Pater Christoph Gerhard hat am Anfang seines Vortrags im Pfarrheim St. Michael die Erwartungen gedämpft, dass er wissenschaftliche Erkenntnisse über den Stern von Bethlehem präsentieren kann: "Die Angaben von Matthäus sind so, dass der Spekulation Tür und Tor geöffnet sind, sagte er. Astronomisch seien sie aber nicht verwertbar.
Enttäuscht davon zeigte sich unter den knapp 40 Zuhörern jedoch niemand. Viele kannten wohl die entsprechende Publikation des Benediktinermönchs, der neben seiner Arbeit als Wirtschaftsleiter der Abtei Münsterschwarzach die dortige Klostersternwarte betreibt. Neben der historischen Einordnung stand bei ihm die symbolisch-theologische Erschließung des Phänomens im Fokus.
"Die Bibel nimmt die Bilder von der Naturwissenschaft und versucht sie zu deuten", erklärte der studierte Elektroingenieur den Umstand, dass Sterne in der Bibel relativ häufig vorkommen. Während heidnische Volksgruppen um Israel Sterne als Gottheiten verehrten und von ihrem Einfluss auf die Menschen überzeugt waren, sehe die Bibel die Himmelskörper als Geschöpfe Gottes an. Diese dienen den Menschen und zeichnen sinnbildlich die Gerechten auf Erden aus: "Das Konzept Superstar kommt eigentlich aus der Bibel", sagte Gerhard.
In seiner Beschreibung des Sterns von Bethlehem sei der Evangelist Matthäus auf die Affinität seiner Leser zu Sternen und Horoskopen eingegangen. Das Problem heute sei, dass wir mit einem naturwissenschaftlich geprägten Blick auf diese Bilder schauen. Anhand des Gemäldes "Anbetung der Könige", zog der Pater sein Fazit, dass der eigentliche Stern von Bethlehem nicht eine Erscheinung am Himmel sei, sondern die Erscheinung an der Krippe, "wo Gott Mensch wird".
Pfarrer Sven Johannsen schloss sich diesem Resümee an. Er wies darauf hin, dass der Glaube nicht von naturwissenschaftlichen Beweisen abhängt.