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Arnstein
Auf den Spuren der Klänge
Experimentieren mit Klängen und Lauten, das war die Absicht von Markus Zitzmann (links) und Maximilian Ludwig in der Arnsteiner Synagoge.
Foto: Günter Roth | Experimentieren mit Klängen und Lauten, das war die Absicht von Markus Zitzmann (links) und Maximilian Ludwig in der Arnsteiner Synagoge.
Günter Roth
 |  aktualisiert: 06.06.2019 02:10 Uhr

Ein in jeder Hinsicht außergewöhnliches Konzert erlebten die Besucher in der Arnsteiner Synagoge bei dem neuen Programm "Holzbläser – Tasten trifft Percussion" von Markus Zitzmann und Maximilian Ludwig. Während allerdings andere Konzerte gewöhnlich ausverkauft sind, fanden sich diesmal nur knapp ein Dutzend Zuhörer.

Auf diese Weise hat in dem altehrwürdigen Gebäude gewiss noch keiner dem dortigen Flügel Töne entlockt: Während Ludwig mit einer kleinen "Indischen Elefantenglocke" läutete und den Chinesischen Operngong anschlug, zupfte Zitzmann mit der rechten Hand, über den Korpus des geöffneten Pianos gebeugt, die Saiten im Innern, während die linke außen Tasten anschlug. Weitere eigenwillige Klangeffekte gab es auch im "Duett" von Wassertrommel und Saxophon. Zu den gleichmäßigen, monotonen Tönen der schwimmenden Kürbishälfte klinkte sich Zitzmann mit seinem Blechinstrument zunächst mit geheimnisvollem Rauschen ein und steigerte dann zu kräftigen Lauten.

"Wir sind in unserem Programm auf den Spuren der Klänge", sagt der Arnsteiner Musiklehrer Zitzmann. Was man hier hört, wird es nirgends ein zweites Mal geben, denn die beiden haben zwar ein grobes Gerüst, aber weit über 80 Prozent der Darbietung besteht aus Improvisation. Dabei beherrschen die beiden Musiker nicht nur ihre Instrumente virtuos, sie verstehen sich auch blind und gehen ohne große Vorgaben aufeinander ein: Einmal folgt die Percussion dem Saxophon, dann ist es wieder umgekehrt. "Alles entwickelt sich während wir spielen", so Zitzmann.

Bei all dem sind die Zuhörer natürlich gewaltig gefordert. Es fehlen die weichen, eingängigen Melodien, nichts ist antizipierbar und wenn man doch einmal glaubt, einer Tonfolge nachspüren zu können, wechselt diese abrupt und fordert ein Umdenken.

Wenn Zitzmann Staunen erregt, weil er die Saiten seines Pianos wörtlich genommen verbal anspricht und damit zum Klingen bringt, steht ihm Ludwig mit seiner außerordentlichen Sammlung von Percussionsinstrumenten nicht nach. Neben den bekannten Klangerzeugern hat er exotische dabei wie verschiedene asiatische Klangplatten und Gongs, außerdem – so witzelt er – hat er den heimischen Keller ausgeräumt und dort Kinderrasseln, kleine Schellenbäume und Glocken gefunden.

Nicht weniger anspruchsvoll und fordernd fielen selbstverständlich auch die eingestreuten Texte aus: Ernst Jandel konnte verwirren, Kurt Schwitters "Welt voll Irrsinn" nicht minder und ein scheinbar blödsinniges, nichtssagendes "Bla bla - bä bab - blob", bei dem Maximilian Ludwig mit seinen Wortspielen verblüffend auf Zitzmanns Bass-Saxophon reagiert.

Alles in allem ein wirklich bizarrer Vorabend, der wohl jeden einzelnen Zuhörer mit eigenen Eindrücken nachhause entließ.

 
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