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Marktheidenfeld
Alte Mainbrücken in Lohr und Marktheidenfeld: Wird endlich gut, was lange gammelt?
Für die Alte Mainbrücke in Marktheidenfeld stand über viele Jahre die Forderung der Schifffahrtsverwaltung im Raum, dass die Durchfahrt durch das Entfernen eines Pfeilers erleichtert werden müsse. Ein neues Gutachten des Staatlichen Bauamts dürfte nach Ansicht des Leiters dieser Behörde dazu führen, dass diese Forderung nun vom Tisch ist. 
Foto: Johannes Ungemach | Für die Alte Mainbrücke in Marktheidenfeld stand über viele Jahre die Forderung der Schifffahrtsverwaltung im Raum, dass die Durchfahrt durch das Entfernen eines Pfeilers erleichtert werden müsse.
Johannes Ungemach
 |  aktualisiert: 19.09.2024 02:38 Uhr

Die eine gammelt seit Jahren vor sich hin, weil bei der anderen nicht geklärt ist, ob als Erleichterung für die Schifffahrt ein Pfeiler entfernt werden muss. Doch jetzt kommt offenbar Bewegung in die Frage, wie die beiden ähnlich gebauten und über 150 Jahre alten Mainbrücken in Lohr und Marktheidenfeld künftig aussehen könnten.

Jedenfalls zeichnet sich ab, dass die noch vor wenigen Monaten bekräftigte Ansicht des Bundesverkehrsministeriums, wonach zumindest an der Alten Mainbrücke in Marktheidenfeld ein Pfeiler weichen muss, hinfällig wird. Grund ist ein neues Gutachten, welches das Staatliche Bauamt Würzburg hat erstellen lassen. Es besagt grob vereinfacht, dass die beiden alten Mainbrücken in ihrer jetzigen Form selbst dem heftigsten Schiffsanprall standhalten würden.

Das bedeutet nach Aussage von Michael Fuchs, dem Leiter des Staatlichen Bauamts, dass das Nachrüsten eines raumgreifenden Anprallschutzes hinfällig ist. Die 2013 aufgestellte Forderung aus Berlin, wonach in Marktheidenfeld ein Pfeiler entfernt werden müsste, habe auf der Annahme basiert, dass die Schiffsdurchfahrt durch einen zusätzlichen Anprallschutz weiter eingeschränkt würde. Doch nun dürfte laut Fuchs gelten: Wenn kein baulicher Anprallschutz nachgerüstet werden muss, muss auch kein Pfeiler raus.

Letzte Entscheidung steht aus

Da dies auch für die Brücke in Lohr gelte, könne man dort die dringend erforderliche Generalsanierung in Angriff nehmen, so der Behördenleiter weiter. Auch für das in einem deutlich besseren Zustand befindliche Marktheidenfelder Bauwerk könne man einige Instandsetzungsarbeiten planen.

Die Alte Mainbrücke in Lohr ist seit vielen Jahren in einem erbärmlichen Zustand. Nun könnte eine Sanierung näher rücken. 
Foto: Johannes Ungemach | Die Alte Mainbrücke in Lohr ist seit vielen Jahren in einem erbärmlichen Zustand. Nun könnte eine Sanierung näher rücken. 

Allerdings schränkt Fuchs ein: Die finale Beurteilung durch das Bundesverkehrsministerium, das man jüngst über das neue Gutachten informiert habe, stehe noch aus. Die Entscheidung sei jedoch für Herbst zugesagt. Der Bauamtsleiter kann sich nicht vorstellen, dass das Berliner Ministerium an der Vorstellung, in Marktheidenfeld und womöglich auch in Lohr einen Brückenpfeiler zu entfernen, festhalten wird: "Ich hoffe und gehe davon aus, dass wir die beiden Brücken erhalten können. Wir sind auf einem guten Weg."

Noch vor wenigen Monaten hatte das ganz anders ausgesehen. Da teilte das Bundesverkehrsministerium dieser Redaktion auf Anfrage mit, dass speziell die Marktheidenfelder Mainbrücke ein "wesentlicher Engpass" für den gesamten Schiffsverkehr auf der Strecke vom Rhein über den Main und weiter über den Rhein-Main-Donaukanal und die Donau bis zum Schwarzen Meer sei. Insbesondere bei höheren Wasserständen sei die Befahrbarkeit des Flusses durch die geringe Breite und Höhe der Durchfahrt "maßgeblich" eingeschränkt. Die Brücke sei eine Herausforderung für Schiffsführer und ein "Unfallschwerpunkt", insbesondere für große Passagierschiffe, so das Berliner Ministerium noch im April.

Es grünt und blüht so (un)schön: An der Alten Mainbrücke in Lohr sind aus den Fugen sprießende Pflanzen wohl das geringste Problem. Nun gibt es eine Entwicklung, die hoffen lässt, dass das Staatliche Bauamt die seit Jahren aufgeschobene Generalsanierung bald in Angriff nehmen kann. 
Foto: Johannes Ungemach | Es grünt und blüht so (un)schön: An der Alten Mainbrücke in Lohr sind aus den Fugen sprießende Pflanzen wohl das geringste Problem.

Neues Gutachten

Es folgerte: "Grundsätzlich wird daher gefordert, die Fahrrinne frei von Brückenpfeilern zu halten und die Bauteile gegen Schiffstoß zu bemessen." Das Ministerium sprach mit Blick auf die Marktheidenfelder Brücke, die für Schiffe wegen einer Kurve im Fluss als die kniffligere gilt, von einem "Handlungsbedarf zur Herstellung eines ausreichenden Freiraums für die Durchfahrt". Dieser Handlungsbedarf werde zu einer "Anpassung der Brückenbögen führen", zeigte sich das Bundesverkehrsministerium noch im April mit Blick auf die Marktheidenfelder Brücke überzeugt. Auch in Lohr sei zu prüfen, ob ein Pfeiler entfernt werden müsse.

Diese Einschätzung habe man der für die beiden Brücken zuständigen Bayerischen Straßenbauverwaltung mitgeteilt. Diese müsse prüfen, wie sie die Forderung umsetze, teilte der Ministeriumssprecher damals der Redaktion mit. Doch die Bayerische Straßenbauverwaltung kam in Gestalt des zuständigen Staatlichen Bauamts Würzburg zu einem ganz anderen Ergebnis. Das liegt nach Aussage des Behördenleiters Michael Fuchs an einem neuen Gutachten. In dieses seien neue, vor zehn Jahren noch nicht existierende Berechnungsmöglichkeiten zur Standfestigkeit der Natursteinblöcke eingeflossen, aus denen die beiden Brücken bestehen. Auch habe man mit Simulationsmodellen Schiffsdurchfahrten und mögliche Anprallsituationen durchgespielt, erklärt Fuchs. Ergebnis: Die Standsicherheit der Brücken sei auch beim "ungünstigsten Anprall" gegeben. Deswegen sei kein die Durchfahrt einschränkender Anprallschutz nötig.

Vorgeschichte mit Protest

Es sei bei der Beurteilung auch um ein Abwägen zwischen Erfordernissen der Schifffahrt auf der einen und Belangen des Denkmalschutzes auf der anderen Seite gegangen, sagt Fuchs. Beide Brücken sind Baudenkmäler. "Es geht auch um Heimatgeschichte", folgert der Behördenleiter. Das Staatliche Bauamt habe sich daher schon seit Jahren für den Erhalt der beiden Mainbrücken in ihrer jetzigen Form eingesetzt. Für den Fall, dass es nun so komme, habe sich die lange Wartezeit gelohnt, sagt Fuchs mit Blick auf die Vorgeschichte.

Die begann spätestens 2013. Damals präsentierte die Schifffahrtsverwaltung ihre Forderung, an der Marktheidenfelder Brücke einen Pfeiler zu entfernen. Die Folge war ein Sturm der Entrüstung, nicht zuletzt, weil die Brücke das Stadtwappen ziert. Tausende Unterschriften wurden gesammelt, der Stadtrat sprach sich geschlossen für den Erhalt der Brücke in ihrer gewohnten Form aus.

Der Widerstand war womöglich Grund dafür, dass in Berlin über Jahre keine Entscheidung gefällt wurde. Wegen der ungeklärten Situation in Marktheidenfeld schob das Bauamt die Generalsanierung der Lohrer Brücke immer weiter vor sich her. Das denkmalgeschützte Bauwerk ist in einem erbärmlichen Zustand. Im jüngsten Prüfbericht wurde es vom Staatlichen Bauamt unter allen knapp 500 Brücken in dessen Zuständigkeit mit dem schlechtesten Wert eingestuft: 3,8 auf einer Skala von 1 bis 4. Es gehe, so betonte die Behörde, jedoch vorwiegend um optische Mängel, die Standsicherheit sei nicht gefährdet.

Lohr: Hoffen auf Sanierung

In den Rathäusern von Lohr und Marktheidenfeld erfuhr man in dieser Woche erst durch die Nachfrage der Redaktion von den neuesten Entwicklungen zu den beiden Mainbrücken. "Ich freu mich darüber, wenn es so kommt", sagte Marktheidenfelds Bürgermeister Thomas Stamm. Die Alte Mainbrücke sei ein Wahrzeichen der Stadt, das so erhalten bleiben sollte. Dass seit der ersten Forderung der Schifffahrtsverwaltung bis heute so viel Zeit vergangen sei, habe ihm Hoffnung gemacht, "dass es so bleibt, wie es ist", sagt der Bürgermeister und erinnert an den großen Widerstand, den die Pläne hervorgerufen hatten.

Auch im Lohrer Rathaus freue man sich, wenn das Entfernen eines Pfeilers der alten Mainbrücken kein Thema mehr sei. "Denn beide Brücken sind Wahrzeichen unserer Städte", begründet der städtische Pressesprecher Dieter Daus. Die Stadt Lohr begrüße es sehr, wenn der "seit vielen Jahren durch die angebrachten Schutznetze unter den Gehwegen von weitem sichtbare schlechte bauliche Zustand" der Lohrer Brücke behoben werde. Eine Generalsanierung biete endlich die Möglichkeit, "eine ordentliche Radweganbindung Sendelbachs beziehungsweise des linksmainischen Radwegs über die Alte Mainbrücke in die Altstadt zu erhalten".

In bester Tradition

Wenngleich auch Bauamtsleiter Fuchs davon ausgeht, dass das mit gewaltigem Aufwand verbundene Entfernen eines Pfeilers an den beiden alten Mainbrücken hinfällig ist, bleibt die finale Entscheidung aus dem Bundesministerium abzuwarten. Wie man dort mit den Ergebnissen des vom Würzburger Bauamt vorgelegten neuen Gutachtens umgeht? Eine Anfrage dazu ließ die Pressestelle des Ministeriums – in bester Tradition zu manch früherer Nachfrage zu diesem Thema – bis Redaktionsschluss unbeantwortet.

Sanierungsbedarf

Sollte an den beiden alten Mainbrücken in Marktheidenfeld und Lohr kein Pfeiler entfernt werden müssen, will das Staatliche Bauamt Würzburg nach Aussage seines Leiters Michael Fuchs zügig in die Planung der Generalsanierung in Lohr und einer deutlich weniger umfangreichen Instandsetzung der erst vor wenigen Jahren überarbeiteten Marktheidenfelder Brücke einsteigen.
Während es in Marktheidenfeld um solche Dinge wie die Kontrolle der Verfugung gehe, müsse in Lohr der gesamte Überbau erneuert werden. "Da muss alles raus", so der Bauamtsleiter.
Zur Gestaltung habe man bereits Ideen, müsse diese aber noch mit den Vorstellungen der Stadt abgleichen. Die Gespräche werde man aufnehmen, sobald die Entscheidung aus Berlin vorliege.
Ab da könnte der mögliche Zeitplan laut Fuchs wie folgt aussehen: Planung der Generalsanierung im Jahr 2025; Ausschreibung der Arbeiten 2026; Baubeginn 2027. Die sicher millionenschweren Arbeiten selbst könnten laut Fuchs zwei Jahre dauern.
Die Alte Mainbrücke in Lohr gehört seit einigen Jahren der Stadt, allerdings ist das Bauamt nach dem Tausch noch zu einer Sanierung verpflichtet. Die Marktheidenfelder Brücke ist Eigentum des Freistaats. Nach einer Instandsetzung könnte laut Fuchs ein Übergang der Baulast an die Stadt Thema werden.
Quelle: joun
 
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