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Am Rosenmontag toben wilde Kerle
Obersinn Wenn am 11. 11. die fünfte Jahreszeit anbricht, erwachen die "Brönnbarchfratze" zum Leben. Dann schlüpfen zehn junge Männer in prächtige Gewänder und toben unter ohrenbetäubendem Lärm durch die Straßen.
Von unserem Mitarbeiter Jürgen Gabel
 |  aktualisiert: 03.12.2006 22:29 Uhr
Die "Brönnbarchfratze" wollen die Heimat, den Sinngrund, präsentieren und wie früher üblich Straßenfasching feiern. Die Idee für die Gründung der Narrengruppe hatte Obernarr "Hippi" (Werner Betz), der sich an diesen alten Fasnachtsbrauch aus Langenprozelten erinnerte. Da sich die Fasenachter aus Altersgründen zurückgezogen hatten, schlief diese Tradition ein. Bis Werner Betz und seine Freunde den Brauch aufleben ließen, alten Leuten die Fasenacht ins Haus zu bringen - das war die Geburtsstunde der "Brönnbarchfratze" in Obersinn.

Seit 1988 ziehen die Fasenachter am Rosenmontag im Narrenmarsch durch die Obersinner Straßen und Häuser. Dabei erinnern sie an alte Handwerksberufe und verkaufen als Bäcker Krapfen oder als Besenbinder Besen. Den Erlös aus dem Verkauf spenden sie für den Kindergarten. Die "Brönnbrachfratze" klopfen an die Haustüren im Dorf und bitten um Einlass und darum, die Fasenacht ins Haus bringen zu dürfen. Viele Leute freuen sich über den Besuch, das sehen die Akteure als Lohn für ihren Einsatz. "Wenn ich etwas jünger wäre, wäre ich sofort bei Euch dabei", sagte eine alte Dame zu den Narren. Als Gärtner verkleidet überreichten sie einer anderen Seniorin eine rote Rose. Da rollten ihr Tränen der Rührung über die Wangen.

Geburtsjahr ist 2000

Im Jahr 2000 hoben fünf Männer die "Brönnbarchfratze" offiziell aus der Taufe. Ihr Narrenkleid sollte etwas Besonderes sein, beschlossen sie damals. Es sollte etwas Ursprüngliches und Traditionelles haben. Aus diesem Grund reisten sie nach Wangen im Allgäu, um sich beim Präsidenten der schwäbisch-alemannischen Narrenzünfte über die original alemannischen Fasenachtskostüme zu informieren.

Danach stand der "Rottweiler Schellennarr" für ihr neues Kostüm Marke "Brönnbarchfratz" Pate. Das Brönnbarch im Namen steht für den Brunnberg. Bei der Umsetzung der Vorstellung zu einem Kostüm standen ihnen die Grafikerin Anna Zeis-Ziegler (Jossa) und die Schneiderin Waltraud Heilmann (Obersinn) zur Seite. Wichtig war den Narren, dass der Sinngrund darauf dargestellt wird. Die Männer legten in einer Zunftordnung die Bemalung der Kostüme genau fest. So sind auf der Vorderseite der Jacken, auf der Hose und auf der hölzernen Maske heimische Motive zu sehen.

Die Obernarren, Werner Betz, Harald Bechold, Melchior Diener, Roger Eck, Hans-Karl Heilmann, Karl-Heinz Höfling, Bernd Laudenbach, Thomas Schwesinger, Christian Weikinger und Raimund Pauly erklären warum: "Wir möchten auf unser Tal aufmerksam machen und den Leuten seine landschaftliche Schönheit und die Einmaligkeit von Flora und Fauna ins Bewusstsein rücken." Rhön und Spessart sind auf dem Gewand dargestellt, die das blaue Band der Sinn teilt. Während der Spessart mit Eichenlaub und Buntspecht repräsentiert ist, stellt sich die Rhön mit der Silberdistel und dem Rhönhasen vor. Schachblume und weitere heimische Pflanzen und Tiere sind abgebildet.

Feuerrädchen und Spessarträuber

Das traditionelle Feuerrädchen beherrscht das Rückenteil des Kostüms. Für die Identifizierung mit der Heimat stehen das Obersinner und das fränkische Wappen. Auch der Spessarträuber fehlt nicht. Alle Kostüme sind handbemalt. Für Neueinsteiger ist es problematisch, einen Künstler zu finden. Handgeschnitzte Holzmasken von Rhöner Künstlern machen das Kostüm komplett. In der Kostümbeschreibung ist festgelegt, dass diese Maske keine Hörner haben darf, aber lächeln muss.

Die "Brönnbarchfratze" haben sich ein eigenes Zunftzeichen zugelegt. Die Buchstaben RMTWK stehen für die Gründungsmitglieder Roger, Melchior, Thomas, Werner und Karl-Heinz. Sie selbst deuten das Zeichen als "Rosen Montag Toben Wilde Kerle", da die Mannschaft inzwischen größer geworden ist.

Nicht nur optisch bilden die "Brönnbarchfratze" einen Glanzpunkt in der fünften Jahreszeit, auch akustisch haben sie viel zu bieten. Fünf große Kupferschellen und zahlreiche kleine Glöckchen hängen am Ledergürtel und machen einen ohrenbetäubenden Krach. Wenn die Männer zum Narrensprung ansetzen, steigert sich der Lärm gewaltig.

"Es wäre toll", so meinen alle Fratze, "wenn sich noch mehr Leute von unserer Idee begeistern lassen, sich alter Traditionen zu besinnen und Fasenacht in altem Stil zu feiern, die Sorgen des Alltags vergessen und einfach Fasenacht feiern." Seit 2000 treten die Obersinner Narrengestalten bei den Faschingsumzügen in Steinau, Karlstadt und Frammersbach auf.

Zum fünfjährigen Bestehen ihrer Gruppe laden die "Brönnbarchfratze" an diesem Freitag, 11. November, um 1959 Uhr in der Mehrzweckhalle Obersinn ein, wo sie die Sektkorken knallen lassen. Der Eintritt zur Superparty mit der Band "Pico" ist frei. Bis 2222 Uhr dauert der Sektempfang, dann gibt es Getränke an der Cocktailbar. Mit dieser Party wollen die "Brönnbarchfratze" die närrische Kampagne 2006 eröffnen.

 
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