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Gemünden
Arabisch kochen: Was syrische und deutsche Männer gemein haben
Ghoson Sabouni und ihre Tochter Lamma leisten Pionierarbeit: Sie wiesen Frauen eines VHS-Kurses an, wie man Bulgur-Salat macht. Die Reaktion am Ende spricht für sich.
Strahlt herzliche Wärme aus und vermittelt ein kleines Stück syrischer (Koch-)Kultur: Ghoson Sabouni aus Aleppo.
Foto: Jennifer Weidle | Strahlt herzliche Wärme aus und vermittelt ein kleines Stück syrischer (Koch-)Kultur: Ghoson Sabouni aus Aleppo.
Jennifer Weidle
Jennifer Weidle
 |  aktualisiert: 07.04.2020 13:04 Uhr

Kursleiterin Ghoson Sabouni und ihre Tochter Lamma begrüßen ihre sieben Gäste mit einem Lächeln. Hier, in der Schulküche der Mittelschule Gemünden, ist der VHS-Kurs "Arabisch kochen" angesagt. Die sieben Frauen wollen heute lernen, wie man Bulgur-Salat zubereitet. Bulgur ist vorgekochter Weizen und Hauptnahrungsmittel in der Türkei sowie im Vorderen Orient.

In dem sterilen und zweckmäßigen eingerichteten Raum mit Neonlicht strahlen die beiden syrischen Frauen so viel herzliche Wärme aus, dass sich alle sofort wohlfühlen.

Erste zaghafte Gespräche

Mutter und Tochter zeigen die Zutaten, die sie mitgebracht haben: Bulgur, frische Petersilie, Paprikamark, passierte Tomaten, Kreuzkümmel, Zwiebeln, Granatapfelsirup. Ghoson Sabouni schüttet den Bulgur auf ein Backblech, übergießt ihn mit kochendem Wasser. Maria ist die erste, die den Kreis der Beobachter verlässt und beginnt, die Zwiebeln zu schälen. "Ich mag Essen, das nicht so typisch deutsch ist", sagt sie. Maria wohnt mit ihrem Mann, der aus Uganda stammt, in Sachsenheim. Nun kommt Dynamik in die Gruppe. Es wird emsig geschnippelt. Dabei beginnen erste, zaghafte Gespräche.

Julia orientiert sich am schnellsten in der Küche. Wo stehen Schüsseln, Teller? Sie weiß es, verteilt Gläser mit Wasser. Julia studiert Jura in Hamburg. Ihr Freund Max aus Lübeck ist mit ihr angereist. Sie besuchen Julias Mutter Jasna in Gemünden und waren von der Idee, gemeinsam den Kochabend zu besuchen, sofort begeistert. Lamma und Julia stellen fest, dass sie sich auf der Schule knapp verpasst haben. Als Julia das Friedrich-List-Gymnasium verließ, fing Lamma dort gerade an. Kaum zu glauben, dass sie erst seit Kurzem Deutsch spricht. In dieser Zeit Arabisch auf solchem Niveau zu lernen würde sich keine der hiesigen Frauen zutrauen. 

Spricht nach vier Jahren in Gemünden nahezu perfekt deutsch: Lamma Sabouni, aus Syrien stammende Schülerin am Friedrich-List-Gymnasium.
Foto: Jennifer Weidle | Spricht nach vier Jahren in Gemünden nahezu perfekt deutsch: Lamma Sabouni, aus Syrien stammende Schülerin am Friedrich-List-Gymnasium.

Als die Petersilie geschnitten und die Zwiebeln angebraten sind, mischt Ghoson Sabouni alle Zutaten. Wenn sie mal ein deutsches Wort nicht weiß, hilft Tochter Lamma. Ghoson Sabouni lebt mit ihrer Familie seit vier Jahren in Gemünden. Sie kommen aus Aleppo. In ihrer Heimat war sie Biologielehrerin. In Gemünden engagiert sie sich in der Hausaufgabenbetreuung für Grundschüler. 

Nachkochen ist gar nicht so einfach: Es schmeckt anders

In der langen Nacht der VHS im September hat Ghoson Sabouni arabische Häppchen für die Gäste gemacht. Dort ist auch Mandy Schmidt auf sie aufmerksam geworden. Sie reist gerne nach Marokko und in die Türkei, liebt das Essen dort und versucht es dann zu Hause nachzukochen. "Leider schmeckt es dann nie so gut", bedauert sie.

Der Bulgur-Salat ist fertig. Ghoson richtet ihn auf großen Platten an, dekoriert ihn mit Gurken und Tomaten. Am Tisch mundet es allen vorzüglich: Der Salat schmeckt saftig, würzig, verfeinert mit der dezenten Säure des Granatapfelsirups. Ähnlich wie Essig, aber doch anders. Die Frauen sind überrascht, wie satt der Salat doch macht. 

Grillen ist Männersache

Kochen denn auch die syrischen Männer? Lamma und ihre Mutter lachen. "Es gibt solche und solche", sagen sie. Der Bulgur-Salat dieses Abends ist vegan. Zu einem syrischen Hauptgericht gehört aber dann doch Fleisch, meist Lamm, dazu. Die Männer grillen am liebsten. Die Frauen schmunzeln: Das ist in Syrien wie in Deutschland.

Sylvia Müller aus Adelsberg freut sich über die Einblicke in die syrische Kultur. "Ghoson Sabouni ist die erste, die rausgeht. Sie mischt sich unter die Leute und tut was." Ihr Engagement beeindruckt alle. Auch wenn es nur um Essen geht, so vermittelt sie zudem etwas von ihrer Kultur. Die syrische Küche gilt übrigens für viele als die beste Küche im Vorderen Orient: vielfältig, elegant und gesund. Die Zutaten bekommt man im deutschen Lebensmittelmarkt oder in einem der kleinen, orientalischen Einzelhandelsläden in der Region.

Nach zwei schönen, genüsslichen Stunden heißt es mit vollen Tupperdosen Abschied nehmen. Die Gruppe ist so begeistert, dass gleich der nächste Termin vereinbart wird. Am Freitag, 22. November um 18 Uhr wird wieder arabisch gekocht. Anmeldungen über die VHS Gemünden. 

 
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