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Retzbach
Am Bett des Sonnenkönigs
Claudia Rothkegel-Risser an der Flöte und Albin Heinl an der Gitarre.
Foto: Rainer Maas | Claudia Rothkegel-Risser an der Flöte und Albin Heinl an der Gitarre.
Pressemitteilung
 |  aktualisiert: 23.03.2024 02:46 Uhr

Man konnte sie wahrlich vor sich sehen: aristokratisch die Herren, die lange Allongeperücke fällt über die Schulter, der bunte Rock verdeckt die gebauschte Kniehose, die weiten Ärmel haben breite Aufschläge. Und erst die Damen: die Schnurbrust sorgt für eine schmale Taille, das Kleid aus Spitzen und Seide ist reich verziert mit farbenfrohen Bändern und Schleifen.

Die Musik von Claudia Rothkegel-Risser und Albin Heinl erweckte diesen Traum in Form und Farbe zum Leben. Schwungvoll eingeleitet wurde das Konzert von mehreren Recercadas des Spaniers Diego Ortiz, die bereits die Leichtigkeit des Abends vorgaben. Und auch wenn seine Auftragsarbeit nicht von Erfolg gekrönt war und der Kopf des Earl of Essex doch rollte, so bestach die Gaillard des englischen Komponisten John Dowland durch einen kraftvoll-mitreißenden Rhythmus. Die sich anschließende Pavane beruhigte die erregten Affekte mit feierlich-langsamen Tönen. Mit dem "Königlichen Gitarrenspieler" Robert de Visée gelangte das Publikum an den Hof Ludwigs XIV. Eine besondere Ehrung erfuhr der Musiker, als er dem König vorspielen durfte, nachdem dieser zu Bett gegangen war.

Wenn der Komponist auch nur halbwegs die technischen und musikalischen Fähigkeiten an den Tag gelegt hat, wie sie die beiden Vortragenden gezeigt haben, bleibt unverständlich, wie der Monarch bei solch "Sphärenmusik" einschlafen konnte.

Claudia Rothkegel-Risser nuancierte auf den Flöten einfühlsam. Mit exzellentem Fingerspiel meisterte sie die schnellen Passagen mit ihren Trillern bravourös. Konzentriert, vertieft in ihr Spiel gelang bei den langsameren Sätzen ein reicher und warmer Klang.

Albin Heinl zeigte sich als stilsicherer Begleiter und virtuoser Solist. Perfekt aufeinander abgestimmt setzte er mit der Gitarre Akzente, die die Leichtigkeit der Musik herausstellten. Die Zeitalter von Renaissance und Barock mit ihrer reichen und kunstvollen Ornamentik wurden eindrücklich lebendig. Das Publikum war begeistert und applaudierte temperamentvoll, was die Künstler mit einer Zugabe belohnten.

Von: Rainer Maas (Vorsitzender, Historisches Rathaus Markt Retzbach e.V.)

 
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