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ZELLINGEN
„Ankergarten“ ist aus dem Dornröschenschlaf erwacht
Schon am Eröffnungswochenende besuchten viele Zellinger den neu gegründeten „Mauergarten“. Angebot, Qualität, Service und Ambiente wurden von den Gästen sehr gelobt.
Foto: Moritz Baumann | Schon am Eröffnungswochenende besuchten viele Zellinger den neu gegründeten „Mauergarten“. Angebot, Qualität, Service und Ambiente wurden von den Gästen sehr gelobt.
mob
 |  aktualisiert: 04.05.2017 04:00 Uhr

Die Voraussetzungen für einen Biergarten sind ideal: Bäume, ein herrlicher Blick auf den Main und die Lage am Maintalradweg. Kein Wunder, dass das Gelände des Zellinger „Ankergartens“ Linda Liegau und Frieder Schuster auffiel. „Wir erkannten sofort das Potenzial, das die Lokalität bietet, und wunderten uns sehr, dass das Grundstück leer gestanden hat“, so Frieder Schuster. Sechs Jahre schlummerte es im Dornröschenschlaf, nun ist ein neuer gastronomischer Anfang gemacht.

Gemeinsam mit einem stillen Teilhaber wollen Liegau und Schuster nun dort einen Biergarten etablieren, der zukünftig „Mauergarten“ heißt. Erfahrung im Gastronomiebereich konnten Linda Liegau als gelernte Veranstaltungskauffrau und Frieder Schuster, der seit acht Jahren in der Gastronomiebranche arbeitet, schon als Inhaber des im Jahr 2015 gegründeten „Café Fred“ in der Würzburger Innenstadt sammeln.

Treffpunkt für die Bürger

Noch vor einigen Wochen hatte Bürgermeister Wieland Gsell gegenüber dieser Redaktion den Leerstand des Ankergartens bedauert: „Ein neuer Biergarten könnte, gerade vor dem Hintergrund der gastronomischen Situation, ein Aushängeschild für den Ort Zellingen und ein Treffpunkt für die Bürger sein.“

Mit diesen Zielen starten auch die neuen Pächter. Schon am Eröffnungswochenende wurde deutlich, dass der „Mauergarten“ mit seinen rund 160 Sitzplätzen mehr bieten möchte als Biergartenstandard, also „Bratwurst-Pommes-Salat“. Zwar finden sich auch diese auf der Karte, aber eben auch Ofenkartoffeln, Snacks, Schupfnudeln oder Flammkuchen. Liegau: „Wir haben uns bewusst für eine überschaubare Karte entschieden, die neben Biergartenklassikern auch moderne, teils außergewöhnliche Gerichte beinhaltet.“

Ihre Café-Erfahrung spiegelt sich ebenfalls – eine professionelle Siebträgermaschine und jedes Wochenende frisch gebackenen Kuchen von einer befreundeten Bäckerei sollen Genuss garantieren. Nachhaltigkeit ist beiden wichtig, betonen sie. „Wir halten immer Ausschau nach Bezugspartnern, von denen wir regionale Produkte beziehen können“, so Frieder Schuster. Dieser Gedanke schließe beispielsweise auch das Angebot von laktosefreien Produkten, Sojamilch und veganen Gerichten mit ein. Auch mit Bedienung am Platz versuchen die neuen Pächter beim Gast zu punkten.

Für Zellingen wichtig

Rund 400 Gäste lockte die Neueröffnung am ersten Wochenende. Linda Liegau: „Die Zellinger sind überglücklich, dass dieses Gelände endlich wieder genutzt wird.“ Dies bestätigten auch Gäste. Wolfgang Stenger: „Diese Entwicklung war enorm wichtig für Zellingen, da es an einem Treffpunkt für die Bürger fehlt. Ich sehe viel Potenzial im Konzept der neuen Pächter.

“ Dem schließt sich Ingrid Sperber an: „Neben dem leckeren Essen und dem freundlichen Personal macht auch das äußere Ambiente einen sehr guten Eindruck.“ Franz Josef Vorwerk: „In den Augen vieler Zellinger war es unverständlich, dass ein solches Grundstück so lange leer steht.“

Nach Aussagen mehrerer Beteiligter, darunter des ehemalige Pächters Raphael Schuster, seien die hohen Pachtkosten, die Inhaber Peter Grümpel wollte, der Grund für den langen Leerstand gewesen. Grümpel hatte vor etwas mehr als zehn Jahren das Ankergartengelände und das sich anschließende Gasthaus erworben. Ziel war es laut Mark Leopoldsberger, ehemaliger Koch im Biergarten, einen florierenden Biergarten und ein komplett saniertes Gasthaus aufzubauen. Anfangs sei die Resonanz aus der Bevölkerung überwältigend gewesen.

Nachdem Leopoldsberger aufgrund persönlicher Differenzen den Betrieb verlassen hatte, stellte Peter Grümpel den gelernten Hotelfachmann Raphael Schuster an. Zunächst betrieben beide den Biergarten bis Ende 2007 gemeinsam, dann verpachtete Inhaber Grümpel das Gelände an Schuster, der dann von 2008 bis 2010 die Leitung übernahm. Viele Bürger sahen in den zunehmenden Beschwerden den Grund für die Geschäftsaufgabe im Jahr 2010.

Hohe Pachtkosten

Dem widerspricht der damalige Pächter Raphael Schuster: „Nach anfänglicher, kritischer Musterung durch die Zellinger sind die Gästezahlen immer weiter gestiegen. Ich habe mir mit diesem traditionsreichen Biergarten ein Renommee erarbeitet und dementsprechend Umsatz erzielt.“ Doch habe Eigentümer Grümpel nach seinem Ausstieg aus dem Biergarten versucht, über die Pacht einen möglichst hohen Gewinn zu erzielen. Die Forderungen seien mit 3000 Euro pro Monat unverhältnismäßig gewesen. Schuster: „Dies war letztlich der Grund für die Geschäftsaufgabe und damit auch für den langjährigen Leerstand.“

Dass eine solche Pacht hoch sei, meinen auch andere von der Redaktion befragte Gastronomen im Umkreis. Zumal, wenn sie über die ertragreichen Sommermonate hinaus das ganze Jahr über gelte. Nach mehrfacher Anfrage erklärte Peter Grümpel am Telefon, dass er sich zum Sachverhalt und den Vorwürfen nicht öffentlich äußern möchte.

Die Zellinger Bürger jedenfalls freuen sich, dass es mit dem „Mauergarten“ nun wieder einen Treffpunkt für alle Generationen gibt.

Geöffnet ist der Biergarten Freitag bis Sonntag von 11 bis 22 Uhr. Noch wird Küchen- und Servicepersonal gesucht. Näheres unter info@cafefred.de (Mail).

Der Biergarten hinter dem Mäuerchen in Zellingen könnte zukünftig nicht nur eine Anlaufstelle für Zellinger Bürger, sondern auch für die vielen vorbeifahrenden Radtouristen werden.
| Der Biergarten hinter dem Mäuerchen in Zellingen könnte zukünftig nicht nur eine Anlaufstelle für Zellinger Bürger, sondern auch für die vielen vorbeifahrenden Radtouristen werden.
 
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