Die Altlast im Sandfeld hat Auswirkungen auf die benachbarten Brunnen der Fernwasserversorgung Mittelmain (FWM). Das ist seit einiger Zeit bekannt. In der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses des Stadtrats am Dienstag ging es um eine Gefährdungseinschätzung sowie Sicherungsmöglichkeiten. Ob dies der Stadt weiterhilft, wird man sehen.
Laut Bürgermeister Mario Paul wurden die beiden Diplom-Geologen Thomas Greubel und Hubertus Feld (Umwelttechnik Mainfranken, Gaukönigshofen) damit beauftragt, Antworten auf die Frage zu finden, was die Stadt Lohr tun könne, um Schadstoffaustrag aus dem Altlastenbereich zu verhindern.
Nach Greubels Worten geht es bei dem Altlastenbereich um eine 48 000 Quadratmeter große Fläche zwischen der Straße nach Marktheidenfeld und dem Bahndamm. Der Ostteil der Fläche ist mit dem Obi-Markt überbaut, auf der westlichen Wiesenfläche möchte die Stadt ein kleines Gewerbegebiet erschließen.
Greubel erläuterte, dass sich in dem fraglichen Bereich früher Sandgruben befunden hätten, die zwischen 1964 und 1993 mit Bauschutt und Erdmaterial verfüllt worden seien. „Aber auch Gießereisande sollen dort abgelagert worden sein.“ Das Auffüllungsmaterial reiche mehr als fünf Meter ins Grundwasser, in dem Barium, Arsen, Fluorid und vor allem polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe nachgewiesen worden seien. Bei letzteren sei der Stufe-1-Wert im Grundwasser teilweise überschritten, der Stufe-2-Wert werde aber nicht erreicht. Erst ab diesem Wert besteht laut Manfred Wirth, Umweltbeauftragter der Stadt Lohr, Handlungsbedarf.
Laut Hubertus Feld sind die Austragsmengen als gering einzustufen. „Wenn es die Brunnen nicht gäbe, würde man sagen, 'das war's'“. Allerdings dehne sich der Einzugsbereich der FWM-Brunnen unter bestimmten Betriebsbedingungen bis über die Grenze der Altablagerungen hinaus. Das Grundproblem dabei wiederum sei, dass die Brunnen nicht nur Tiefenwasser aus dem Buntsandstein förderten, sondern etwa zur Hälfte auch oberflächennahes, teilweise belastetes, Quartärwasser.
Würde man bei den drei FWM-Brunnen für grob geschätzte 300 000 bis 500 000 Euro Sperrrohre einbauen und so den Quartärwasserzutritt verhindern, wäre laut Feld das Problem gelöst; allerdings könnte die FWM dann auch nur noch halb so viel Wasser wie bisher aus den drei Brunnen ziehen.
Als weitere Lösungsmöglichkeiten nannte Feld die Errichtung einer Wasserreinigungsanlage, wofür er keine Kostenschätzung abgeben konnte oder die Stilllegung der drei FWM-Brunnen. Möglich wäre seinen Worten nach auch eine Abdichtung der noch nicht versiegelten Fläche durch Überbauung, wobei der Schadstoffaustrag auf diese Weise aber nur verringert werden könnte, weil die Auffüllungen teilweise bis in den Grundwasserbereich reichten. Auf jeden Fall wäre es „kein Schaden, die Fläche zu nutzen“, sagte er mit Blick auf das von der Stadt ins Auge gefasste Gewerbegebiet in diesem Bereich.
Als „absolute Lösung“ bliebe laut Feld noch eine bis in den Buntsandstein reichende Abdichtung des Altlastenbereichs am Bahndamm entlang und Richtung Rodenbach. Die Kosten dafür belaufen sich seinen Worten nach auf 800 000 bis 1,8 Millionen Euro.
Bürgermeister Paul folgerte aus dem Gehörten, dass eine Überbauung der Fläche „aus heutiger Sicht das Sinnvollste“ sei. Eine Absperrung könnte dann eventuell später kommen. Wie auch immer: Der nächste Schritt wird nun sein müssen, dass sich die Stadt mit den zuständigen übergeordneten Behörden und der FWM bespricht.