
Bald beginnt wieder die Saison für die Gartenfreunde. In der Schrebergartenanlage in der Angerstraße wurden schon einige Beete bestellt. Emil Wahler freut sich über seine im Herbst gepflanzten Erdbeertriebe, die offensichtlich gut durch den Winter gekommen sind. Bald wird das Wasser wieder angestellt und dann kann es losgehen mit der neuen Gartensaison.
Die Gartenanlage östlich von der Energieversorgung gehört dem Katholischen Arbeiter- und Männerverein, der im vergangenen Jahr sein 120-jähriges Bestehen gefeiert hat. 14 Parazellen gibt es dort auf dem etwa 1400 Quadratmeter großen Areal, die an Mitglieder des Vereins verpachtet sind.
Die Gartenanlage ist ein wichtiger Bestandteil des Vereins und das soll er auch bleiben. Das Grundstück in der Siedlung weckte schon Begehrlichkeiten, sagt Wahler, doch diesen habe er eine klare Absage erteilt: „Solange ich Vorsitzender bin, wird das nicht verkauft“.
Gegen Unrecht kämpfen
Gegründet wurde der Verein als Katholischer Arbeiterverein Ende des 19. Jahrhunderts, um den Arbeitern zur mehr Lohn zu verhelfen. Der damalige Papst Leo XIII hatte dazu den Anstoß gegeben. Die katholischen Arbeiter sollen sich zusammenschließen, um gemeinsam gegen Unrecht zu kämpfen.
Dieser revolutionäre Gedanke ist heute nicht mehr wichtig. „Dafür sind Parteien und Gewerkschaften da. „Der Verein fühlt sich der Geselligkeit und dem Gemeinnutz verpflichtet“, sagt Emil Wahler, der seit 1994 Vorsitzender ist. Durch kluges Haushalten gelinge es immer, einen Überschuss zu erwirtschaften, der an öffentliche Einrichtungen und die Kirchen gespendet werde.
Dies ist auch im vergangenen Vereinsjahr gelungen. Insgesamt 6500 Euro wurden dank der „guten Vermögensanlage“, wie es auf der Jahreshauptversammlung hieß, gespendet. Für 1500 Euro konnte die Pfarrei St. Andreas zwei neue Messgewänder beschaffen, 1500 Euro erhielt die Heroldstiftung für das Altenheim, 3000 Euro gingen an den Förderkreis St. Andreas für die Restaurierung von Kirchenfenstern und 500 Euro erhielt der Evangelische Kindergarten St. Johannis. Die Versammlung wurde allerdings überschattet vom Tod der Kassenverwalterin Gertrud Michel. Was ihre Arbeit wert war, hatte Vorsitzender Wahler mit der Auflistung der Spenden verdeutlicht.
Zudem pflegt der Verein mit seinen 108 Mitgliedern die Geselligkeit. Es werden unter anderem Pfarrfeste besucht, es gibt einen Federweißennachmittag und der Verein veranstaltet eine Faschings- und Weihnachtsfeier. Auch Vorträge für die Mitglieder finden statt. Derzeit plant der Verein einen Familienausflug in die Rhön.
Funktionierendes Vereinsleben
Die meisten Mitglieder sind vom Alter deutlich über 60, sagt Wahler. Aber immerhin sind von den 109 Mitgliedern 30 zur Jahreshauptversammlung gekommen, was für ihn für ein funktionierendes Vereinsleben spricht.
Mit den 109 Mitgliedern ist der Verein nicht weit von der Mitgliederzahl im Gründungsjahr entfernt. Damals im Jahr 1896 hatten sich 131 Arbeiter dem Verein angeschlossen. 1951 wurde der Arbeiterverein in „Katholischer Arbeiter- und Männerverein“ umbenannt. Damit wollte sich der Verein für Angestellte, Beamte und Selbstständige christlichen Glaubens öffnen. Auch Frauen wurden allmählich und ohne größeres Aufsehen aufgenommen.
Für den Schrebergarten ist Gartenwart Peter Bauerfeind zuständig. Er teilte auf der Jahreshauptversammlung mit, dass die Gartenparzellen alle belegt sind und der Garten insgesamt gut bestellt ist.