle Kneipen bis 3 Uhr auf hatten, kamen die Leute hierher", nennt Hans Mayer einen Grund. Heute trage das ursprüngliche Konzept nicht mehr. Nun räumen sie den jüngeren Konkurrenten das Feld. "Die trauen sich jetzt Sachen, da haben wir keine Lust dazu."
Auch wenn das Familienleben gewinnt, man nicht mehr "permanent verhaftet" ist, freie Wochenenden nicht mehr nur gelegentlich zum Geburtstag geschenkt bekommt - das Abschiednehmen fällt nicht leicht. "Es tut sehr, sehr weh", gesteht Eva Mayer und hat ein wenig Bammel vor dem heutigen Abend, vor dem Ansturm der Gäste und dem der Gefühle. Natürlich auch vor der Zeit danach. Letzteres gilt für Ex-Chef Alfons Gwosdz offenbar auch, wie die Tochter schmunzelnd berichtet. Vaters Bett stehe genau ein Stockwerk über der Tanzfläche. "Ich weiß nicht, ob ich künftig schlafen kann", habe er schon gesagt.