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MARKTHEIDENFELD
Alte Mainbrücke: Am Anfang standen die Zweifler
Historisches Bauwerk: Über die Alte Mainbrücke wird viel diskutiert. Grund ist die drohende Entfernung des mittleren Pfeilers. Ein Blick in die Geschichtsbücher zeigt: Schon beim Bau erregte die Brücke großes Aufsehen.
Martin Harth
Martin Harth
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:16 Uhr

Im Jahr 1835 hatte König Ludwig I. (1786–1868) den Bau einer Brücke bei Marktheidenfeld genehmigt, das wenige Jahre zuvor den Amtssitz erhalten hatte. Sofort begannen die Planungen. Von zwei alternativen Entwürfen erhielt eine Steinbrücke den Vorzug vor einer eisernen Kettenbrücke.

Der königliche Baukunstausschuss hatte sich mit Entwürfen des Bezirksingenieurs Georg Heinrich May (1790–1853) aus Aschaffenburg auseinandergesetzt. Von Anfang an war auch der bedeutende Münchener Hofarchitekt Leo von Klenze (1784–1864) beratend an dem Projekt beteiligt.

Für die Steinbrücke hatte man sich „sowohl wegen der Solidität, als auch wegen der geringeren dazu erforderlichen Kosten“ entschieden. Klenze plädierte für die flachen Bogenformen unter Hinweis auf die „Localverhältnisse und Uferhöhe so wie die Gefahr der an dieser Stelle sehr heftigen Eisstockungen“. Diese könnten vergleichsweise niedriger ansetzende Halbkreisbogen – „so sehr Vortheile einer solchen Form auch übrigens anerkannt werden müßten“ – leicht zum Einsturz bringen.

Im November genehmigte König Ludwig I. die Planungen mit der Auflage, „daß wie die alt-römischen Quader die Steine dieser Brücke behauen werden sollen“. 1837 erfolgte die Grundsteinlegung.

Nach einem Winter-Hochwasser (1838/39) wurde entschieden, die Brückenpfeiler um etwa 70 Zentimeter zu erhöhen, was den Bau nicht unerheblich verteuerte. Klenze reiste mehrfach zu Inspektionen an die Brückenbaustelle, „wohl ohne Zweifel der größten, welche jetzt in Teutschland ausgeführt wird, um an Ort und Stelle dem Ingenieur mehrere gewünschte Aufschlüße über die architektonische Gestaltung zu geben“, wie er an den Münchener Hof schrieb.

Das Bauwerk wurde unter anderem durch die Erhöhung der Flügelmauern seitlich der Widerlager gestalterisch verändert. Bis Ende 1845 war die Mainbrücke annähernd fertiggestellt worden. Sie wurde im Januar 1846 dem Verkehr übergeben. 50 Jahre später errichtete die Gemeinde Marktheidenfeld aus Dankbarkeit am westlichen Brückenkopf ein Denkmal für König Ludwig I. Das im Zweiten Weltkrieg durch die Sprengung zweier Brückenbögen schwer beschädigte Baudenkmal wurde wiederhergestellt. Eine Verbreiterung der Fahrbahn sorgte in der Folge für eine Veränderung der Geländer an den beiden Fußwegen.

Dass der Bau der Mainbrücke nicht unumstritten war, machte Heinrich Meidinger in seiner 1841 in Frankfurt erschienenen Schrift „Statistische Uebersicht der Mainschifffahrt und der Flößerei im Jahr 1840: nebst einigen Worten über Frankfurts Handel der Vorzeit und seine Messen“ deutlich. Er verzeichnete die Maße der im Bau befindlichen Steinbrücke, wie sie bis dahin mit Frankfurt, Aschaffenburg, Würzburg, Ochsenfurt und Kitzingen am Main nur an fünf weiteren Orten vorhanden waren. „Die neue Brücke zu Markt Heidenfeld wird 600? (Fuß) lang, jeder Bogen im Lichten 81? weit und 32? hoch. Die Breite der Fahrbahn 24?.“

Meidinger zweifelte offen daran, dass die Brücke am richtigen Ort entstand, denn er schrieb: „Nicht weit von da am linken Flußufer liegt das Städtchen Markt Heidenfeld, das ebenfalls, gleich dem folgenden Städtchen Lengfurt, einen beträchtlichen Holzhandel in eichenen Fässern und Faßdauben nach Frankfurt und Mainz treibt. Eine neue schöne Steinbrücke über den Main, die bis zum nächsten Jahre (1842) vollendet seyn soll und zur Verbindung der Landstraße zwischen Würzburg und Aschaffenburg dient, ist bei Markt Heidenfeld im Bau.

Sehr zu bedauern ist, daß diese Brücke nicht zu Lohr angelegt wurde, wo jetzt die neue Chaussée (zwischen Aschaffenburg und Lohr) beendigt, deren Steigung so unbedeutend ist, daß man nicht einmal einzuhemmen braucht, und den Weg von Aschaffenburg nach Lohr mit der Post in 3, höchstens 4 Stunden zurück legt. Bis jetzt ist noch die Mainüberfahrt für die Eilwagen von und nach Würzburg zu Lengfurt vermittelst einer Fähre.“

Diese Zweifel waren auch wenig später keineswegs verflogen. Denn Dietrich Menk-Dittmarsch ließ seine Zeitgenossen in seinem 1843 in Mainz erschienenen Buch „Der Main von seinem Ursprung bis zur Mündung mit Städten Ortschaften, Ritterburgen und Sagen, historisch, topographisch, malerisch“ über Marktheidenfeld wissen: „Welch reges Leben und Treiben herrscht hier an den Ufern unseres Flusses, hunderte von Arbeitern stöhnen unter der Last mächtiger Balken. Steine werden in ungeheuren Massen herbeigeschafft und dem Rücken unseres Stroms aufgebürdet, denn nichts Geringeres beabsichtigt man, als hier eine neue Brücke, die eine der stattlichsten in ganz Baiern werden soll, aufzuführen. Seit mehreren Jahren ist man mit ihr beschäftigt und bis Ende 1842 soll sie vollendet, in ihren sieben hochgesprengten Bogen dastehen.

Ob sie an dieser Stelle den gehofften Nutzen bringen wird, muss die Folge zeigen. Von Markt-Heidenfeld selbst weiss ich nichts weiter zu berichten, als dass es ein sauberer, freundlicher Ort ist, der eine hübsche Kirche im neurömischen Geschmack besitzt und durch die Verlegung des Landgerichts von Homburg hierher einen neuen Nahrungszweig gewonnen hat; der Einwohner sind circa 2000, die Wein-, Holzhandel und verschiedene Gewerbe treiben.“

Erst Ludwig Braunfels rühmte in seinem Buch „Die Mainufer und ihre nähere Umgebung“, das ab 1844 in Würzburg in mehreren Folgen verlegt worden war, etwas später das Projekt und die Harmonie des Bauwerks in Marktheidenfeld: „Die neue Straße, die von Aschaffenburg hier durch nach Würzburg führt und die bisherige Überfahrt bei Lengfurt entbehrlich macht, wurde Anlaß zum Bau der neuen Brücke, die eine der schönsten in Deutschland ist. In sieben gewaltigen Bögen prangt das stattliche Werk zur Zierde der Gegend und zur Ehre seines Erbauers, des Ingenieurs May.

“ Und wie zum Beweis folgt der bekannte Stahlstich aus Carl Mayers Kunstanstalt in Nürnberg nach einer Zeichnung des Künstlers Fritz Bamberger (1814–1873).

Nach 1945 wurden die zwei am Ende des Zweiten Weltkriegs gesprengten Bögen der Alten Mainbrücke wieder ergänzt.
Foto: Archiv Historischer Verein | Nach 1945 wurden die zwei am Ende des Zweiten Weltkriegs gesprengten Bögen der Alten Mainbrücke wieder ergänzt.
Entscheidend am Brücken-Projekt beteiligt: Architekt Leo von Klenze.
Foto: Repro: M. Harth | Entscheidend am Brücken-Projekt beteiligt: Architekt Leo von Klenze.
Er ließ die Mainbrücke erbauen: König Ludwig I. von Bayern.
Foto: Repro: Martin Harth | Er ließ die Mainbrücke erbauen: König Ludwig I. von Bayern.
Drei junge Frauen in einem Boot. Im Hintergrund ist die Mainbrücke zu sehen. Deutlich erkennbar ist, dass zwei Bögen noch nicht ausgemauert sind.
Foto: Archiv Historischer Verein | Drei junge Frauen in einem Boot. Im Hintergrund ist die Mainbrücke zu sehen. Deutlich erkennbar ist, dass zwei Bögen noch nicht ausgemauert sind.
Schwer gezeichnet: die Mainbrücke, bei der im Zweiten Weltkrieg zwei Brückenbögen gesprengt wurden.
Foto: Archiv Historischer Verein | Schwer gezeichnet: die Mainbrücke, bei der im Zweiten Weltkrieg zwei Brückenbögen gesprengt wurden.
 
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