Wenngleich durchgängig stark besetzt, hatte das Rock Open Air im Industriegebiet am Samstag einen eindeutigen Höhepunkt: Der Gemündener Andreas Kümmert sorgte mit einem brillanten Auftritt für Beifallsstürme der mehreren hundert Zuhörer. Bei der 18. Auflage des Festivals auf der Wiese neben dem Obi-Markt war nicht nur das Wetter so heiß wie selten, auch die Musik war es.
Dass Kümmert gut drauf war, zeigte schon der Soundcheck seiner Band The Ron Lemons mit Tobias Niederhausen am Bass und Ulli »Dag« Bieber am Schlagzeug. Er spielte auf der Gitarre die Zither-Melodie aus »Der 3. Mann«, brabbelte Pyseudo-Russisch und sang Opernarien. »Wann ist die Lohrer Festwoche?«, erkundigte er sich beim Publikum, um nach der Antwort »in vier Wochen« festzustellen: »Da spielen wir nicht!«
Sobald der erste Ton erklingt, geht in Kümmert eine Veränderung vor: Er verschmilzt regelrecht mit seiner Gitarre, er singt den Blues nicht, er lebt ihn, die Musik kommt bei ihm aus dem Herzen. »Wir sind eine Blues-Punk-Band und spielen eine Parodie auf die 70er«, behauptete er. Das könnte ihm das Publikum vielleicht noch abgenommen haben, aber bestimmt nicht die Bemerkung, die Band werde Schluck für Schluck besser – den Alkohol müsse allerdings das Publikum trinken.
Mehrere Gaststars
Denn Kümmerts Spiel und Gesang bei Titeln von The Cream, The Doors, Otis Redding und anderen waren einfach unfassbar gut. Nacheinander holte er mehrere Gaststars auf die Bühne, die in seinem Leben eine wichtige Rolle spielten. Von Jochen Thoma hat Kümmert nach eigenen Worten viel gelernt. Der Marktheidenfelder singt unter anderem in der Doors-Coverband Light my fire und bei den Great Lakes. Die beiden zogen eine irre Bühnenshow ab.
Beim Bassisten Guido Helmling hatte Kümmert seine ersten Auftritte, als dieser noch Wirt der Musikkneipe »Foolhouse« an der alten Mainbrücke in Lohr war. Mit dem Würzburger Ausnahmegitarristen Jochen Volpert schaukelte er sich wechselseitig hoch und zeigte vollen Körpereinsatz. Zu diesem Zeitpunkt war das Festivalgelände rappelvoll.
Danach sah es anfangs nicht aus. »Ich hätte schon mit etwas mehr Leuten zu diesem Zeitpunkt gerechnet«, meinte Christian Nätscher vom Wombacher Organisationsteam, nachdem er als Bassist der Band Babao Boogie das Festival eröffnet hatte. Das Problem war die Sonne, die erbarmungslos vom wolkenlosen Himmel brannte. Sobald sie hinter dem Horizont verschwunden war, strömten immer mehr Zuhörer auf die Wiese.
Die Band Babao Boogie mit Nätscher am Bass, seinem Bruder Frank Nätscher am Schlagzeug, ihrem Neffen Luca Nätscher und Ingo Blenk an den Gitarren sowie Sängerin Svea Schwitalla, die erst seit Januar öffentlich auftreten, wird jedes Mal besser. Am Samstag war der Sound besonders dicht und Schwitalla konnte sich trotz belegter Stimme bei Songs wie »Play that funky music« von Wild Cherry stimmgewaltig einbringen.
In Richtung Blues, Jazz und Soul ging es mit der Jochen-Volpert-Band aus Würzburg. Volpert an der Gitarre und Carola Thieme mit ihrer außergewöhnlichen Stimme spielten und sangen neben Coversongs auch Lieder von Volperts Album »Split Personality«, auf dem er im Januar 2017 erstmals eigenes Songmaterial veröffentlichte. Dazu gehörten die Lieder »The River« und »Leaving behind«, das nach Thiemes Worten einmal ein Radiohit werden könnte. Neben Volperts virtuosem Gitarrenspiel fielen vor allem Thiemes kreative Vokalimprovisationen auf.
Zum zweiten Mal am Schlagzeug
Für den Abschluss in der Nacht sorgte die Band Rollin Deepa. Tim Jäger (Gesang und Gitarre), Frank Nätscher, der zum zweiten Mal an diesem Tag am Schlagzeug saß, und Joachim »Chui« Lang am Bass spielten mit der Schweinfurter Percussionkünstlerin Petra Eisend als Gaststar heiße Rhythmen wie »Black magic woman« von Santana.