Ein 27-jähriger Asylbewerber aus dem Iran hat am Mittwoch in der Gemeinschaftsunterkunft in Gemünden (Lkr. Main-Spessart) einen Suizidversuch begangen. Andere Asylbewerber aus dem Iran fanden ihn gegen 13 Uhr zappelnd und mit Schaum vor dem Mund auf dem Boden liegen, erzählen sie. Offenbar hatte der Mann mehr als 30 Tabletten geschluckt. Er wurde ins Krankenhaus Lohr gebracht.
Hermann Burkard vom Gemündener Netzwerk Asyl und andere Iraner im Heim sind sich sicher, dass der Grund für den Suizidversuch mit der Ungewissheit zusammenhängt, in der sich viele Asylbewerber befinden. Der 27-jährige Christ, der seit zweieinhalb Jahren in Deutschland auf Asyl hofft, sei zuletzt sehr niedergeschlagen gewesen und habe täglich nervös auf eine Antwort vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) auf sein Asylgesuch gewartet.
Der Schweinfurter Rechtsanwalt Joachim Schürkens, dessen Mandant der iranische Asylbewerber ist, sagt, dass dieser schon längere Zeit psychische Probleme habe. Es sei schon der zweite Suizidversuch. Auch er ist überzeugt, dass die ungewisse Lage des Asylverfahrens zur schlechten psychischen Lage des 27-Jährigen beigetragen hat.
Gerade Iraner würden vom BAMF lange hingehalten. „In Gemünden sind einige, die schon ewig warten“, sagt er. Dies hänge, glaubt der Anwalt, mit der hohen Anerkennungsquote zusammen. Gruppen, die kaum Chancen hätte, würden schnell wieder abgeschoben. Andere, etwa Iraner, hingen mitunter Jahre in der Luft. Eigentlich, so Schürkens, müsste ein Asylverfahren laut EU-Recht nach sechs Monaten abgeschlossen sein. Aber die Behörden seien unterbesetzt.
Ein Ingenieur aus dem Iran, seit drei Jahren in Deutschland, sagt, dass er und seine Mitbewohner einfach eine Antwort vom BAMF erwarteten. „Ja oder Nein, egal.“ Hauptsache, diese Ungewissheit höre auf. Arbeiten dürften sie zudem oft nicht. Er berichtet von einer Gemündener Firma, die ja Asylbewerber eingestellt hätte. Doch der Firmenchef habe sich eineinhalb Monate vergeblich bemüht, eine Erlaubnis dafür zu bekommen. Einen richtigen Deutschkurs bekämen sie auch nicht.
Hermann Burkard vom Netzwerk Asyl kennt den Zustand der Asylbewerber in Gemünden besser als jeder andere. „Die sind down, alle miteinander“, sagt er. Bei fünf bis zehn der insgesamt rund 60 Asylbewerber im Asylbewerberheim sieht er die Gefahr eines Suizids. Er ist erbost, dass sich nichts bewegt, und enttäuscht von Behörden, der Stadt und den Wohlfahrtsverbänden, von denen er keine Hilfe bekomme.