Die Natur und die sozialen Kontakte in Arnstein sind es, die Anna Stolz zurück in ihre Heimat ziehen. Dass sie aber gleich als Bürgermeisterkandidatin zurückkehrt? Das sei ganz einfach, sagt sie. Sie sei mehrfach gefragt worden, ob sie sich das vorstellen könne. So tritt die 31-jährige Rechtsanwältin nun gegen Linda Plappert-Metz an, die seit zwölf Jahren Chefin der„Werntal-Metropole“ ist.
Düsseldorf sei doch recht anonym, schildert Anna Stolz. Wenn man dann auch noch intensiv mit seiner Arbeit beschäftigt sei, ließen sich nicht so schnell intensive Freundschaften schließen. In Arnstein dagegen würden noch viele ihre früheren Bekannten leben, ihre beste Freundin gar in der Nähe ihres Elternhauses in der Frankensteinstraße.
Und dann die Natur: Als Treffpunkt für ein persönliches Gespräch hat sie Gut Ebenroth vorgeschlagen. Von hier ist der Weg kurz ins „Heugrumbacher Holz“. Stolz sagt: „Mit dem verbinde ich sehr viel.“ Schon viele Jahre ist ihr Vater Joachim der Jagdpächter. Hier habe sie in ihrer Kindheit und Jugend viel Zeit verbracht. Hier fühle sie sich wohl, hierher komme sie bei ihren Heimatbesuchen immer gerne. Selbst sei sie nicht Jägerin, habe aber durch ihren Vater einen guten Bezug zur Jagd – und zu Hunden. Die Familie hat früher einmal sogar Hunde gezüchtet. Diesmal ist Willi dabei, eine österreichische Bracke. Der ist noch jung und verspielt und will kaum stillhalten, als es ums Fotografieren geht. Gedanken über Führungsqualitäten im Rathaus drängen sich auf. Aber dort geht es ja nicht darum, junge Hunde zu zähmen.
Dort werde sich manche Erfahrung aus ihrem bisherigen Tätigkeitsfeld einbringen lassen, ist sie sich sicher. Etwa zwei Jahre lang arbeitete Anna Stolz in der Düsseldorfer Kanzlei Taylor Wessing als Anwältin, speziell für Verwaltungsrecht. Fachanwältin freilich sei sie nicht, wie es kürzlich in einem Artikel hieß, korrigiert sie. Mit Baurecht habe sie viel zu tun gehabt, mit Lärmschutz, mit Bebauungsplänen. Sie betreute beispielsweise große Einzelhandelsketten bei deren Ansiedlungsvorhaben. Da galt es, die Rechtslage und Verträge zu prüfen und mit den Kommunen zu verhandeln. Im Gewerberecht hatte sie es beispielsweise mit Gastronomen zu tun, bei denen es um so praktische Dinge ging wie die Position der Stühle auf der Straße, um den Rettungsweg zu gewährleisten. Es ging um Abfallrecht. Am Niederrhein etwa taten sich mehrere Gemeinden bei der Abfallentsorgung zusammen mit der anschließenden Frage, wie die Gebühren auf die Nutzer umzulegen seien.
All das seien Dinge, die ihr Spaß machen. Die Grundlage dafür wurde wohl schon während ihrer Zeit als Schülerin am Karlstadter Johann-Schöner-Gymnasium gelegt. Hier hatte sie als Leistungskurs Wirtschaft/Recht – neben Latein. Nach der Grundschulzeit in Arnstein war sie auf das Gymnasium nach Karlstadt gewechselt. Turnen und Leichtathletik im Turnerbund Arnstein waren damals ihre Hobbys. Die sportlichen Aktivitäten haben sich inzwischen gewandelt, hin zum Joggen, zu Besuchen im Fitnessstudio und zum Wandern in der Natur. Dem Studienort Würzburg folgten acht Monate an der Uni in Barcelona und dann das weitere Studium bis zum Examen in Münster. Während sie in ihrer Arnsteiner Jugend im Vorstand des Jugendzentrums mitarbeitete, ging das Engagement in Münster in eine politischere Richtung. So gründete Anna Stolz mit anderen eine Ortsgruppe der Entwicklungshilfeorganisation „Go Ahead“. „Ich wohnte in einer Sechser-WG und einer der Mitbewohner war gerade von einem solchen Projekt aus Afrika zurückgekommen. Es waren soziale Beweggründe, weshalb ich mitmachen wollte.“
Dass sie nun nach Arnstein zurückkehren wolle, akzeptiere auch ihr Freund, mit dem sie seit acht Jahren zusammen ist. Er hat zunächst Volkswirtschaft studiert und dann noch ein Jurastudium „draufgesattelt“. Damit werde er in der hiesigen Gegend auf alle Fälle etwas finden, ist sich Stolz sicher.
Sollte sie Bürgermeisterin werden, so sei ihr klar, dass sich das Amt kaum vom Privatleben trennen lasse. Es komme übrigens schon jetzt vor, dass sie Anrufe von Bürgern bekomme, „die mir jetzt schon ihr Vertrauen schenken“. Am Samstagabend freilich würde sie nicht unbedingt mit jemandem über einen Bauantrag diskutieren wollen, wohl aber für dessen Sorgen und Nöte zur Verfügung stehen.
Steckbrief Anna Stolz
Was schätzen Sie an Arnstein?
Die sozialen Bindungen.
Was ist Ihr liebstes Urlaubsziel?
Barcelona.
Ihre Lieblingsmusik?
Roxette.
Ihre Leibspeise?
Gut bürgerlich: Rahmschnitzel mit Spätzle.
Ihr liebstes Kleidungsstück?
Meine Stiefel.
Ihre Lieblingsbeschäftigung?
Waldspaziergänge.
Was lesen Sie gerade?
„Mein Name sei Gantenbein“ von Max Frisch und „Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry“ von Rachel Joyce.
Was sehen/hören Sie gerne im Fernsehen/Radio? Ich schaue wenig fern und höre gerne Antenne Bayern.
Welche Eigenschaften schätzen Sie an anderen Menschen?
Ehrlichkeit und eine soziale Einstellung.
Was können Sie gar nicht leiden?
Unehrlichkeit, Ungerechtigkeit – vor allem unsoziale. Das war mit ein Grund, Rechtsanwältin zu werden.
Ihr politisches Vorbild?
Das ist schwer für eine Überparteiliche: Richard von Weizsäcker.
Ihre größte Schwäche?
Ich bin perfektionistisch, das steht mir manchmal im Weg.
Ihre größte Stärke?
Ich kann gut mit Menschen umgehen, bin empathisch, kann gut einschätzen, wie es Menschen geht.
Was ist für Sie Glück?
DAS Glück gibt es nicht, aber Glücksmomente – zum Beispiel ein Essen oder zusammen sein mit meinem Patenkind.
Ihr Lebensmotto?
Man muss wieder aufstehen, wenn man hinfällt.
ONLINE-TIPP
Alles rund um die Kommunalwahl im Landkreis Main-Spessart lesen Sie im Internet unter www.mainpost.de/kommunalwahl-msp
Ich wünsche mir, daß sie die neue Bürgermeisterin wird.