Alexandre Dumas aus Frankreich (der Ältere und auch der Jüngere) haben Literaturgeschichte geschrieben, Jaques Dumas könnte einen Meilenstein für seine zweite Heimat Hafenlohr gesetzt haben: Seine Initiative löste Bemühungen um eine Partnerschaft zu Pont d'Ouilly in der Normandie aus.
Eine 23-köpfige Delegation mit Teilnehmern zwischen 17 und 77 Jahren unternahm jetzt eine erste Erkundungsreise in die kleine Stadt im Departement Calvados, der Partnerregion des Bezirks Unterfranken. Wilhelm Brönner war dabei und gab der Main-Post die wichtigsten Eindrücke weiter. Auf der Mainfranken-Messe in Würzburg vergangenen Sommer war es, als am Stand der Normandie der Hafenlohrer mit französischen Wurzeln, Jaques Dumas, die Idee hatte, eine deutsch-französische Gemeindepartnerschaft anzustoßen. Bei Bürgermeister Thorsten Schwab bedurfte es keiner großen Überzeugungsarbeit, um ihn davon zu begeistern. Das Partnerschaftsreferat des Bezirks Unterfranken schlug eine passende Kommune vor: Pont d'Ouilly. Die gebürtige Hafenlohrerin Margarete Schwind, die heute in Berlin lebt, hatte in der für Hafenlohr vierteljährlich erscheinenden Gazette „Hallo“ Point d'Ouilly Ort als recht vielversprechend vorgestellt. Sie war auch mit dabei.
Spannung lag in der Luft, als die Delegation in das Tal der Orne fuhr und das an diesem Flüsschen idyllisch gelegene Pont d'Ouilly sich den Blicken der Reisenden offenbarte. Die Anspannung war schnell verflogen, denn der Empfang war außergewöhnlich herzlich und locker: mit selbst gebackenem Kuchen und dem typischen Cidre, einem Perlwein aus Äpfeln oder Birnen, sowie dem aus Äpfeln gebrannten Calvados. Dem schmeckt man heute noch die hohe Brennkultur der Normannen an.
Ein Höhepunkt war der Empfang im Rathaus. Dabei unterzeichneten Bürgermeister Thorsten Schwab und Bürgermeisterin Madame Maryvonne Guibout feierlich die Absichtserklärung, eine Partnerschaft der Gemeinden zu schließen. Ein irdener Teller mit gemalter Ortsansicht aus der Hafenlohrer Töpferei war das Gastgeschenk des Bürgermeisters. Es wurde ergänzt durch einen Freundschaftswimpel des VfB Hafenlohr, überreicht von Rainer Obmann.
Der Sonntag galt dem Besuch historischer Stätten, die jeden nachdenklich stimmten, aber auch rasch die politische Dimension einer solchen Partnerschaftsinitiative ins Bewusstsein rückten: die Orte der Landung der Alliierten in der Normandie am 6. Juni 1944, dem D-Day, oder der deutsche Soldatenfriedhof La Cambe, auf dem 21 000 deutsche Kriegsteilnehmer ihre letzte Ruhe fanden.
Gegenbesuch im Oktober
Die Einwohner von Pont d'Ouilly wünschen sich heute schon eine Ausstellung von Hafenlohrer Künstlern in ihrer Mediathek sowie Bilder und andere Dokumentationen vom Leben in Hafenlohr und Windheim.
Schon im Oktober ist ein Gegenbesuch geplant. Die Teilnehmer dieser ersten Reise hoffen, dass diese Initiative in breiten Schichten der Bevölkerung beider Orte Anklang findet und dass möglichst viele aktiv zum Wachsen dieser Partnerschaft beitragen. So hoffen die Bewohner beider Orte, dass diese sich anbahnende Gemeindepartnerschaft der Beginn einer lange währenden Freundschaft werden wird, in der Vorurteile abgebaut werden können und die geprägt ist von gegenseitiger Achtung und gebührendem Respekt vor den kulturellen Leistungen der Menschen hier wie dort.
Die jüngste Teilnehmerin dieser Initiative, die 17-jährige Marleen Schneider, zieht eine erstes Resümee: „Es hat mir sehr gut gefallen! Das Programm war sehr gut, die Leute total nett, leider war viel zu wenig Zeit!“ Sie könne sich vorstellen, dass die „Jumelage“ noch mehr Jugendliche begeistert und zum Mitmachen bewegt. Die Normandie berge viele kulturelle Schätze, die der flüchtige Blick aus dem Bus nur habe erahnen lassen. Durch das Wachsen dieser Partnerschaft könnten die Hafenlohrer sie mehr und mehr entdecken.
Pont d'Ouilly, Département Calvados, Region Basse-Normandie
Die französische Gemeinde mit rund 1000 Einwohnern liegt inmitten der Landschaft Normannische Schweiz, an der Mündung des Flusses Noireau in die Orne. Ins nördlich gelegene Caen, der Partnerstadt von Würzburg, sind die Einwohner gut 50 Straßenkilometer unterwegs, für die 900 Straßenkilometer in Richtung Osten nach Hafenlohr (1400 Einwohner) braucht man knapp acht Stunden Fahrt.
Die höchste Erhebung des Gemeindegebiets ist der 252 Meter hohe Mont-Pitois. Der Fluss Orne bildet im Norden des Gemeindegebiets mit einer Höhe von 42 Metern den niedrigsten Punkt.
Pont-d’Ouilly setzt sich aus den drei ehemals selbstständigen Gemeinden Saint-Marc-d’Ouilly, Saint-Christophe und Ouilly-le-Basset zusammen. Saint-Christophe, die kleinste der drei Gemeinden, wurde 1826 nach Ouilly-le-Basset eingemeindet. Der Zusammenschluss mit Saint-Marc-d’Ouilly erfolgte 1947. Beide Gemeinden wurden im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt.
1821 erhielt Pont-d’Ouilly eine Poststelle, mit der Eröffnung der Strecke von Berjou nach Caen 1873 eine Anbindung ans Eisenbahnnetz. Die erste Schule war eine Jesuitenschule, die 1715 entstand. Die öffentliche Schule von Ouilly-le-Basset eröffnete 1852, die von Saint-Marc-d’Ouilly 1877.
Die drei Kirchen, erbaut 1860, 1889 und 1925 hatten alle Vorgängerbauten, die zum Teil bis ins 12. Jahrhundert zurückdatiert wurden. Mit Material von Wikipedia