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Lohr
Archäologen und "Sondler" können sich ergänzen
Daniel Röll ist Sondengänger. 
Foto: Thomas Josef Möhler | Daniel Röll ist Sondengänger. 
Bearbeitet von Thomas Josef Möhler
 |  aktualisiert: 27.06.2022 02:20 Uhr

Für bessere Beziehungen zwischen Archäologen und Sondengängern hat Daniel Röll bei einer Veranstaltung von Volkshochschule und Geschichts- und Museumsverein Lohr in der Alten Turnhalle geworben. Der 41-Jährige aus Mainaschaff ist seit rund zehn Jahren als "Sondler" mit dem Metalldetektor unterwegs und arbeitet dabei mit dem Landesamt für Denkmalpflege (LfD) zusammen – was unter Sondengängern eher die Ausnahme ist.

Deshalb würden Sondengänger je nach Perspektive als Segen oder Fluch angesehen, meinte Josef Harth, zweiter Vorsitzender des Geschichts- und Museumsvereins. Die einen billigten ihnen wegen ihrer technischen Möglichkeiten eine Bedeutung für die Geschichtsforschung zu, andere fürchteten sie als Raubgräber, die Funde verschwinden ließen.

Im Trend

Nach Rölls Angaben ist die Verwendung von Metallsuchgeräten "in". 20.000 bis 40.000 Sondengänger solle es in Deutschland geben, davon allein in Bayern angeblich 15.000. Ihnen stünden rund 2400 bis 2600 Archäologen gegenüber, "ein ziemlich unfaires Verhältnis, wenn man es negativ sehen will". Nach Angaben des LfD meldeten weniger als 100 Sondengänger regelmäßig ihre Funde.

Die Beziehungen zwischen Sondengängern und öffentlich-rechtlichen Denkmalpflegern seien deshalb vielerorts angespannt. Das muss nach Rölls Ansicht nicht sein: Man könne sich gegenseitig ergänzen und so die Forschungsergebnisse verbessern. Eine Sonde sei ein effektives Gerät, mit dem man in relativ kurzer Zeit viele Funde machen könne.

Negative Beispiele für die Tätigkeit von Sondengängern wollte Röll nicht beschönigen. Bekanntestes Artefakt sei die Himmelsscheibe von Nebra, die von Raubgräbern entdeckt wurde. Der Berliner Goldhut stamme eventuell vom Bullenheimer Berg im Steigerwald. Solche Funde seien aber meistens von Kriminellen gemacht worden, die nicht mit normalen Sondengängern zu vergleichen seien, betonte Röll.

Die Gesetzeslage in Bayern spiele solchen Leuten sogar in die Hände. Der Freistaat sei das letzte Bundesland, in dem noch die sogenannte "hadrianische Teilung" gelte: Herrenlose Gegenstände gehörten zur Hälfte dem Grundstückseigentümer und zur anderen Hälfte dem Finder – auch wenn er den Fund als Raubgräber gemacht habe.

Orte von Schlachten entdeckt

Positive Beispiele für die Tätigkeit von Sondengängern gibt es laut Röll ebenfalls zahlreich. So hätten Sondengänger bei Kalkriese den Ort der Varus-Schlacht aus dem Jahr 9 und beim Harzhorn am Westrand des Harzes den Ort einer Schlacht zwischen Römern und Germanen aus dem Jahr 235 oder 236 entdeckt.

Als gutes Beispiel der Zusammenarbeit nannte Röll Schleswig-Holstein. Dort würden Sondengänger wie die "Detektorgruppe Schleswig-Holstein" vom Amt lizenziert und kooperierten mit Archäologen. In Bayern werde eine solche Zusammenarbeit derzeit nicht angestrebt.

Für ein gutes Instrument hält Röll die Nachforschungsgenehmigung, also die Erlaubnis der Denkmalbehörde, an einem Bodendenkmal zu graben. Das sei sinnvoll und spare den Archäologen Zeit und Kosten. Wichtig sei das ordnungsgemäße Einmessen und Dokumentieren des Fundorts. Denn ein Fund ohne Zusammenhang sei wissenschaftlich weitgehend wertlos.

Römische Sandalennägel

Als seine bislang wichtigste Entdeckung bezeichnete Röll einen umfangreichen Hortfund aus der Bronzezeit bei Stockstadt im Dezember vorigen Jahres. Dieser sei auch ein gutes Beispiel für seine ehrenamtliche Tätigkeit und die Zusammenarbeit mit dem LfD.

Zu tun gibt es laut Röll noch genug. So könnte man versuchen, auf der Birkenhainer Landstraße zwischen Hanau und Gemünden eine Marschroute zum Legionslager in Marktbreit nachzuweisen – durch die Suche nach römischen Sandalennägeln. Zehn, 20, vielleicht 30 Sondengänger bräuchte man dafür. Auch das Schlachtfeld von 1743 bei Dettingen harre noch einer großflächigen Untersuchung.

 
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