Die Enttäuschung stand den „echten“ Stadträten in Arnstein ins Gesicht geschrieben, als die jungen Vertreter des „Kinder-Stadtrats“ den Antrag auf kostenlose Leckereien aus der Arnsteiner Eisdiele einstimmig ablehnten. Dabei hatte es sich ja eigentlich ganz gut angelassen, als die Bürgermeisterin Anna Stolz ihren Vorschlag formulierte. Der Stadtrat leiste ganzjährig Dienste zum Gemeinwohl aller Bürger. Da im nächsten Jahr die Eisdiele hoffentlich wieder eröffnet werde, sollten deshalb die Stadtratsmitglieder zur Belohnung dort beliebig viel kostenloses Eis erhalten.
Der neunjährige Konstantin aus Binsfeld fand diese Idee zunächst ja ganz cool. „Ich würde mich darüber auch freuen“, lachte er. Doch dann kamen ihm Bedenken und er meinte: „Der Schuss könnte auch nach hinten los gehen.“ Schließlich gebe es ja noch viele andere Menschen, die der Stadt dienen. Zum Beispiel bei der Feuerwehr, beim Rettungsdienst oder in den Vereinen. Die wollen dann ja auch kostenloses Eis. Auch Konstantins Kollegin Laura aus Schwebenried fand das ungerecht. „Das könnten viele Leute in den falschen Hals kriegen, wenn nur die Stadträte so belohnt werden“, meinte sie und Lena, die dritte im Bunde, schloss sich dieser Ansicht an.
Da halfen auch Kompromissvorschläge der „wirklichen“ Stadträte im Hintergrund nichts mehr. Heinz Hetterich meinte: „Es muss ja nicht viel Eis sein – zwei Kugeln würden reichen.“ Auch Bernd Röll versuchte es: „Wir probieren das Eis – und wenn es gut ist, loben wir es. Dann hat der Eisverkäufer eine gute Werbung.“ Doch als Lena aus Schwebenried mit einem Blick auf die Leibesumfänge der Herren sagte, dass zu viel Eis nicht gut für die Gesundheit sei, war die Niederlage abzusehen. Einstimmig lehnten die Kinder den Vorschlag ab.
Im Rahmen des Ferienspaßprogramms hatte die Bürgermeisterin Anna Stolz zur zweiten Kinder-Stadtratssitzung geladen. Leider war diesmal die Resonanz mit drei Kindern eher kläglich. Neben den Ulk-Vorschlägen wie mit dem Eis hatten die Kinder Gelegenheit, sowohl die Bürgermeisterin als auch ihre Stadtratskollegen kennen zu lernen, über ihre Aufgaben auszufragen sowie eigene Wünsche direkt vorzutragen.
Das taten die drei Kinder dann auch. Sie beklagten sich über zu schnelles Fahren in ihrer Wohnstraße, über das teilweise zugewucherte Gewässer „Teure“ in Schwebenried und bemängelten einen fehlenden Kinderarzt in der Stadt. Sie wünschten sich mehr und bessere Fahrradwege und fragten auch konkret nach den Möglichkeiten der Kommune, sich für einen aktiven Umweltschutz einzusetzen. Außerdem wollte Konstantin von der Bürgermeisterin wissen, wieso sie eigentlich dieses Amt angestrebt habe und ob sie mit ihrer Stadt zufrieden sei.
In einem Tagesordnungspunkt gaben die jungen Stadträte allerdings einstimmig ihre Einwilligung. Weil die Sitzungen der „großen“ Stadträte sowieso immer bis spät in die Nacht dauerten, sollen sie noch in diesem Herbst für die Kinder ab acht Jahren im Rahmen einer langen Lesenacht aus Kinderbüchern vorlesen. Dafür hatten die drei jungen Leute auch schon ganz konkrete Vorschläge für die Literaturauswahl.