Um ein außergewöhnliches Exponat hat das Spessartmuseum im Lohrer Schloss sein Erthal-Zimmer ergänzt. Die "Stele des ägyptischen Bildhauers Bak" ist eine Leihgabe des Knauf-Museums in Iphofen und im Rahmen der Aktion "Kunst geht fremd" noch bis zum 3. November zu sehen.
Das Spessartmuseum beteilige sich zum dritten Mal in Folge an "Kunst geht fremd", erläuterte Historiker Leonhard Tomczyk, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Spessartmuseums, bei einem Pressegespräch am Mittwoch. In diesem Jahr nehmen laut Tomczyk 15 unterfränkische Museen an der Aktion teil, die sich reihum Exponate ausleihen.
"Kunst geht fremd2 gibt es seit 2011. Heuer lautet das Motto "... und zeigt Kante". Kanten sind nach Tomczyks Worten nicht nur heute wesentliche Bestandteile der Bildhauerei. Bereits in der altägyptischen Amarna-Zeit (rund 1350 Jahre vor der Zeitenwende) ließen sich Kanten als Inbegriff des Kunstwerks in Reliefs und Plastiken finden.
Ältestes Selbstporträt
Im Selbstbildnis des Bildhauers Bak weisen die vier starken Kanten nach Tomczyks Worten eine Besonderheit auf: Sie dienten dazu, den Bildhauer und seine Frau Taheri gemeinsam auf eine Ebene zu stellen. Damit sind laut Tomczyk die beiden Besonderheiten der Stele beschrieben: Es handle sich um das älteste Selbstporträt eines Künstlers und Mann und Frau befänden sich im Gegensatz zur altägyptischen Tradition gleich groß auf einer Ebene.
Die Leihgabe aus Iphofen ist ein Gipsabguss des fast 3500 Jahre alten Originals. Dieses stammt aus der 18. Dynastie im sogenannten Neuen Reich, dem Höhepunkt der altägyptischen Geschichte. Bak war unter Pharao Ach-en-Aton (Echnaton) oberster Bildhauer des Königs. Die Umschrift der Stele besage, dass er einer sei, "den seine Majestät selbst unterwiesen hat", erläuterte Tomczyk.
Bak habe höchstwahrscheinlich das politische und religiöse Programm seines Herrn künstlerisch umsetzen sollen. Denn Ach-en-Aton, dessen Hauptfrau Nefertiti (Nofretete) bekannter ist als er selbst, versuchte, die erste monotheistische Religion der Weltgeschichte einzuführen – womit er letztlich am Widerstand der Bevölkerung und der traditionellen Priesterschaft scheiterte. Sein neuer Gott hieß Aton und wurde durch die Sonnenscheibe repräsentiert. Ach-en-Aton bedeutet "Glanz des Aton". Der Pharao baute eine neue Hauptstadt Ach-et-aton ("Horizont des Aton", heute Amarna), die nach seinem Tod bald aufgegeben wurde.
Sein Sohn war Tut-anch-Amun, dessen Grab 1922 entdeckt wurde. Er kehrte zur alten Religion zurück. Im Erthal-Zimmer befindet sich die Stele nach Tomczyks Worten »in würdiger Gesellschaft« mit den stilisierten Kaiserporträts auf einem Keramikofen und den vielen Gemälden von Fürsten und Bischöfen.
Das Spessartmuseum seinerseits hat nach Tomczyks Angaben im Rahmen der Aktion "Kunst geht fremd" ein Teeservice der Künstlergruppe Runa an die Museen Schloss Aschach verliehen. Entworfen wurde es in den 1950er-Jahren von Johanna und Horst Altfeld.
Teeservice ausgeliehen
Dickwandig und schwer, mit den typischen geschwungenen Formen habe Runa Zeichen gesetzt und "Kante gezeigt" gegen die damaligen Vorstellungen, wie ein "gescheites" Tee-Service auszusehen habe. In Aschach werde es in einer Vitrine mit einem "normalen" Service aus der Rhön aus den 1950er-Jahren ausgestellt.
Weitere Informationen unter: www.kunst-geht-fremd.de