Die Stadthalle ist ein gutes Pflaster für Sebastian Reich. Zum dritten Mal nach 2017 und 2019 vom Veranstaltungsbüro KTM Events von Thorsten Merz aus dem Stadtteil Sackenbach nach Lohr geholt, sorgte der Bauchredner und Comedian am Freitag wieder für ein volles Haus. Mit 750 Besucherinnen und Besuchern war ausverkauft.
Reich ist seit April mit seinem mittlerweile fünften Tourprogramm "Purer Zufall" in Deutschland unterwegs. Der 1983 geborene und in Höchberg bei Würzburg aufgewachsene gelernte Bäcker und Konditor stand schon mit sechs Jahren als Zauberlehrling mit seinem Onkel auf der Bühne. Dieser trat 30 Jahre lang als Bauchredner auf.
Sieben aus Neuhütten
Die bekannteste Handpuppe Reichs ist die freche Nilpferddame Amanda, die zum neuen Programm die Hälfte beitragen soll, aber für mehr Zufälle sorgt, als es Reich lieb ist. Völlig unvorbereitet, wird sie in der ersten Szene mit Lockenwicklern und im Frisierumhang auf die Bühne geschoben. Das Rahmenprogramm rankt sich um Amandas Bemühungen, ihre fehlende Vorbereitung zu überspielen.
Die Umkleidepause Amandas zu einem eleganten Auftritt mit Pfauenfedern und Glitzerumhang, unter dem sich der gewohnte lockere Trainingsanzug versteckt, nutzt Reich zur mittlerweile traditionellen Publikumsbefragung. Die weiteste Anreise hatte ein Aachener, drei Anwesende haben Geburtstag und sieben kommen aus Neuhütten, laut Reich also die ganze Ortsbevölkerung. Auch viele Kinder sind da, darunter ein Michel. Dieser hat nach Reichs Worten Glück gehabt. Viele Prominente würden ihre Kinder nach Orten nennen. "Stell dir mal vor, du würdest Neuhütten heißen."
Die Show ist – wie gewohnt – geprägt von den Kabbeleien zwischen dem Bauchredner und Amanda, der Reich so viel Leben einhaucht, dass man manchmal fast vergisst, dass es sich nur um eine Puppe handelt. Mit Reich mache sie was mit, lässt Amanda wissen, wenn beispielsweise die Groupies an die Tür des Hotelzimmers klopften "und er sie nicht 'rauslässt". "Alter Schwede" dürfe man nicht mehr sagen, belehrt sie ihn, das heiße jetzt "in die Jahre gekommener Skandinavier:in". Die Nilpferddame hat sogar im Supermarkt gegenderte Begriffe entdeckt. So gibt es im Tiefkühlfach Hähncheninnenfilet. Auf Reichs Frage, ob es auch ein Außenfilet gebe, meint sie: "Das nennt sich Federn." Erfunden worden sei das Gendern bei einer Kanufahrt von Sachsen, als einer seine Kumpel gewarnt habe: "Passt uff, wir gendern!"
Ein Donut mit Bahlsen-Syndrom
Zur Unterstützung nötigt Amanda andere Handpuppen zu Auftritten. Der sprechende Donut will auch Comedian werden und nennt sich nach dem weltbesten Clown "Donut Trump". Nachdem er beim Zahnarzt war, "habe ich jetzt eine Füllung", berichtet er. Sein Cousin wisse alles, er sei ein "Googlehupf". Er selbst leide unter dem Bahlsen-Syndrom: "Ich gehe allen auf den Keks und habe einen an der Waffel."
Auch Glücksschwein Pic Nic ist wieder dabei, mies gelaunt wie üblich. Amanda habe ihn angerufen: Wenn er nicht in 30 Minuten auf der Bühne stehe, erzähle sie allen, dass er ein kleines Ringelschwänzchen habe. "Damit soll sie dir auch schon mal gedroht haben", meint er zu Reich. Zum Abschluss singt er nicht den "Böhmischen Traum", sondern den "Neuhüttener Alptraum".
So vergehen zwei vergnügliche Stunden wie im Fluge. Überwältigend Neues bietet das fünfte Tourprogramm Reichs nicht, aber genug Anlässe zum Lachen. Es kann nicht schlecht sein, mal für zwei Stunden vom Irrsinn dieser Welt abschalten zu können.
