Mit Körpergrößen von gerade einmal zwei bis fünf Millimetern zählen Kupferstecher und Buchdrucker nicht zu den größten ihrer Art. Der Schaden, den die Winzlinge an den durch Trockenheit geschwächten Fichten anrichten können, ist jedoch gewaltig. Deshalb ruft das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Karlstadt Waldbesitzer auf, befallene Bäume unverzüglich aufzuarbeiten, heißt es in einer Pressemitteilung.
Anhaltend warme Temperaturen und geringe Niederschläge haben in den vergangenen Wochen zu einer Schwächung der Waldbäume geführt. In geschwächten Fichtenbeständen können sich Buchdrucker und Kupferstecher explosionsartig vermehren und innerhalb kurzer Zeit ganze Bestände zum Absterben bringen. Selbst vor vitalen Altfichten machen die Käfer nicht Halt. Dabei sehen die Käfer ganz unscheinbar aus. Zierlich und leicht behaart, zählen Kupferstecher und Buchdrucker zu den relevantesten rindenbrütenden Forstschädlingen.
Der Erstbefall der Käfer an den Bäumen erfolgt meist schon im Frühjahr durch Pionierkäfer. Lockstoffe, die von den Käfern abgegeben werden, sorgen dafür, dass weitere Käfer den Baum anfliegen. Es kommt zu einer Massenvermehrung, bei der sich in einer einzigen vom Buchdrucker befallenen Fichte bis zu 20 000 Jungkäfern entwickeln können. Auch Bäume in unmittelbarer Nachbarschaft werden besiedelt. Bei der regelmäßigen Kontrolle ihrer Fichtenbestände finden Waldbesitzer deshalb zumeist mehrere befallene Bäume vor.
Die aktuellen Witterungsverhältnisse ermöglichen es Borkenkäfern, drei oder schlimmstenfalls sogar vier Generationen auszubilden. So kann ein Weibchen im Laufe eines Jahres, rechnet man Geschwisterbruten mit ein, bis zu 100 000 Nachkommen hervorbringen. Damit man dem Nachwuchs keine Chance gibt, sich weiter auszubreiten, sind regelmäßige Kontrollen und sofortige Aufarbeitung das A und O der Käferbekämpfung.
Buchdrucker
Ein gutes Indiz für Buchdruckerbefall ist das hellbraune, kaffeepulverartige Bohrmehl am Stammfuß befallener Fichten. Frische Spechtabschläge und deutliches Harzen der Bäume können ebenso auf Borkenkäferbefall hinweisen. Die befallenen Bäume müssen schnell aufgearbeitet und abtransportiert werden. Mindestens 500 m vom nächsten Fichtenbestand entfernt dürfen die Bäume gelagert werden. Je weiter entfernt von anderen Fichten umso besser. Auch die Entrindung und Beseitigung des bruttauglichen Materials stellt eine Möglichkeit dar, den Borkenkäfer einzugrenzen. Die Bekämpfung muss rasch und vollständig erfolgen, noch bevor die Jungkäfer ausfliegen.
Kupferstecher
Der „kleine Bruder“ des Buchdruckers bevorzugt dünnrindiges Material. Deshalb fühlt er sich in oberen Stammbereichen, dünnen Ästen, Durchforstungsmaterial oder jüngeren Fichtenbeständen wohl. Geschädigte Bäume erkennt man zumeist an den weithin rostroten Baumkronen. Heimtückisch an dem possierlichen Käferchen mit dem grazilen, sternförmigen Brutbild unter der Rinde ist jedoch vor allem die Tatsache, dass er bereits schon wieder ausgeflogen ist, wenn die Bäume Symptome zeigen. Erkennt der Waldbesitzer die Schädigung sind die Jungkäfer bereits wieder unterwegs um neuen Schaden anzurichten.
Bei erhöhter Kupferstecherdichte müssen vor allem auch die Fichtengiebel und schwaches Astmaterial beseitigt werden. Häckseln und Mulchen des befallenen Materials haben sich in der Vergangenheit bewährt. Wegen des hohen Waldbrandrisikos muss auf das Verbrennen des Materials verzichtet werden. Waldbesitzer sind zur laufenden Borkenkäferkontrolle und Bekämpfung gesetzlich verpflichtet. Je früher der Befall erkannt und darauf reagiert wird, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit dem kleinen Käfer Herr zu werden.
Die Förster des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Karlstadt stehen den Waldbesitzern in den Landkreisen Main- Spessart, Aschaffenburg und Miltenberg kostenlos für Fragen zu Bekämpfungsmaßnahmen zur Verfügung.
Die regional zuständigen Forstbetriebsgemeinschaften unterstützen die Waldbesitzer zudem bei der Einschlagsorganisation und der Holzvermarktung. Forstunternehmen aus der Region sind der Forstlichen Unternehmerdatenbank der LWF zu entnehmen.
Programm beim Waldbesitzertag
Borkenkäfer und wirksame Waldschutzmaßnahmen sind auch Themenschwerpunkte des Unterfränkischen Waldbesitzertages. Effiziente Bewirtschaftungskonzepte und Waldumbau: am Samstag, 10. November, und am Sonntag, 11. November, dreht sich in Neuendorf am Main alles um die Belange Unterfränkischer Waldbesitzer. In 30-minütigen praxisorientierten Vorträgen mit Diskussionsmöglichkeit bringen die Experten der Forstbranche aktuelle Themen zur Sprache. Top-Themen am Samstag sind Bodenschutz bei der Holzernte, Bäume im Klimawandel und Waldnaturschutz. Am Sonntag geht es um Pflanzung, Arbeitssicherheit, Durchforstung und Wald vererben. Praktische Vorführungen, Holzrückung, Pflanzverfahren und Waldnaturschutzkonzepte werden auf dem angrenzenden Waldparcours vorgestellt. Der Eintritt ist frei. (AELF)