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MÜHLBACH
Anthropologie einer Kindheit
Faszinierend: In Richard Linklaters Langzeit-Filmprojekt „Boyhood“ erlebt man mit, wie ein Junge zum Mann heranwächst.
Foto: Neue Visionen | Faszinierend: In Richard Linklaters Langzeit-Filmprojekt „Boyhood“ erlebt man mit, wie ein Junge zum Mann heranwächst.
Claudia Siefker
 |  aktualisiert: 12.09.2014 16:52 Uhr

Die Burg-Lichtspiele Mühlbach zeigen den Film „Boyhood“ in der Vhs-Filmauslese am Sonntag um 11.15 Uhr sowie am Montag, Dienstag und Mittwoch jeweils um 20 Uhr. Freigegeben ist der Film ab sechs Jahren.

Richard Linklater legt ein Filmexperiment vor, bei dem nicht nur die Produktionsgeschichte einmalig ist. Seit 2002 arbeitete er an dem Projekt, bei dem man den Protagonisten quasi beim Wachsen beziehungsweise Altern zusehen kann. Dazu traf er sich einmal pro Jahr mit denselben Hauptdarstellern zu intensiven Proben und dreitägigen Dreharbeiten, um die Kindheit und Jugend eines Jungen namens Mason vom Anfang der Schulzeit bis zum Wechsel ans College nachzuzeichnen.

Das Ergebnis heißt „Boyhood“ und ist ein faszinierendes Spielfilm-Dokument, das sich ganz ohne künstlichen Spannungsbogen entfalten darf und gerade dadurch umso wahrhaftiger wirkt.

Die Filmhandlung beginnt damit, dass der sechsjährige Mason mitten im ersten Schuljahr aus seinem gewohnten Umfeld gerissen wird, weil seine alleinerziehende Mutter Olivia noch einmal aufs College gehen will und deswegen mit dem Jungen und seiner Schwester Samantha nach Houston zieht. So können die Kinder ihren Vater, den Hobby-Musiker und Lebenskünstler Mason Senior, wieder öfter zu Gesicht bekommen, denn Olivia verliebt sich immer wieder in die falschen Männer.

Die geschilderte Lebensgeschichte ist ausgedacht wie andere Filmgeschichten auch, hat aber den besonderen Reiz, dass der sonst meist auf mehrere Filme oder eine Vielzahl von Serienepisoden verteilte Prozess einer Adoleszenz hier in einem Einzelwerk von knapp drei Kinostunden kondensiert wird.

Die vom Regisseur geschickt aus der Fülle der für das Heranwachsen typischen, alltäglichen und weniger alltäglichen Erlebnisse ausgewählten Momente werden durch eine ausgeklügelte Montage so stimmig miteinander verbunden, dass die Geschichte wie aus einem Guss wirkt. Die zeitliche Verortung erfolgt dabei ausschließlich über den Kontext der Handlung sowie subtil gesetzte Wegmarken aus Politik, Popkultur und dem Fortschritt der Technik.

Ein echter Besetzungs-Glücksgriff ist Ellar Coltrane als Mason Junior, dessen Eltern von Patricia Arquette und Ethan Hawkes gespielt werden.

 
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