
Einer der erfolgreichsten deutschen Schwimmer ist tot: Wie seine Frau der Nachrichtenagentur dpa bestätigte, ist der viermalige Olympiasieger Roland Matthes nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 69 Jahren in Wertheim gestorben.
Der gebürtige Thüringer galt wegen seiner Ästhetik im Wasser als "Mozart des Schwimmens". Von 1967 bis 1974 blieb er national wie international auf den Rückenstrecken ungeschlagen und brach serienweise Weltrekorde. Bei den Olympischen Spielen 1968 in Mexiko-Stadt sowie 1972 in München holte er jeweils zwei Goldmedaillen. Nach seiner aktiven Karriere machte Matthes sein Sportlehrer-Diplom, ehe er ab 1978 Medizin studierte.

Als im Herbst 1989 die Grenze fiel, ging Roland Matthes in den Westen, "weil ihn daheim in Erfurt Leute, die ihn zuvor noch gefeiert hatten, nun als ,Privilegierten' diffamierten, provozierten, beschimpften", heißt es auf der Homepage der "Hall of Fame" des deutschen Sports, in die Matthes 2006 aufgenommen wurde.
Nach der Wende führte ihn der Weg zunächst nach Kaiserslautern, ehe für zwei Jahre als Arzt am Olympiastützpunkt der Fechter in Tauberbischofsheim arbeitete. 1995 eröffnete Matthes in Marktheidenfeld eine eigene orthopädische Praxis. Aus dieser hatte er sich zuletzt bereits zurückgezogen.
In Unterfranken lebte Matthes zurückgezogen
In Unterfranken lebte Matthes zurückgezogen, Interviews und Medienrummel scheute er. Ab und an berichtete er in Schulen über seine Karriere. Einer, der ihn aus der Zusammenarbeit bei der deutschen Sporthilfe gut kannte, ist Thomas Lurz, zwölfmaliger Weltmeister im Freiwasserschwimmen und Präsident des SV Würzburg 05. Ihn erreichte die Nachricht von Matthes' Tod bei der Weihnachtsfeier des SV 05. Lurz reagierte geschockt: "Sein früher Tod ist tragisch", sagte er. "Roland Matthes war eine der größten Persönlichkeiten des deutschen Sports."

Die Sport-Karriere des Ausnahmekönners begann eher unfreiwillig. Als er als Kind in einen Teich sprang und nicht schwimmen konnte, wurde er von seinem vier Jahre älteren Bruder und ein paar Freunden wieder heraus geholt. "Dann habe ich aber schnell schwimmen gelernt", sagte Roland Matthes einst. "Zum Schwimmen kam ich dann, weil es da immer eine warme Dusche gab."
Sieben Jahre blieb Matthes über die Rückenstrecken national und international unbesiegt - von April 1967 bis August 1974 schlug er immer als Erster an und erzielte 21 Weltrekorde. Bei seinen insgesamt drei Olympia-Teilnahmen holte er zudem noch je zwei Mal Silber und Bronze. Zudem wurde er dreimal Welt- und fünfmal Europameister.
Hochzeit 1978 mit Kornelia Ender
Für Aufsehen sorgte 1978 die Heirat mit Kornelia Ender als dem zweiten großen sportlichen DDR-Schwimm-Aushängeschild der damaligen Zeit. Als die Ehe vier Jahre später geschieden wurde, fiel er bei der sportlichen und politischen Führung in Ungnade.
Er selbst habe mit Doping nichts zu tun gehabt: "Ich hatte das Glück, in einem kleinen Zivilclub bei Erfurt zu sein und nicht in einem der Polizei- oder Militärvereine, wo man mit Doping in Berührung kam." Nach einem dritten Platz bei Olympia 1976 über 100 Meter Rücken stieg Matthes im Alter von 26 Jahren aus dem Becken.
"Die Nachricht vom Tod Roland Matthes' erfüllt uns mit großer Trauer. Unsere Anteilnahme und unser Mitgefühl gelten seiner Familie“, wird Uwe Brinkmann, Vizepräsident des Deutschen-Schwimm-Verbandes, in einer Pressemitteilung zitiert. "Mit Roland Matthes hat uns nicht nur einer der erfolgreichen Schwimmer der Sportgeschichte verlassen, sondern auch ein stets hilfreicher Mensch, der immer Brücken schlagen wollte – innerdeutsch zwischen Ost und West ebenso wie zwischen den älteren und jüngeren Sportlergenerationen. Wir werden ihn als ein großes Vorbild in Erinnerung behalten."
Mit Informationen von dpa