
Wie verändert Corona das Arbeiten? Was bedeuten Schutzmaßnahmen gegen das Virus für betriebliche Abläufe, für Motivation und Zusammenhalt der Beschäftigten? Diese Fragen untersucht eine Studie des Universitätsklinikums Tübingen. Zu den beteiligten Unternehmen gehört Bosch Rexroth in Lohr.
Mit der Teilnahme an der Studie wolle man einen Beitrag zur Bewältigung der Corona-Pandemie leisten, sagt Judith Mühlich, Pressesprecherin von Bosch Rexroth. Dabei gehe es um Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz. Ziel sei es auch, herauszufinden, "wie eine neue Normalität in Zeiten der Krise gestaltet wird", erklärt Studienleiterin Esther Rind vom Institut für Arbeitsmedizin, Sozialmedizin und Versorgungsforschung des Universitätsklinikums Tübingen.
Die Untersuchung soll dazu beitragen, die betriebsinterne Krisenbewältigung anzupassen und auszubauen, um eine hohe Akzeptanz gegenüber Schutzvorkehrungen zu erreichen. Test- und Impfbereitschaft sollen gestärkt und einer aufkommenden "Pandemiemüdigkeit" entgegengewirkt werden.
Wie der Infektions- und Arbeitsschutz verbessert werden kann
Letztlich geht es darum, wie betriebliche Gesundheitsversorgung, Infektions- und Arbeitsschutz verbessert werden können. Man wolle "aufarbeiten, wie Betriebe unter Corona-Bedingungen weitergearbeitet haben", so Esther Rind: Wie haben Mitarbeiter das erlebt und wie wurden Maßnahmen akzeptiert?
Von Bosch Rexroth in Lohr nehmen aktuell rund 450 Beschäftigte an der Studie teil und füllen regelmäßig Online-Fragebögen des Universitätsklinikums Tübingen aus. Sie können außerdem einen Antikörpertest beim Werkärztlichen Dienst machen. Die Datenerhebung endet jetzt im Dezember 2021; die anschließende Auswertung wird einige Zeit in Anspruch nehmen.
Über die Studie und erste Erkenntnisse berichteten Rind und ihre Kollegin Christine Preiser im Juni in einem Podcast namens "Covid-19 und soziale Beziehungen am Arbeitsplatz". In Bezug auf Homeoffice stelle sich heraus, wie wichtig es für viele Beschäftigte ist, täglich auf die Arbeit gehen zu können. Die Forscherinnen sprechen sogar von einer Sehnsucht nach dem Arbeitsplatz und dem Arbeiten vor Ort.
Faktor Vertrauen gegenüber den Kolleginnen und Kollegen
In den Befragungen wird immer wieder thematisiert, dass man als Mannschaft zusammenstehe. Andererseits könne Daheimarbeit langfristig zu einer Distanzierung vom Unternehmen führen. Ein anderer Punkt ist, dass im Betrieb an manchen Stellen plötzlich ein schärferer Ton herrsche, wenn es um die Durchsetzung von Maßnahmen zum Infektionsschutz geht.
Hier kommt ein weiterer Punkt ins Spiel, nämlich das Vertrauen gegenüber den Kolleginnen und Kollegen am Arbeitsplatz. Hält jeder die Vorsichtsregeln ein, gehen alle ehrlich damit um, kann ich mich darauf verlassen und bin dadurch gut vor einem Risiko geschützt? Auch das gehört zur Arbeitswelt, zumal die Bandbreite in einer Belegschaft bezüglich Corona groß ist: Manche sind da ängstlich, für andere ist die Pandemie nur eine Erfindung.
Was sich noch abzeichnet ist Frustration, also Missmut und Verdrossenheit, wegen Maßnahmen zum Infektionsschutz im Betrieb. Das ist bei Beschäftigten in Produktion und Montage stärker ausgeprägt als bei Leuten im Büro. Ein Grund dafür wird sein, dass Bürotätigkeiten einfacher nach Hause verlegt werden können. Doch es wird auch untersucht, ob Homeoffice womöglich seinen "Glitter" wieder verliert.