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Burgsinn
Auf der Burgsinner Wasserburg hielt das Mittelalter Einzug
Der Verein "Die Reisecen" aus Schwaben lud gemeinsam mit dem Markt Burgsinn, der Spessarter "Burglandschaft e.V." und der Sinngrundallianz  zum Mittelalterfest ein.
Ritter Adalbert von Enzenhardt und Dienstmann Christian von Frammersbach kreuzten beim Mittelalterfest in der Burgsinner Wasserburg die Klingen.
Foto: Jürgen Gabel | Ritter Adalbert von Enzenhardt und Dienstmann Christian von Frammersbach kreuzten beim Mittelalterfest in der Burgsinner Wasserburg die Klingen.
Jürgen Gabel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 18:08 Uhr

Anno 1220: Deutschland wird von Staufer-Kaiser Friedrich II. regiert. Imposant schreitet der edelfreie Ritter "Adalbert von Enzenhardt" (alias Markus Single) mit seinen 15 Dienstleuten durch das Tor der Burgsinner Wasserburg, um das im benachbarten Park aufgebaute Lager des Hochmittelalters mit Stationen aus Alltag, Adel, Klerus und Handwerk zu begutachten.

Für zwei Tage kehrte am Wochenende das Leben des 13. Jahrhunderts nach Burgsinn zurück: Der Verein "Die Reisecen e.V." aus dem schwäbischen Großbettlingen hat sich zum Ziel gesetzt hat, ein niederadliges Lehen zur Zeit des Kaisers Friedrich II. detailgetreu und möglichst authentisch nachzubilden. In und um die über 1000 Jahre alte Wasserburg veranstaltete er in Zusammenarbeit mit dem Markt Burgsinn, der Spessarter "Burglandschaft e.V." und der Sinngrundallianz ein Mittelalterfest.

Viel Wert wird auf authentische Szenen gelegt

Der Verein mit seinen 45 Mitgliedern – Kinder, Frauen und Männer – wurde vor 20 Jahren gegründet. Er veranstaltet im Jahr zwischen acht und zehn Events in ganz Europa. Vorsitzender der Truppe ist seit Beginn der 47-jährige Markus Single, der gleichzeitig den Ritter des erfundenen Adelsgeschlechts der "Herren von Enzenhardt" mimt. Er betont, dass sich die "Reisecen" bewusst von einem üblichen Mittelaltermarkt unterscheiden: Ein solcher zeige zwar eine andere Welt, aber keine alte Zeit. Die "Reisecen" dagegen studierten in Museen die Bild- und Schriftenwelt des 13. Jahrhunderts, um beispielsweise die zeitgemäße Kleidung authentisch herzustellen. Für Glas, Keramik, Tischgeschirr, Waffen und Werkzeuge war es oft ein Puzzlespiel, die Welt vor rund 900 Jahren darzustellen, erklärte Single, der im normalen Leben Berufsschullehrer ist.

Fotoserie

In seinem geräumigen Zelt macht Ritter Adalbert beim Empfang unseres Mitarbeiters Eindruck:  Prachtstück ist ein 900 Jahre altes Schachspiel. Die Tunika, das Alltagsgewand, leuchtet in einem Rot, das aus Naturmaterialien hergestellt ist. Ein Gürtel mit einer hochwertigen "Kleidungsschließe" sowie der "Fürspan", eine Art Brosche am Hals, die den Halsausschnitt der "Cotte" (Schlupfkleid) schließt, deuten auf den Ritter hin. Das wichtigste Kleidungsaccessoire stellt der handgefertigte "Almosenbeutel" dar. Stolz zeigt Markus Single den Inhalt, eine Originalmünze aus dem Jahr 1220, einen Heller aus Schwäbisch Hall und eine Verkaufsurkunde aus dem gleichen Jahr. Er lobt die wunderschöne Burgsinner Anlage, in welcher sein Verein erlebbare Geschichte präsentieren darf.

Küchenchef Kunibert bereitet auf dem Holzfeuer einen leckeren Braten zu.
Foto: Jürgen Gabel | Küchenchef Kunibert bereitet auf dem Holzfeuer einen leckeren Braten zu.

Vom Schmied über den Schuhmacher bis zum Küchenchef 

Die Besucher kamen in Scharen, um in die alte Welt einzutauchen. Während am Samstag rund 700 Gäste geschätzt wurden, verdoppelte sich diese Zahl am Sonntag. Täglich bot der "Ministerale", ein Beamter des Ritters, Führungen durch das Lager aus historischen Speichenrad- und Giebelzelten mit den verschiedenen Handwerkern an, die viel Zuspruch fanden. Natürlich wurde im Zelt auch genächtigt, bestätigte Dienstmann "Christian (Büdel) von Frammersbach". Er war ein äußerst kompetenter Führer durchs Lager und hatte das Burgsinner Engagement aus eingefädelt.

An einer Station spannen Frauen Wolle, strickten mit geschnitzten Holznadeln Mützen und Handschuhe aus gefärbter Schafswolle. An einer anderen fertigte ein Handwerker ein Kettenhemd aus kleinen Eisenringen zum Ringpanzer, ein Holzhandwerker schnitzte mit dem Ziehmesser einen Blasebalg, ein Schumacher präsentierte aufwändige Fußmode und der "Küchenchef" steckte das Fleisch auf den Holzspieß, um es am offenen Feuer zu braten.

Im Burghof selbst hatte sich inzwischen Ritter Adalbert seinen kompletten Eisenpanzer angelegt, der mit Topfhelm, Schutzschild und Schwert rund 25 Kilogramm schwer ist. Dienstmann Christian sagte, dass der Ritter das Kettenhemd nur im Gefecht trug und die Atmung darin schwierig ist. Zur Freude der Besucher absolvierten beide einen kleinen Schaukampf. Natürlich durfte der Biergarten nicht fehlen, wo historisches Essen und Getränke regionaler Anbieter reißenden Absatz fanden.

 
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