Eine großartige und in Teilen auch recht ungewöhnliche Einstimmung in den Advent bot am Donnerstagabend das Luftwaffenmusikkorps Erfurt der Bundeswehr unter Leitung von Oberstleutnant Burkard Zenglein. Dekan Hermann Becker konnte sich über ein mit Zuhörern nahezu gefülltes Gotteshaus beim Konzert in der Pfarrkirche St. Josef freuen.
Der katholische Pfarrer verwies auf die Tradition, sich mit Texten, Liedern und Musik dem kommende Weihnachtsfest zu nähern. Er begrüßte den aus Marktheidenfeld stammenden Dirigenten zu einem „Heimspiel“ und dankte dafür, dass der Auftritt des symphonischen Blasorchesters zugunsten des Erhalts der katholischen Kirchengebäude in der Stadt stattfinden konnte.
Burkard Zenglein moderierte gewandt das gut eineinhalbstündige Programm, das festlich mit Giovanni Gabrielis (1557-1612) Choral „Omnes gentes plaudite“ eröffnet wurde. Auszüge aus der umfangreichen Tänze-Sammlung „Terpsichore“ des deutschen Renaissance-Meisters Michael Praetorius (1571-1621) boten heiter wie getragen eine sehr feierliche Note.
Zu Herzen gehend
Zu Herzen gehende Besinnlichkeit zeichnete die zarte Kantate „Schafe können sicher weiden“ von Johann Sebastian Bach aus. Im Kontrast dazu wirkte an diesem Abend erstmals mit der Hymne „Canterbury Chorale“ des zeitgenössischen Belgiers Jan Van der Roos ein Originalwerk für Blasorchester mit beeindruckender Breite und tonmalerischer Klangvielfalt.
In die ruhige, gefühlsbetonte Musikwelt der Romantik führte der Choral „Wachet auf“, den Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) in sein Oratorium Paulus hatte einfließen lassen. Als sehr überraschendes, in Teilen arabisch anmutendes, Klanggemälde präsentierte sich das Werk „L'adorazione di magi“ des italienischen Impressionisten Ottorino Respighi (1879-1936), das dieser angeregt von einem Dreikönigs-Bild des Künstlers Sandro Botticelli komponiert hatte.
Mit einem Werk des Londoners Philipp Sparke ging die musikalische Zeitreise zur Gegenwart über. Seine Schöpfung „Sunrise at Angel‘s Gate“ berichtet von einem Besuch am Grand Canyon in den USA und beschreibt höchst emotional den Aufgang der Sonne. Die Melodie von Martin Luthers wohl bekanntestem Kirchenlied „Eine feste Burg ist unser Gott“ in der katholischen Pfarrkirche St. Josef wertete Zenglein als kleinen Beitrag zur Ökumene im zu Ende gehenden Jahr des 500-jährigen Reformationsjubiläum. Das Militärorchester aus dem thüringischen Erfurt spielte die darauf Bezug nehmende Fantasie „Rejouissance“ des US-amerikanischen Musikpädagogen James Curnow.
Britische Tradition
Danach sollte es ein wenig weihnachtlich werden, denn ans Ende hatte man die auf die britische Tradition anspielende Bearbeitung des festlichen „Westminster Carol“ von James Hosay gesetzt. Die Zuhörer dankten mit stehendem Applaus für eine wunderbare und kunstvolle Darbietung zum Advent, die sich wohltuend von den üblichen, bisweilen etwas süßlich und betulich wirkenden Weihnachtskonzerten unterschied.
Als Zugabe konnte sich die Gäste an einem mit karibischem Rhythmus interpretierten „Mary's Boy Child“ erfreuen, das Harry Belafonte in den 50iger Jahren zum Welterfolg machte, bevor sich Orchester und Publikum beim bekannten Adventsleid „Tochter Zion, freue dich“ mit einer Händel-Melodie zu einem einzigen, großen und gemeinsamen Klangkörper vereinten.