
Explodierende Strom- und Gaspreise und die Furcht vor einem Blackout im Winter befeuern aktuell die Nachfrage nach Photovoltaik-Anlagen. Für Firmen wie AS-Electronics in Lohr, die Solaranlagen verkaufen und installieren, ist der Kundenansturm Licht und Schatten zugleich. Einerseits profitiert man von der Auftragslage, andererseits sind einige Komponenten derzeit nur schwer lieferbar.
Alexander Schuhmann, Geschäftsführer von AS-Electronics, beziffert die Lieferzeit für Solarmodule und die Systeme, mit denen sie aufs Dach montiert werden, auf einige Wochen. Auf Wechselrichter und Batteriespeicher müsse der Kunde in der Regel mehrere Monate warten. "Von Großhändlern bekomme ich dafür gar keine verbindlichen Liefertermine mehr", sagt der 45-jährige Lohrer. Deshalb installieren seine Monteure die PV-Anlagen derzeit schrittweise: Erst kommen die Module aufs Dach, sobald verfügbar werden Wechselrichter und Batterie nachgerüstet.
Goldgräberstimmung in Branche
Den Beschaffungsaufwand bezeichnet der Firmeninhaber als immens. "Wir müssen sehr agil sein, um die Lieferzeiten im Rahmen zu halten und mit mehreren Herstellern und Bezugsquellen zusammenarbeiten", sagt er im Gespräch mit der Redaktion. Der Handwerkermangel sei derzeit sein kleinstes Problem, betont er. Schuhmann beobachtet in seiner Branche aktuell "eine Goldgräberstimmung", bei der unseriöse Mitbewerber nach seiner Aussage Kapital aus der Angst der Menschen vor der Energiekrise schlagen und teils völlig überhöhte Preise verlangen würden.
Seiner Meinung nach sollte sich die PV-Anlage eines durchschnittlichen Haushalts nach rund 12 bis 15 Jahren amortisiert haben, "sonst ist es grenzwertig". Dabei rechnet Schuhmann recht konservativ mit einem Strompreis von 30 Cent pro Kilowattstunde. Er habe aber schon von Angeboten erfahren, in denen sich die Anlage erst nach 20 Jahren gerechnet habe, erzählt er. "Ich finde das schade, weil es die ganze Branche in Verruf bringt."
Laut Solarpotenzialkataster des Landratsamts sind aktuell nur sechs Prozent der geeigneten Dächer in Lohr mit Photovoltaik-Anlagen bestückt. Die Quote im gesamten Kreis Main-Spessart liegt bei acht Prozent. Viel Potenzial ist bisher ungenutzt – nicht nur in der Region, sondern deutschlandweit. "Die Deutschen waren in den letzten Jahren zu bequem. Sie haben den Klimawandel verdrängt und nur auf die günstigen Energiepreise geschaut", analysiert der Firmenchef. Jetzt würden sie reagieren, weil es ihnen massiv an den Geldbeutel gehe, schiebt Schuhmann hinterher.
Solarstrom bezeichnet der 45-Jährige als einzige Möglichkeit, wie normale Haushalte unabhängiger von den großen Energieerzeugern werden können. "Die Sonne scheint zuverlässig. Wenn sie es nicht mehr tut, haben wir alle ein ganz anderes Problem", sagt Schuhmann. Außerdem sei Strom im Gegensatz zu anderen Energieträgern universell einsetzbar. Damit könne jedes elektrische Gerät betrieben, die Wohnung geheizt, das Wasser erwärmt und das E-Auto geladen werden. Auch die Bundesregierung zielt darauf ab, dass Strom aus erneuerbaren Energien die wichtigste Energieform der Zukunft wird, um weniger fossile Brennstoffe aus dem Ausland importieren zu müssen.
Wenig Schutz vor Blackout
Laut Alexander Schuhmann würde mindestens die Hälfte seiner Kunden hoffen, dass sie mit PV-Anlage und Batteriespeicher als Notstromversorgung zu Hause einen Blackout überbrücken können. Für einen lang anhaltenden Stromausfall seien viele Anlagen, die Akkus und meist auch die Hauselektrik allerdings nicht ausgelegt, betonte er. Die meisten PV-Anlagen seien an ein funktionierendes Stromnetz gekoppelt und würden automatisch vom Netz getrennt, wenn der Strom ausfällt. Er verkaufe zwar ausschließlich ersatz- und notstromfähige Anlagen, aber die Akkus seien nicht auf mehrere Tage Volllast ausgelegt, sagt er. Einzelne Geräte, wie der Kühlschrank, ließen sich damit allerdings schon eine Zeit lang weiter betreiben.
Auch der Mär von der kompletten Energie-Autarkie durch Photovoltaik auf dem Dach erteilt der Lohrer eine Absage: "In den dunklen Wintermonaten wird man trotzdem Strom zukaufen müssen." Zu einem Batteriespeicher rät er dennoch in 90 Prozent der Fälle, weil es sich bei Strompreisen von über 30 Cent pro Kilowattstunde nicht lohne, den nicht selbst verbrauchten Strom ins Netz einzuspeisen, um dafür 8,2 Cent pro Kilowattstunde vergütet zu bekommen.
Das ist absoluter Quatsch was hier erzählt wird, nur um den Kunden die teuren Stromspeicher aufzuquatschen.
Beim E-Auto wird immer auf die ach so umweltschädlichen Akkus geschimpft, hier werden sie hoch angepriesen.