Maria Martin war 26 Jahre alt, als sie 1988 die Leitung der Marktheidenfelder Brauerei Martinsbräu übernahm. Sie musste damals ins kalte Wasser springen. Ihr ältester Sohn Luis Pfeuffer-Martin ist 22, frischgebackener Brauer und Mälzer und auf einem guten Weg, die Familienbrauerei in die nächste Generation zu führen.
„Schon als kleiner Stöpsel habe ich immer gesagt, ich werde hier mal der Chef“, sagt der junge Mann und lacht. Als er alt genug war, half er in der Füllerei mit, sortierte Leergut, kehrte den Hof, während der Schulzeit absolvierte er ein Praktikum. Er wuchs in und mit der Martinsbräu auf – genauso wie seine Brüder Veit (17) und Jakob (13).
Heute weiß er, dass man nicht einfach nur Chef werden kann, weil es Spaß macht, sondern dass mit dieser Position sehr viel mehr verbunden ist: Verantwortung, Wertschätzung, Weitsicht und sehr gute Mitarbeiter. „Wir haben hier ein tolles Team. Das ist etwas Besonderes, und das macht uns aus“, sagt er. Maßgeblich verantwortlich dafür sei seine Mutter. „Sie kümmert sich um ihre Mitarbeiter, sie packt mit an, sie ist nicht einfach nur die Chefin, sondern sie hält hier alles zusammen – und das macht sie sehr gut.
“ Ein Ritterschlag, der die Mutter schmunzeln lässt, aber sicher auch ein Stück weit stolz macht. Der Zusammenhalt der 20 Mitarbeiter beeindruckt den 22-Jährigen. „Wenn es brennt, dann steht auch die Maria hier im Hof und sortiert Leergut; das ist ganz normal.“
Für Luis, der während seiner Lehre in der Privatbrauerei Düll in Volkach-Krautheim das Brauerhandwerk von der Pike auf gelernt hat, steht im Oktober der nächste Schritt auf seinem Berufsweg an: das Studium zum Diplom-Braumeister an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Weihenstephan. „Und dann komm' ich heim.“
„Schau'n wir mal“, sagt seine Mutter. Sie möchte, dass er während des Studiums auch andere Betriebe kennenlernt, bevor er wirklich nach Hause in die Martinsbräu kommt. „Und wenn er im Studium merkt, das ist doch nicht seins, dann ist das für uns auch in Ordnung“, sagt Maria Martin. „Es ist sein Leben.“
Niemals würde sie einen ihrer Söhne zwingen, die Leitung der Familienbrauerei zu übernehmen. Da sei sie sich mit ihrem Mann einig. Die 53-jährige Brauereichefin weiß, wovon sie spricht, denn für sie war es am Anfang sehr schwer. „Mir fehlte der technische Hintergrund und auch eine fundierte Einarbeitung“, sagt sie frank und frei. Das wolle sie keinem ihrer Jungs zumuten, daher sei die Voraussetzung für den Einstieg in die Martinsbräu eine gute technische Ausbildung. „Die Jungs wissen, dass es ein schwieriger Markt ist, da muss man sich nichts vormachen.“
Natürlich sei es schön zu sehen, wenn sich die Kinder „für das begeistern, was man selbst schon so lange macht“, sagt Maria Martin. Doch egal, wer einsteigt – eine Extrawurst gebraten bekommt keiner von den Dreien. „Luis ist hier nicht als Sohn, sondern als Brauer. Er arbeitet wie alle anderen auch“, sagt Maria Martin ungerührt.
Veit ist auch seit vielen Jahren engagiert im Team. Er hat noch einige Jahre Schule vor sich, doch sein Interesse gilt der Martinsbräu. Für Jakob ist es noch zu früh, jetzt schon die Weichen zu stellen. Maria Martin sieht das entspannt: „Das sehen wir dann, wenn es so weit ist.“
Anfang des Jahres hat sie einen Teil des Brauereigeländes verkauft. „Wir haben genug Fläche für die Brauerei“, sagt sie. Im Bereich Technik wird sich in den nächsten Jahren einiges verändern. Das ist normal, liegt im Plan und muss auch so sein. Auch ein neues Bier hat Maria Martin schon in den Startlöchern stehen; im September wird es auf den Markt kommen. Mehr verrät die Bräuin noch nicht.
Was sie Luis, Veit und Jakob mit auf den Weg gibt? „Niemals die Bodenhaftung verlieren, Fehler zugeben und Ehrlichkeit“ – das sind für Martin wichtige Kriterien für einen Chef. „Und ein gutes Netzwerk.“ Sie selbst denke noch nicht an einen Rückzug aus der Martinsbräu. „Da habe ich keinen festen Termin im Blick.“