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Gemünden
Auf den Schrei von Mutter Natur hören
Schwester Fatima (links) und Conny Warsitz beim Vortrag.
Foto: Ferdinand Heilgenthal | Schwester Fatima (links) und Conny Warsitz beim Vortrag.
Ferdinand Heilgenthal
 |  aktualisiert: 17.11.2019 02:10 Uhr

Über 60 interessierte Besucher waren in den Filmsaal der Florentini-Schule des Kreuzklosters gekommen, um Informationen über die Ausmaße des Landraubes in Amazonien und seine Folgen zu erhalten. Die Franziskanerin Schwester Fatima Sousa Paiva berichtete eindrucksvoll mit viel Detailwissen über die Vernichtung dieses gigantischen Ökosystems, das für die Existenz von Mensch und Natur auf diesem Planeten von elementarer Bedeutung ist.

Eingeladen hatten aus Anlass der Amazonas-Synode der katholischen Kirche verschiedene regionale kirchliche Organisationen und Verbände. Der Weltverein Esperanza Gemünden mit den Helfern um Wolfgang Fella bot an seinem Stand Produkte aus Amazonien und einen fairen Imbiss an. Für die passende Musik sorgten die Frauen der Trommlergruppe "Samba Gemundo" mit brasilianischen Rhythmen.  

Natur wird massiv bedroht

Schulleiter Robert Wolz hatte bereits am Vormittag in der Florentini-Schule Schwester Fatima in die Schulklassen zu Informationsrunden begleitet. Er begrüßte als Dolmetscherin Diözesansektretärin Conny Warsitz, die zwanzig Jahre lang als Laienschwester des Dritten Ordens der Franziskaner in Rio de Janeiro bei dem aus Langenprozelten stammenden Pater Eckart Höfling tätig war.

Schwester Fatima stellte zunächst das neun Länder und 7,8 Millionen Quadratkilometer umfassende Amazonas-Gebiet vor, in dem knapp drei Millionen Menschen indogener Völker in hunderten Stämmen mit eigenen Sprachen leben. Etwa 25 Prozent des gesamten Süßwassers der Erde durchfließt Amazonien mit seiner einmaligen Biodiversität. Diese Einmaligkeit ist massiv bedroht und das habe drei Hauptursachen: Die Rodung der Regenwälder, die industrielle Landwirtschaft und die Vergiftung und Zerstörung der Flüsse.

Hauptakteure sind internationale Großkonzerne

Hauptakteure seien dabei die kapitalorientierten internationalen Großkonzerne, die von der derzeitigen Regierung gestützt werden. Dabei gebe es immer die gleichen Vorgehensweisen: Die großflächige Rodung geschieht mit der Motorsäge oder durch organisierte Brände, danach folgen die Rinder, die auch für ebene Flächen sorgen, und schließlich die Monokulturen, wie sie beispielsweise für die Sojaproduktion angelegt werden. "In Brasilien gibt es mittlerweile drei Mal mehr Rinder als Menschen und zudem ist das Land Weltmeister beim Verbrauch von Pestiziden", berichtete Schwester Fatima. Das Wasser der Flüsse wird durch internationale Minengesellschaften bei der Gewinnung von Gold und anderen Metallen und Erzen verseucht.

Der im Tagebau mit moderner Sklavenarbeit betriebene Abbau und die Weiterverarbeitung des Aluminium-Erzes Bauxit sorgt für hochgiftige Schwermetallkonzentrationen im Wasserkreislauf, die durch die Rotfärbung der Flüsse sichtbar wird. Mit drastischen Fotos zeigte die Schwester die Auswirkungen auf die Natur und auch krebskranke Menschen. Dazu kommt, dass die Konzerne extrem viel elektrische Energie verbrauchen, die durch den Bau von Dämmen und Wasserkraftwerken gewonnen wird. "Derzeit sind weitere 22 Kraftwerke in Planung, die Stauseen sind ohne Leben und die Regierung verkauft das als "sauberen Strom."

Weltweite Beachtung der Amazonas-Synode

Es gebe aber trotz allem auch optimistische Signale. Besonders die von Papst Franziskus einberufene Amazonas-Synode fand weltweit Beachtung. Dadurch könne die Regierung nicht mehr unbeobachtet und folgenlos agieren. Außerdem gebe es mittlerweile junge Leute unter der indogenen Bevölkerung, die an Universitäten studieren und nicht mehr alles hinnehmen. Sie setzen sich für ihren angestammten Lebensraum ein und haben weltweite Kontakte zu Wissenschaftlern und Politikern. Daher sei die Bildung von grundlegender Bedeutung für die Rettung des Amazonas-Systems und somit auch für das Weltklima.

Auf die Frage, was man als Einzelner für Amazonien tun kann, wiederholte Schwester Fatima ihren bereits eingangs formulierten Appell: "Auf den Schrei der Menschen hören, auf den Schrei von Mutter Erde, damit uns das gemeinsame Haus erhalten bleibt." Conny Warsitz fügte noch einige präzisierende, persönliche Bemerkungen an: "Geld hilft viel – aber es ist nicht alles. Persönliche Umkehr ist wichtig im Alltag, ob beim Fleischkonsum, bei den Aluminiumdosen oder bei den Kleidern. Die Frage ist: Was brauche ich wirklich? - Und das sollte man nicht nur wissen, sondern es auch tun."

Die Trommlergruppe Samba Gemundo.
Foto: Ferdinand Heilgenthal | Die Trommlergruppe Samba Gemundo.
 
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