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Lohr
Altlast könnte 200 000 Euro kosten
Fluch der guten Tat: Beim Anlegen einer ökologischen Ausgleichsfläche am Eisenhammerweg sind um Untergrund schwer belastete Abfälle aus der Glasindustrie aufgetaucht. Deren Entsorgung dürfte für die Stadt teuer werden.
Foto: Johannes Ungemach | Fluch der guten Tat: Beim Anlegen einer ökologischen Ausgleichsfläche am Eisenhammerweg sind um Untergrund schwer belastete Abfälle aus der Glasindustrie aufgetaucht. Deren Entsorgung dürfte für die Stadt teuer werden.
Johannes Ungemach
 |  aktualisiert: 05.11.2020 02:18 Uhr

Eigentlich wollte die Stadt auf einer Wiese in der Lohrer Talaue nur eine ökologische Ausgleichsfläche anlegen. Doch jetzt hat sie einen ausgewachsenen Altlastenfall am Hals. Bereits im vergangenen Jahr tauchten beim Ausbaggern verschiedener Tümpel unterhalb des Eisenhammerweges im Untergrund Abfälle aus der Glasindustrie auf. Das Entsorgen der rund 800 Tonnen könnte die Stadt rund 200 000 Euro kosten.

Diese Schreckensnachricht erhielten die Stadträte im Umweltausschuss am Mittwochabend. Wie der Geologe Thomas Greubel dort erklärte, schlummert auf der Fläche direkt neben der Lohr unter grünem Gras und einer Schicht Oberboden "teilweise erheblich belastetes Material". Neben Arsen enthalte es auch Schwermetalle wie Blei oder auch Quecksilber. Da reichlich Glasreste aufgetaucht seien, liege der Verdacht nahe, dass es sich um Abfälle aus der Glasindustrie handle, so Greubel. An der nahen Partensteiner Straße stand früher die Glashütte, die Anfang der 50er Jahre an die Rodenbacher Straße verlegt wurde.

Eigentlich Sondermüll

Eine Grundwassergefährdung sei nicht feststellbar, so der Geologe. Allerdings könne das Material eine Gefährdung darstellen, wenn ein Mensch mit ihm in Kontakt komme. Deswegen müsse es entsorgt werden. Streng genommen, so Greubel, handle es sich um Sondermüll, der auf eine spezielle Deponie müsse, was die Kosten nach ganz oben treiben würde. Doch die Regierung von Unterfranken habe eine Ausnahmegenehmigung in Aussicht gestellt. Mit ihr wäre eine Entsorgung auf der Kreismülldeponie in Karlstadt möglich, so Greubel.

Die Entsorgung dort koste pro Tonne 150 Euro. Rund 50 Euro weniger würde es bei der Mülldeponie des Kreises Bad Kissingen in Wirmsthal kosten. Doch dort werde nur unbedenklicheres und wiederverwertbares Material angenommen. Man könne versuchen, etwas weniger stark belastetes Material zu separieren und nach Wirmsthal zu fahren. Das könne womöglich einige tausend Euro sparen.

Torsten Ruf plädierte dafür, dies zu versuchen. Christiane Werthmann (Bürgerverein) hingegen warnte davor, weil es schwer sei, das unterschiedlich belastete Material sauber zu trennen. Auch Bärbel Imhof (Grüne) plädierte für die Entsorgung im eigenen Landkreis auf der Deponie in Karlstadt. Man müsse die Verantwortung für den Abfall vor Ort tragen.

Zweifel an Kostenhöhe

Frank Seubert (CSU), der als Recycling- und Entsorgungsunternehmer vom Fach ist, zweifelte die von Greubel genannten Frachtpreise als zu hoch an. Bürgermeister Paul bat ihn, sein Wissen in einem Gespräch mit der Umweltstelle der Stadt einzubringen.

Brigitte Riedmann (Freie Wähler) sprach angesichts der Kosten von einem Schlag ins Kontor der finanzschwachen Stadt Lohr. Es sei ein Fluch der guten Tat, dass die Abfälle ausgerechnet bei der ökologischen Aufwertung einer Fläche aufgetaucht seien. Der städtische Umweltbeauftragte Manfred Wirth betonte, dass der Öko-Ausgleich vorgeschrieben und Bringschuld gewesen sei.

Die betreffende Fläche hatte die Stadt vor etlichen Jahren gekauft. Man könne nicht bei jedem Grunderwerb ein Bodengutachten erstellen, erklärte Wirth, weswegen von den Altlasten damals nichts bekannt wurde. Auf die Frage von Frank Seubert, ob man nicht den Verursacher der Ablagerungen in Haftung nehmen könne, sagt Wirth, dass eine Prüfung ergeben habe, dass dies nicht möglich sei. So bleibe der Stadt wohl nur, im Haushalt des Jahres 2021 einen Posten für die Entsorgung der Altlasten vorzusehen, so Bürgermeister Mario Paul.

 
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