
„Mozart meets Musical - ein Streifzug durch die Welt von Oper, Operette und Musical“ – mit diesem musikalischen Leckerbissen lockte das Kulturamt am Freitag rund 130 Musikliebhaber in die neue „Alte Turnhalle“ in Lohr. Die Premiere in der neuen Veranstaltungsstätte, die das Kulturamt Lohr als Ersatz für den Alten Rathaus-Saal künftig für Kunst und Kultur nutzen will, ist gelungen: Die Turnhalle darf sich durchaus als kulturelle Bereicherung für die Stadt sehen, in der nicht nur die Musikliebhaber auf ihre Kosten kommen werden.
Stimmiges Ambiente
Bot doch der Alte Rathaussaal der bunten Kulturszene in Lohr aufgrund des Gewölbes und der Säulen im historischen Saal schlechte Sicht- und Akustikverhältnisse. Größe und Lage der „Alten Turnhalle“ sind dafür besser geeignet. In Pausen kann in der angenehmen Atmosphäre des Foyer ein Gläschen Sekt oder Wein genossen werden. Die gegenüberliegende Städtische Anlage sorgt zudem für ein stimmiges Ambiente, die geöffneten Türen für Sommerfeeling – ein weiterer Beweis dafür, dass das Konzept der Innenstadtentwicklung aufgegangen ist.
Mit Joachim Herrmann (Bariton) und Daniel Herzig (Klavier) gewannen die Veranstalter zudem ihre Wunschbesetzung für die Auftaktveranstaltung. Nicht zum ersten Mal gastierten Herzig, seit 15 Jahren als Musiklehrer in Lohr tätig und zudem ein erfahrener Konzertpianist, mit dem erfolgreichen Bariton Joachim Herrmann, der seine musikalische Karriere auf dem zweiten Bildungsweg startete, in Lohr.
Mit Wolfgang Amadeus Mozart begann die musikalische Reise, auf die die beiden Musiker ihre Zuhörer durch die bunte Welt des Musiktheaters mitnahmen. Aus dessen Oper „Figaros Hochzeit“ sang Herrmann die Arie „Non piu andrai“, dem sich „Canzonetta“ (Ständchen) aus „Don Giovanni“ anschloss. Dass er nicht nur als Sänger seine Stärken hat, bewies er als Rezitator von „Mozarts Brief an das Nannerl“, in dem Mozart seiner Schwester Hochzeitswünsche und Eheratschläge übermittelte.
Mit der „Champagner-Arie“ aus „Don Giovanni“ folgte ein stimmungsvolles Solo des Pianisten Herzig. Diese Zeit nutzte Herrmann, um sich für seinen Auftritt als Vogelfänger „Papageno“ zu verwandeln. Aus der wohl bekanntesten Oper Mozarts, die hervorragend in den sommerlichen Musikabend passte, überzeugten die beiden Künstler im Lied „Der Vogelfänger bin ich ja“ und der Arie des Papagenos „Ein Mädchen oder Weibchen“.
Mit einer Auswahl aus der Oper „Carmen“ ging es weiter nach Spanien. Mit der weltberühmten Ouvertüre aus der Operette „Die leichte Kavallerie“ von Franz von Suppé überzeugte der Pianist als Improvisateur, als seine Noten plötzlich verschwunden waren und die „Kavallerie“ erst suchen musste.
Mit der Arie des Ollendorf „Ach ich hab sie ja nur auf die Schulter geküsst“ gelangte der Abend bei der Wiener Operette an. Herrmann setzte gekonnt, amüsant die Klage des Gouverneurs Ollendorf nach der vergeblichen Mühe seiner umworbenen Liebe Laura um.
Spätestens beim Konzertwalzer Frühlingsstimmen von Johann Strauss jr. hatten sich die Konzertmusiker in die Herzen des Publikums gespielt und gesungen. Herrmann eroberte zudem die Frauenherzen mit dem Lied und langsamen Walzer „Dunkelrote Rosen“ von Carl Millöcker, bei dem er drei dunkelrote Rosen verteilte.
Der Musikabend, inzwischen im Musical angekommen, setzte nun seine Reise in Amerika fort. Mit der Ouvertüre „Oh, What A Beautiful Morning“ aus dem Musical „Oklahoma“ von Richard Rodgers und Oscar Hammerstein.
Mit „Kiss Me Kate“ von Cole Porter und der „West Side Story“ von Leonard Bernstein brachten die beiden Künstler Ausschnitte aus den beiden Musicals, in denen Shakespeare-Themen umgesetzt wurden.
Die Musik- und Liedvorträge waren hier scheinbar mühelos von wunderbarer Harmonie und einer mitreißenden Leichtigkeit, aber auch von viel Gefühl geprägt. Gekonnt und ausdrucksvoll setzte Herrmann die Liedauswahl aus dem Musical „My Fair Lady“ fort. Für das Stück „Kann eine Frau nicht sein wie ein Mann?“ erntete er Bravo-Rufe aus dem Publikum.
Mit dem bekannten Stück „The Impossible Dream“ von Mitch Leigh aus dem Musial „Der Mann von La Mancha“ endete die musikalische Reise. Natürlich kamen die beiden nicht um eine Zugabe herum und ernteten für „Night and Day“ von Cole Porter und „Somewhere over the Rainbow“, dem bekannten Lied aus dem Film „Der Zauberer von Oz“, lang anhaltenden Applaus.