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MARKTHEIDENFELD
Altstadt: So viel Bewegung wie seit Jahren nicht mehr
Altstadt: So viel Bewegung wie seit Jahren nicht mehr
Fischer Dorothea
 |  aktualisiert: 03.12.2019 08:41 Uhr

Das Marktheidenfelder Ladenkarussell dreht sich weiter. In den vergangenen Monaten hat sich in der Altstadt einiges getan. Neue Läden haben eröffnet, andere geschlossen oder sind umgezogen. Leer stehende Gebäude werden abgerissen, um die Fläche anderweitig zu nutzen. Das betrifft etwa ein schmales Grundstück in der Luitpoldstraße, wo bis zum Jahr 2013 eine Wein-Galerie untergebracht war, genauso wie eines in der Obertorstraße (ehemals Wegener).

Und es wird renoviert, zum Beispiel bei Familie Hoh in der Würzburger Straße 2. Dort ist Anfang des Jahres das Kosmetikstudio „purpur“ einzogen. Und auch im Nebengebäude, wo man früher Tabakwaren, Eier und Zeitschriften erstehen konnte, tut sich was: Das Gasthaus „Zum Mitteltor“ erweitert seinen Speisesaal um rund 50 Sitzplätze auf dann etwa 130. Das teilte Familie Hoh auf Anfrage mit.

Insgesamt kann eine positive Entwicklung bei der Belegung der Ladengeschäfte in der Altstadt von Marktheidenfeld beobachtet werden. Seit fast drei Jahren dokumentiert die Main-Post regelmäßig die Veränderungen. So viel Bewegung wie derzeit gab es in diesem Zeitraum noch nie. Dies bestätigt auch Inge Albert, Referentin für Stadtmarketing der Stadtverwaltung. Wer aufmerksam durch die Stadt geht, dem wird auffallen: Verwaiste Schaufenster gibt es derzeit weniger als noch Anfang des Jahres.

Damit entwickelt sich die Stadt anders, als es beispielsweise Dietmar Tippelt im Februar 2013 im Gespräch mit dieser Zeitung prophezeite. Er sah kaum eine Chance, dass die Marktheidenfelder Altstadt wiederbelebt wird. Auch Gerd Wunram, der „Mein Verkaufsregal“ in der Bronnbacher Straße 6a betrieb, schlug in diese Kerbe: Er führte die Schließung seines Ladens im März darauf zurück, dass kaum Menschen in die Stadtmitte kommen würden; die Parkgebühren seien zu hoch. Und er sagte weitere Schließungen in dieser Straße voraus. „Die warten alle, bis die Mietverträge auslaufen“, so Wunram im Gespräch mit der Main-Post.

„Die Zeit dafür ist noch nicht gekommen.“
Emrl Caliskan über das Experiment von Möbel Hornung

Dies kann Peter Laumeister, Inhaber eines Optikergeschäfts, das derzeit in der Bronnbacher Straße 15, nur ein paar Häuser weiter untergebracht ist, nicht bestätigen. Mitte September zieht er in das frei gewordene Domizil mit der Hausnummer 6a. Dort kann er seinen Betrieb technisch erweitern und seinen Kunden einen besseren Service bieten. Ein Stück die Straße weiter unten wagte das Zellinger Unternehmen Möbel Hornung von November 2013 bis Juli 2014 ein Experiment: Tisch, Bett und Schrankwand „aus dem Katalog“ verkaufen, ohne dass der Kunde es zuvor gesehen hat. Das Möbelhaus setzte auf Laufkundschaft in der Altstadt. Emrl Caliskan, Verkaufsleiter in dem Einrichtungshaus, gibt zu, dass „Das Wohnexperiment“ erst mal nicht weiter verfolgt wird. „Die Zeit dafür ist noch nicht gekommen.“

In das Ladengeschäft zog vor einigen Wochen der Friseursalon „Struwelpeter“ ein, der zuvor in der Petzoltstraße untergebracht war. Das Kosmetik- und Vitalangebot bereichert Anja Kretzschmar-Meyer mit einer Filiale in der Echterstraße 19. Sie hat ihr Hauptstudio in Tiefenthal.

„Im Vergleich zu anderen Städten dieser Größenordnung ist Marktheidenfeld gut aufgestellt“, findet Optiker Peter Laumeister. Als Argumente nennt er beispielsweise die gute Verkehrsanbindung und den Standort von Industrieunternehmen. Dies wiederum sorgt für eine hohe Kaufkraft bei den Kunden.

Allerdings glaubt Laumeister, dass Marktheidenfeld noch mehr Potenzial für ein besseres Image hat. „Wir müssen die Vielfalt unserer Geschäfte stärker herausstellen und unsere Kräfte bündeln“, sagt er. Die Aktionstage, die die Werbegemeinschaft regelmäßig in Kooperation mit dem Stadtmarketing veranstaltet, würden da nicht viel helfen.

Dem widerspricht Inge Albert: „Aktionen wie ,Sommer in der Stadt‘ sind keine Eintagsfliegen.“ Sie seien wichtig, um den Menschen das Gefühl zu geben, es ist was los in Marktheidenfeld. „Ich kann jedoch nicht für den einzelnen Händler sprechen“, sagt sie. Ihre Aufgabe sei es, sich um die Rahmenbedingungen zu kümmern. Dazu gehöre zum Beispiel, mittelfristig das Parkleitsystem in der Stadt zu verbessern – in Zusammenarbeit mit den Händlern, den Anwohnern, dem Ordnungsamt und anderen Interessengruppen.

„Im Vergleich zu anderen Städten dieser Größenordnung ist Marktheidenfeld gut aufgestellt.“
Peter Laumeister Optiker

Albert betätigt sich bei Bedarf als Vermittlerin zwischen Vermietern von Immobilien und Interessenten. Zum Beispiel hofft sie, dass Johanna Brod für ihre Immobilie in der Bronnbacher Straße 6, dort wo zum Monatsende Marion Weihbrecht ihren Modeladen schließt, bald einen Nachfolger finden wird.

Und auch für das große Gebäude in der Obertorstraße 3 (ehemals D&V) gibt es Nachfragen. Der Marktheidenfelder Christian Hochbein hatte es im Juli vergangenen Jahres erworben. In Kürze wird damit begonnen, die rückwärtigen Gebäude abzureißen. Ist der Bauschutt weggeschafft, geht es aktiv an die Mietersuche, sagte der Unternehmer im Gespräch mit der Main-Post.

In der Luitpoldpassage, die viele aufgrund ihrer Lage am Rand der Altstadt und der Struktur nicht mehr als zeitgemäß betrachten, geht es voran. Fast alle Ladengeschäfte sind derzeit besetzt: So hat etwa „anetzberger Hörgeräte“ seine Filiale an die Straßenfront in Richtung Petzoltstraße verlegt. Nur das Schaufenster, in dem bis vor Kurzem ein Teppichhändler seine Waren feilbot, ist verwaist.

Die obligatorischen „Ladenhüter“, also Schaufenster und Räumlichkeiten, die nur schwer zu vermieten oder zu verkaufen sind, gibt es ebenfalls in Marktheidenfeld. Die Gründe sind vielfältig: zu hohe Mieten, schlechte Lage, ungünstig geschnittene oder renovierungsbedürftige Räume. Manche Läden werden auch von den Kunden nicht angenommen.

Andere Besitzer wollen derzeit gar nicht vermieten. Das gilt zum Beispiel für die Mitteltorstraße 8, in der vor einigen Jahren die Drogeriekette Schlecker residierte, oder für die Räume der Obertor-Apotheke. Seit August 2014 hat auch der Buchpavillon von Käthe Langefeld geschlossen. 34 Jahre lang war er eine echte Institution in der Stadt. Die Konkurrenz durch andere Einzelhändler, Internetplattformen und elektronische Bücher wurde aber zu groß; ein Nachfolger konnte dafür ebenfalls nicht gefunden werden.

 
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